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Potsdam-Mittelmark: Für eine Orgel bis nach Kasachstan

Katja Schneider war Lehrling bei Alexander Schuke in Werder (Havel) und gehört zu den besten Nachwuchshandwerkern Deutschlands

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Werder - Die erste Orgel ist immer etwas Besonderes. Als Katja Schneider vor über drei Jahren ihre Ausbildung begann, wurde sie gleich mit Arbeiten an einem Instrument in Büßleben bei Erfurt betraut. Damals ein Sprung ins kalte Wasser, „aber in den ersten drei Monaten bin ich ständig unterwegs gewesen“, berichtet sie heute. Eine Reise führte sie sogar bis nach Kasachstan.

Bei der Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH in Werders Havelauen hat die gebürtige Prenzlauerin ihren Traumberuf gefunden. Längst hat sie sich in den Berufsalltag hineingefunden, restauriert zurzeit mit ihren Kollegen die Kirchenorgel der anhaltinischen Gemeinde Schönenberg. Das Instrument wurde abgebaut und steht nun in seinen Einzelteilen in den Werkhallen von Schuke. Auf ihrem Arbeitsplatz liegen so genannte Windladenstöcke. Vorsichtig müssen hier die alten Lederdichtungen entfernt werden, ganz konventionell mit Wasser und einem Lappen.

„Eigentlich wollte ich Tischlerin werden, doch dann absolvierte ich ein Praktikum bei Schuke. Damals war der Firmensitz noch in Potsdam“, erzählt Katja Schneider. Die Arbeit mit Holz, Metall und vielen anderen Materialien habe sie fasziniert, der Berufswunsch verfestigte sich und nach der Schule bewarb sie sich hier. Die einzige Berufsschule in Deutschland für Instrumentenbauer befindet sich in Ludwigsburg in der Nähe von Stuttgart. Ein ordentliches Stück zu reisen, „aber die Schule ging dann auch gleich über mehrere Wochen“. Muss man musikalisch sein, wenn man in dieser Branche arbeitet? „Das ist kein Muss, aber von Vorteil.“ Katja Schneider spielt Akkordeon und Gitarre.

Die eigentliche Herausforderung der Ausbildung war der praktische Teil in Potsdam und später in Werder (Havel). Unterwegs ist man dabei ebenfalls – sogar weltweit: Katja Schneider erinnert sich gern an die vier Wochen in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt Almaty. Der Auftrag bestand darin, eine 1967 errichtete Schuke-Orgel in der alten Kirche ab- und in einem Neubau wieder aufzubauen. „Unsere Gastgeber waren überaus freundlich, haben viel mit uns in der freien Zeit unternommen und uns die Gegend gezeigt.“

Die anspruchsvolle Lehrzeit hat Katja Schneider im Sommer erfolgreich abgeschlossen, wurde von der Firma daraufhin übernommen. Beim 55. Bundeswettbewerb der Handwerksjugend im November belegte sie sogar den dritten Platz. Mitgemacht habe sie dort eigentlich nur, um ihre Nervosität vor Prüfungen abzubauen, sagt die junge Frau bescheiden. Mit dem Bau eines Pfeifenständers und einer Metallpfeife nach Zeichnung konnte sie die Jury überzeugen.

Für Meister Matthias Schuke ist dieser Erfolg eine Bestätigung der praktischen Ausbildung. „Hier wird niemand geschont, die Lehre ist sehr umfangreich“, sagt er. In allen Bereichen des Orgelbaus wird praktisches Wissen vermittelt, vom Gießen der Pfeifen über die Intonation bis hin zur Arbeit in der Holzwerkstatt. „Die Lehrlinge müssen alle Abteilungen durchlaufen.“ Für Meister Schuke sei es besonders erfreulich, wenn junge Menschen diese Ausbildung durchhalten, schließlich werde der Nachwuchs im eigenen Betrieb gebraucht. „Aber wer sich woanders bewerben will, hat hier gute Grundlagen bekommen.“ Noch niemand habe seine Schuke-Lehre abgebrochen.

Katja Schneider will erstmal in Werder bleiben und hier Erfahrungen sammeln. Arbeit gibt es genug: Ein Projekt, an dem sie ebenfalls mitarbeitet, ist ein Orgelneubau für die Stadt Posen. Eine weitere Orgel wird für eine Stadt in Mexiko gebaut. So wird sie auch weiterhin unterwegs sein, zwischen Werder und der Welt.

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