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Tendenz steigend. In Brandenburg leben derzeit etwa 90 Wölfe.

© Urban

Potsdam-Mittelmark: Fünf Schafe bei Beelitz von Wölfen getötet

Seit Jahresbeginn im Land 22 Schafe gerissen

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Beelitz - Erneut sind in Brandenburg mehrere Schafe von Wölfen gerissen worden. Der Vorfall ereignete sich bereits in der Nacht zum vergangenen Sonntag in einem Gehege in dem kleinen Beelitzer Ortsteil Birkhorst. Dabei sind fünf Tiere getötet worden, wie der Sprecher des Landesumweltministeriums, Achim Wersin, am Mitwoch gegenüber den PNN bestätigte. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über den Vorfall berichtet.

Am Sonntagmorgen fand der Schäfer die verendeten Tiere mit Bissspuren in seinem Schafspferch. Er alarmierte die Polizei, und der ehrenamtliche Wolfsbetreuer Kai-Uwe Hartleb aus Ferch wurde gerufen. Der stellte anhand der Bissspuren fest: „Das waren eindeutig Wölfe, vermutlich drei Tiere.“ Das Gehege mit insgesamt acht Schafen war zwar vorschriftsmäßig durch einen Elektrozaun gesichert, doch die Wölfe konnten wohl unter dem Draht hindurchrobben. „Die tödlichen Bisse in die Kehlen der Schafe stammen von Wölfen, außerdem waren auf einem benachbarten Feld die Spuren der Tiere eindeutig zu erkennen“, berichtete Hartleb. Die Schafe seien allerdings ansonsten unversehrt gewesen. „Wahrscheinlich wurden die Wölfe gestört, etwa durch ein vorbeifahrendes Auto, und haben die Flucht ergriffen.“

Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehören die Wölfe zum sogenannten Lehniner Rudel. Die etwa 30 Wölfe haben seit fast drei Jahren im Bereich Brandenburg/Havel, Bad Belzig und Kloster Lehnin ihr Revier. Die Beute besteht gemeinhin zu 97 Prozent aus Rehen, Rot- und Schwarzwild, dann kommen Hasen und Kleinsäuger. Nutztiere, besonders Schafe und Ziegen, machen statistisch knapp einen Prozent der Beute aus. Menschen seien indes nicht gefährdet, sie würden von den Wölfen gemieden, so Wersin.

Im Jahr 2007 war das erste Rudel der streng geschützten Raubtierart in Brandenburg wieder gesichtet worden – der Wolf galt zuvor seit 150 Jahren als ausgerottet. Heute leben im Land nach Expertenschätzungen etwa 90 Tiere. Im Jahr 2012 wurden laut Ministeriumsangaben in Brandenburg 50 Schafe von Wölfen gerissen. In diesem Jahr sind es – den Übergriff bei Beelitz mitgerechnet – bisher 22. „Die Tendenz ist abnehmend“, sagte Ministeriumssprecher Wersin, auch weil die Tierhalter effektivere Schutzmaßnahmen ergreifen würden. Der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) bietet entsprechende individuelle Beratungen durch Wolfsexperten an. Haben die Tierhalter die notwendigen Schutzmaßnahmen getroffen, werden sie für den Verlust von Schafen aus der Tierseuchenkasse entschädigt. Außerdem können die Halter Fördergelder für Schutzzäune oder speziell ausgebildete Hunde beantragen.

Für die nächsten Jahre wird mit einer weiteren Ausbreitung der Wölfe im Land gerechnet. Im Osten Deutschlands könnten die Reviere jedoch bald aufgeteilt sein, so Wersin. Weitere Wölfe würden dann wahrscheinlich Richtung Westen ziehen. Hagen Ludwig (mit dpa)

Hagen Ludwig (mit dpa)

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