Potsdam-Mittelmark: Für Lärmschutzwände noch zu ruhig
Beelitzer Ortsteile müssen mit Autobahnlärm leben
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Beelitz - Es ist laut – aber noch nicht so laut, dass man einschreiten muss. So lassen sich die Ergebnisse eines Gutachtens über den Autobahnlärm in den Beelitzer Ortsteilen Fichtenwalde und Beelitz-Heilstätten zusammenfassen. Die Belastung ist an manchen Stellen spürbar hoch, würde aber den Bau von Lärmschutzwänden nicht rechtfertigen, so die Studie. In Auftrag gegeben hatte sie die Stadtverwaltung, um damit ihren von der EU geforderten Lärmaktionsplan zu aktualisieren. In einem Schreiben an die Landesministerien für Infrastruktur und Verbraucherschutz fordern die Beelitzer dennoch mindestens ein Tempolimit auf den ortsnahen Abschnitten von A 9 und A 10.
Gemessen wurde der Autobahnlärm in Fichtenwalde über zwei verschiedene Tage auf einem Grundstück in der Brücker Straße – rund 300 Meter westlich der A 9 – und in der Rosenstraße – rund 1000 Meter südlich der A 10. In Heilstätten stand das Messgerät für eine Nacht in der Dr.-Hermann-Straße – rund 1200 Meter östlich der A 9. Am lautesten war es tagsüber mit einem Durchschnittspegel von knapp 53 Dezibel in der Rosenstraße, am leisesten war es nachts mit 44 Dezibel in der Brücker Straße. Der Wind habe zwar für Schwankungen gesorgt, aber in allen Fällen seien keine Grenzwerte überschritten worden, heißt es im Gutachten.
Die Grenzwerte für den Autobahnlärmschutz liegen laut Gutachten für reine Wohngebiete tagsüber bei durchschnittlich 70 und nachts bei 60 Dezibel. Erst wenn diese überschritten werden, müsse eine sogenannte Lärmsanierung vorgenommen werden, wie der Beelitzer Bauamtsleiter Gerd Ohligschläger kürzlich im Stadtrat erklärte. Zwar gebe es auch strengere Grenzwerte, doch kämen die nur bei Straßenausbauten zum Tragen. Dann dürfen zum Beispiel vor Krankenhäusern 47 Dezibel nachts im Durchschnitt nicht überschritten werden, ansonsten muss für Lärmschutz gesorgt werden. Für die Dr. Hermann-Straße, in der die Beelitzer Kliniken liegen, wurden nachts 49 Dezibel gemessen. Dass die strengeren Werte für Beelitz gelten, wenn die A 10 ab kommendem Jahr auf acht Spuren erweitert wird, bezweifelte man im Stadtrat. Immerhin soll nur bis zum Dreieck Potsdam ausgebaut werden.
Über die Werte gaben sich die Stadtverordneten besorgt. Die Linksfraktion bat die Verwaltung, eine stärkere Bepflanzung des Stadtwaldes im Autobahnbereich zu prüfen. Außerdem sollten Land und Bund weiter zum Handeln aufgefordert werden. In ihrem Schreiben kritisieren die Beelitzer, dass der letzte Lärmaktionsplan der Stadt aus dem Jahr 2008 schon ein Tempolimit auf den Autobahnen vorsah, aber nichts geschehen sei. „Die Bekämpfung von Umgebungslärm kann nur dann effektiv sein, wenn betroffene Bürger sich wirklich beteiligt sehen und Ergebnisse erkennbar werden“, heißt es in dem Brief. Thomas Lähns
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