Potsdam-Mittelmark: Funken statt graben
Ganz Michendorf schnell ins Internet zu bringen ist möglich, sagt der Breitbandbeauftragte des Landes
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Michendorf - Die Staatskanzlei hat jetzt Aussagen zurückgewiesen, nach denen das Funkbreitband-Projekt für Michendorf eine „Mogelpackung“ wäre. „Ein Großteil der Bürger kann davon profitieren – nicht nur 200 Haushalte“, stellte Jürgen Hegemann, Breitbandbeauftragter des Landes, gestern gegenüber den PNN klar. Diese Zahl war auf der Gemeindevertretersitzung in der vergangenen Woche gefallen, worauf sich bei den Abgeordneten Ernüchterung breit machte (PNN berichteten). Seit Jahren warten viele Bürger der Gemeinde auf den schnellen Draht ins Internet
Im Sommer ist Michendorf als eine von 26 Kommunen in das Modelprogramm der Staatskanzlei aufgenommen worden. Für insgesamt 3,3 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket baut das Land Richtfunkstrecken, mit denen bislang unterversorgte Gemeinden mit einer Breitbandverbindung ausgestattet werden sollen. Dafür wird bis April 2010 in jeder der Kommunen eine Antenne aufgestellt, mit der eine überregionale Verbindung zu einem der Funktürme im Land hergestellt wird. Die sorgen nämlich nicht mehr nur für die Übertragung von Fernseh- und Radiowellen, sondern unterstützen auch Mobilfunk- und Datenverbindungen. Laut Hegemann ließen sich auf diesem Wege ähnliche Übertragungsgeschwindigkeiten erreichen wie per Glasfaserkabel – nämlich bis zu 155 Megabit pro Sekunde. Deutschlandweit seien mittlerweile über 68 000 Richtfunkstrecken in Betrieb. Für die 26 weiteren, die nun in Brandenburg entstehen sollen, hat das Unternehmen Ericsson den Zuschlag erhalten.
Für den zweiten Teil der Strecke, die „letzte Meile“ zwischen dem Empfänger und den einzelnen Haushalten, müssen sich die Gemeinden einen Betreiber suchen. Von den 26 Modellkommunen hätten sich mittlerweile zwölf für einen entschieden, berichtete Jürgen Hegemann. Neben der Telekom und Vodafone seien auch kleine Anbieter wie die Complus AG aus Kirchmöser und RFT aus Brandenburg (Havel) dabei. Die würden auf verschiedenen Wegen für eine gute Verbindung sorgen: Entweder kabellos, wie es Complus in Stücken bereits per W-Lan gemacht hat, oder per Glasfaserkabel über Kabelverzweiger, die häufig auch für die Telefonleitung genutzt werden. Wieviele Haushalte wann erschlossen werden liegt also in den Händen des Anbieters – und daran, wie viele Kilometer Glasfaserkabel noch verlegt werden müssen. „Die Gemeinden sollten sich einen Zeitplan vorlegen lassen“, empfahl Hegemann.
In Wilhelmshorst und Langerwisch drängt sich der Anschluss per Glasfaserkabel auf, da in der Waldgemeinde bereits neun Kabelverzweiger liegen, die relativ geradlinig in südliche Richtung verlaufen. Der erste – und damit 70 bis 225 Haushalte – soll sofort an den Empfänger angeschlossen werden. Im Zuge des anstehenden Ausbaus der Peter-Huchel-Chaussee im kommenden Jahr könnten dann nach und nach die anderen Verteiler per Breitband-tauglichem Glasfaserkabel erschlossen werden. In Langerwisch gibt es drei Kabelverzweiger. Danach könnte das Breitband-Signal wieder vom vorhandenen Kabel- auf den Luftweg wechseln und per Funk nach Wildenbruch und Fresdorf geschickt werden – dies sei die günstigste Lösung. „Funken statt graben“, zitierte der Breitbandbeauftragte die Ericsson-Devise. Die Gemeinde Michendorf sei kein einfacher Fall, konstatierte Hegemann, aber die Staatskanzlei habe sich bewusst dafür entschieden, sie ins Projekt aufzunehmen. Thomas Lähns
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