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Potsdam-Mittelmark: „Für einen wird es schwierig“

Vor zehn Jahren hat Klaus Batz das Bädergutachten für das Land Brandenburg geschrieben. Seine damalige Aussage findet er aktueller denn je: Der Raum Potsdam kann nur ein neues Freizeitbad vertragen

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Potsdam / Werder (Havel) - In Werder wird gebaut, in Potsdam geplant. Das Fazit von Klaus Batz ist unverändert: Die beiden neuen Freizeitbäder werden sich gegenseitig die Gäste wegnehmen. Vor zehn Jahren hat Batz das Bädergutachten für das Land Brandenburg verfasst. Die Landesregierung wollte seinerzeit Fehlentwicklungen in der ausufernden Bäderlandschaft verhindern – und befragte die Fachleute von Batz’ Bäderberatung con.pro in Nürnberg und der Regionomica in Berlin. Sie kamen seinerzeit zum Schluss, dass das Land genügend Badstandorte hat – und allenfalls im Raum Potsdam an ein neues Freizeitbad zu denken ist – eines wohlgemerkt.

Die Aussagen von damals gelten mehr denn je, sagt Klaus Batz heute. „Die Situation hat sich nicht zum Besseren gewendet, obwohl das Thema Baden nach wie vor zu den Top 3 der Freizeitbeschäftigungen in der deutschen Bevölkerung zählt.“ Seit damals sind mit der Spreewaldtherme in Burg, der Kristalltherme in Ludwigsfelde und dem Tropical Islands drei große neue Bäder hinzugekommen, die ein überregionales Einzugsgebiet brauchen. In Cottbus wurde ein älteres Freizeitbad durch einen Neubau ersetzt.

Die Bevölkerungszahl in Brandenburg habe sich trotz der Steigerung im Speckgürtel nicht so entwickelt, dass Potenzial für weitere Standorte erkennbar wäre, so Batz gegenüber den PNN. „Wenn wir von etwa 25 Bädern ausgehen, die nicht alleine der kommunalen Daseinsvorsorge dienen und Freizeitelemente wie Rutschen oder Saunen aufweisen, dann bleiben nur rund 100 000 Brandenburger pro Bad.“ Zu wenig für einen wirtschaftlichen Betrieb, für den mindestens 400 000 Einwohner erforderlich seien.

Die Bäder rund um Berlin würden davon profitieren, dass in der Bundeshauptstadt nur wenige freizeit- und wellnessorientierte Bäderangebote existieren. „Daher geben wir dem Standort Werder durchaus gute Chancen“, sagt Batz. Baut Potsdam ebenfalls ein freizeit- und wellnessorientiertes Bad, werde es aber zum Verdrängungswettbewerb kommen. „Für einen wird es schwierig.“ Batz will nicht vorhersagen, für wen.

Der Kompetenz der Kristall Bäder AG in Werder stehe die Geschäftsführerin der Bäderlandschaft Potsdam, Ute Sello, gegenüber, die als frühere Chefin des Maya Mare in Halle ausgewiesene Expertin in der Bäderentwicklung sei. Werders „Blütentherme“ habe durch den landschaftlich schönen Standort, die gute Anbindung und die frühere Eröffnung, die im September 2013 geplant ist, eine gute Ausgangsposition. Allerdings sei die Blütentherme nicht so zentral gelegen wie der Neubau am Potsdamer Brauhausberg, was für regelmäßige Saunagäste, die nicht weit fahren wollen, ein Marktvorteil werden kann. „Beide haben somit Vor- und Nachteile gleichermaßen“, sagt Batz.

Dennoch hält er unterm Strich an seiner Empfehlung von 2003 fest, das große Freizeitbad besser in Werder zu bauen. „Hätte man in Potsdam eine kompakte, bedarfsorientierte Lösung als Ersatzmaßnahme für die sanierungsbedürftige Schwimmhalle am Brauhausberg realisiert und nicht das immer größer werdende Projekt von Oscar Niemeyer verfolgt, könnten die Potsdamer längst in einem schönen Bad mit Sauna ihre Freizeit genießen.“

Am Ende werde unter den neuen Bädern vor allem die Steintherme in Bad Belzig – eine „eigentlich durchaus reizvolle und schöne Anlage, die aber einen nicht einfachen Standort hat“ – zu leiden haben. Der Bäderexperte gibt ihr kaum noch Chancen, wenn die beiden neuen Standorte am Brauhausberg und am Zernsee einmal in Betrieb gegangen sind. „Die Anfahrtdistanz zu den einwohnerstarken Stadtteilen im Westen und Süden von Berlin und zum Potsdamer Stadtgebiet ist einfach zu lang.“ Außerdem werde die Steintherme schlechtgeredet.

Positive Beispiele für Freizeitbäder im Land sind für Batz die Turm-ErlebnisCity in Oranienburg, die Flämingtherme in Luckenwalde, die Saarowtherme in Bad Saarow und, seit der Übernahme des Betriebs durch die Stadt, auch die Spreewelten in Lübbenau, die im Marketing mit einem Pinguinbecken punkten. Die Kristall Bäder AG hatte sich 2007 wieder aus Lübbenau verabschiedet.

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