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Technik für alle Fälle. Michendorfs Feuerwehrleute inspizierten am Freitag die umfangreiche Ausrüstung des neuen Einsatzfahrzeugs.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Für Großeinsätze gerüstet

Neues Fahrzeug für Michendorfs Feuerwehr. Deren Aufgaben nehmen zu – vor allem auf der Autobahn

Stand:

Michendorf – Den schweren Unfall im vergangenen September, bei dem ein Lkw auf der A10 in einen polnischen Reisebus raste, werden die Michendorfer Feuerwehrleute wohl noch lange in Erinnerung behalten. Bei dem Unglück wurden die beiden polnischen Lkw-Fahrer getötet, ihre Bergung aus der völlig zerstörten Kabine war für die Rettungskräfte ein Kraftakt gewesen. Insgesamt dauerten die Arbeiten die ganze Nacht und den folgenden Tag hindurch. Künftig sind die Michendorfer noch besser für solche Unglücke gewappnet: Gestern übergab die Gemeinde ihrer Feuerwehr einen nagelneuen Rüstwagen für die technische Hilfeleistung.

Die Anschaffung ist nicht nur vor dem Hintergrund dieses Falles sinnvoll. Die Michendorfer Feuerwehr ist zwar nur für 20 Kilometer Autobahn zuständig – die haben es aber in sich. Zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam kracht es regelmäßig und heftig. Allein im vergangenen Jahr sind nach Angaben der Polizei auf dem mittelmärkischen Abschnitt der A10 hundert Menschen verletzt und fünf getötet worden. In Anbetracht der technischen Entwicklung der Fahrzeuge werde es immer komplizierter, die Insassen herauszubekommen, sagt Michendorfs Ortswehrführer Martin Griebel mit Verweis auf stabilere Fahrzeugkarosserien.

Dafür steht den Michendorfern jetzt ein hochmoderner Plasmaschneider an Bord ihres neuen Lkw zur Verfügung. Das 13,5 Tonnen schwere Fahrzeug verfügt auch sonst über allerlei technische Finessen: Dazu gehören eine Rettungsplattform für die Erste Hilfe zum Beispiel in Höhe von Lkw-Kabinen sowie Seilzüge, um Feuerwehrleute in Schächte hinunterzulassen. Auch Stütz- und Zugvorrichtungen gehören zur Ausstattung, mit denen einsturzgefährdete Gebäude stabilisiert werden können.

350 000 Euro hat das Fahrzeug gekostet, 70 Prozent davon hat das Land gefördert. Für Gemeindewehrführer Dirk Noack ist der Wagen ein „Meilenstein in der Entwicklung der Feuerwehr Michendorf“. Und Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) ist froh, „dass wir jetzt selbst die Mittel für solche Einsätze haben“. Denn bislang mussten bei schweren Unfällen die Feuerwehren aus Saarmund und Beelitz herangerufen werden. Der alte Michendorfer Rüstwagen – ein in die Jahre gekommener Jeep, der nur mit Notstromaggregat ausgerüstet ist – soll jetzt als Spende nach Bulgarien gehen.

Seine Gemeindewehr sieht Dirk Noack nach der Neuanschaffung jetzt insgesamt gut gerüstet. Auch im gesamten Landkreis ist dank der Förderung von Stützpunktfeuerwehren mittlerweile ein Mindeststandard erreicht worden, die Gemeinden investieren aber auch ordentlich aus eigener Tasche. So wurden laut Kreisbrandmeister Herbert Baier allein im vergangenen Jahr kreisweit sieben neue Feuerwehrfahrzeuge angeschafft. „Die Erneuerung der Fahrzeugtechnik bringt eine Stabilisierung in den Ausrückebereichen“, so Baier. Sorgen bereitet ihm indes die Tatsache, dass immer weniger Feuerwehrleute die Autos auch steuern dürfen. Er drängt deshalb auf eine Erweiterung des Autoführerscheins auf Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen – so wie es noch vor zehn Jahren üblich war.

Ansonsten bleibt der Wunsch der Feuerwehren an die Landesregierung, die Förderung für zentrale Stützpunktwehren auch künftig fortzuführen. Die Michendorfer bekräftigen dies – immerhin werden ihre Aufgaben in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Demnächst soll mit dem Ausbau der A 10 im Bereich Michendorf auf acht Spuren begonnen werden. Ob dadurch die Unfallzahlen gesenkt werden, wie versprochen, wird sich zeigen. Auf jeden Fall wird aber die Zahl der Fahrzeuge zunehmen.

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