Potsdam-Mittelmark: „Für Kitas und Schulen muss immer Geld da sein“
Bürgermeisterkandidat Roland Büchner zu Prominenten im Wahlkampf, Vorwürfen gegen Mitbewerber und Chancen für Geltow
Stand:
Ihre Mitbewerberin Claudia Tittel lässt sich mit dem Ministerpräsidenten ablichten, Kerstin Hoppe erwartet nächste Woche Annette Schavan. Mit welchen prominenten Unterstützern können Sie denn im Bürgermeisterwahlkampf in Schwielowsee aufwarten?
Mein Wahlslogan heißt „Einer von uns, einer für uns.“ Meine prominentesten Unterstützer sind die engagierten Bürger, die Vereine und die Mitglieder des Bürgerbündnis’ Schwielowsee, altgestandene Kommunalpolitiker wie Horst Geßwein oder Heinz Ofcsarik. Ich bin auch der Meinung, die Bürgermeisterkandidaten sollten sich an ihrer bisherigen Arbeit und ihren Zielen messen lassen. Im Übrigen wundert es mich, wie Frau Hoppe für ihre Wahlkampfauftritte öffentliche Einrichtungen und Termine nutzt. Mit bleiben Kitas und Schulen wegen eines Rathausedikts verschlossen.
Capuths Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter vom Bürgerbündnis hat diese Woche vor einer Wahl Claudia Tittels gewarnt und ihr indirekt vorgeworfen, dass Sie wirtschaftliche und politische Interessen vermengt. Was denken Sie dazu?
Das war eine persönliche Meinungsäußerung von Herrn Scheidereiter. Der Vorstand des Bürgerbündnis’ hat sich darauf geeinigt, einen sauberen Wahlkampf zu führen. Sicher weiß auch ich, dass Frau Tittel mit der Blütenviertel GbR verbandelt ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das für mich kein Problem. Wir haben drei Kandidaten und alle drei haben in ihrem Wahlprogramm zu stehen, dass die Gewächshausbrache in Caputh entwickelt werden muss. Dass Frau Tittel sich da auf wirtschaftlicher Ebene bemüht hat, kann man ihr nicht zum Vorwurf machen. Als Amtsträgerin ginge das dann natürlich nicht mehr.
Der Solidarpakt läuft bis 2020 schrittweise aus. Das Land kürzt den Kommunen die Fördermittel, weil auch wegen des Bevölkerungsschwundes Einnahmen wegbrechen. Wofür sollte in Schwielowsee trotzdem immer Geld da sein?
Bei Kerstin Hoppe steht die Wirtschaft an erster Stelle im Wahlprogramm, bei mir ist es das Soziale. Für Kitas und Schulen, für die Zukunftssicherung muss immer genug Geld da sein. Wenn die Frage kommt, wo man das hernehmen soll, dann sage ich ganz deutlich: Wir sind eine der wenigen Kommunen im Landkreis, die noch Spielräume hat. Die sollten für Investitionen vor Ort genutzt werden, selbst wenn es weniger Fördermittel gibt. In den vergangenen Jahren wurde der Schuldenabbau in der Gemeinde massiv betrieben, im nächsten Jahr sollen wieder 250 000 Euro getilgt werden. Unter meiner Regie würden weiter Schulden abgebaut, aber das geht auch langsamer.
Sie haben in der Vergangenheit häufig Anstoß an den massiven Investitionen im Tourismusbereich genommen. Wir würde es damit im Fall Ihrer Wahl weitergehen? Wird Geltow noch ins Boot des „staatlich anerkannten Erholungsortes“ geholt?
Auch das ist im Wahlprogramm klar formuliert: Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein, sichert Arbeitsplätze und bringt Geld rein. Meine Kritik hat sich auch nie gegen Tourismusinvestitionen als solche gerichtet, sondern dass 350 000 Euro in zwei Jahren veranschlagt wurden, um Schilder aufzustellen und im Eiltempo Erholungsort zu werden. Jetzt haben wir einen Schilderwald, aber uns fehlen Parkplätze, Einkaufsmöglichkeiten und intelligente Verkehrslösungen. Und Geltow ist bei der Titelvergabe draußen geblieben. Ich bin auch skeptisch, ob der gemeinsame Erholungsort überhaupt gelingen kann. Solange die B1 als Hauptader nach Potsdam führt, wird man die nötigen Grenzwerte kaum erreichen. Das hätte man vor der Antragsstellung prüfen können und müssen, bevor man einen Keil in die Gemeinde treibt.
Sie waren seit 1998 Bürgermeister von Ferch, seit 2003 Ortsvorsteher des Ortsteils. Müssen die Caputher und Geltower nicht fürchten, hinten runterzufallen, wenn Sie Bürgermeister werden?
Im Gegenteil, ich war der erste Ortsvorsteher, der sich vor sechs Jahren dazu bekannte, Investitionen in Ferch zurückzufahren, um den Investitionsstau in Geltow aufzulösen. Wir hatten damals alle öffentliche Gebäude und Hauptstraßen in Ferch saniert. Als Bürgermeister von Schwielowsee würden alle drei Ortsteile gleich behandelt werden, wobei meine Schwerpunkte im Wahlprogramm stehen: Das Vereinszentrum Geltow, die Kita in Ferch und die Entwicklung von Caputh-Mitte und Sanierung des Caputher Sees. Wer die letzten drei Jahre aufmerksam Kommunalpolitik verfolgte, der konnte sehen, das Ferch am weitesten ist, was die Integration in Schwielowsee betrifft.
Das Interview führte Henry Klix
ZUR PERSON
Roland Büchner hat viele kommunalpolitische Funktionen: Ortsvorsteher von Ferch, Vorsitzender der Gemeindevertretung Schwielowsee, Chef des Bürgerbündnis’. Büchner ist in mehreren Vereinen aktiv und seit 26 Jahren Präsident des SV Ferch. Seit 1984 arbeitet er bei der Potsdamer Berufsfeuerwehr. Dort ist er heute als Obermaschinist tätig. Büchner ist 49 Jahre, geschieden und hat eine Tochter. hkx
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