Potsdam-Mittelmark: Für vier Euro einen Monat lernen dürfen
Ulrike Kochan gründete Verein zur Unterstützung pakistanischer Kinder
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Nuthetal - „Rubinas 400 Kinder" heißt ein neuer Verein in Bergholz-Rehbrücke, der jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Vereinsvorsitzende Ulrike Kochan hatte im August 2005 für zehn Monate beim Aufbau eines Kindergartens für die ärmsten Kinder in den Dörfern bei Lahore in Pakistan geholfen. In diesem Sinne will sie nun auch mit ihrem Verein, der vorerst aus acht Mitgliedern besteht, für die Kinder in Pakistan wirken.
Ulrike Kochan ist von Hause aus Lehrerin, aber seit 15 Jahren in Waldorf-Kindergärten als Erzieherin tätig. In Lahore lernte sie die christliche Familie Rubina Ramzan kennen. Vor einigen Jahren unterrichtete sie der Not gehorchend zu Waisen gewordene Kinder aus der eigenen Verwandtschaft. Daraus entstand die Idee, noch mehr Kindern zu helfen. 1999 startete sie in einem Zimmer ihrer Wohnung mit 57 Kindern den Schulbetrieb. Vier Jahre lang arbeitete sie nur mit Unterstützung der eigenen Familie.
Die „Miracle School“ bietet heute 250 Kindern in einer familienähnlichen Umgebung eine Chance zum Lernen. „Wunderschule“ heißt sie – es ist wohl für manches Kind wie ein Traum, zur Schule gehen zu dürfen. Sie finden hier teils erstmals Sicherheit, Geborgenheit und Fürsorge. Ulrike Kochan nutzte die Zeit im fremden Land, um ihr organisatorisches und pädagogisches Wissen und Können weiterzugeben. Sie führte den Kindern mitunter eigenes Puppentheater vor, lernte die Mütter und deren schwierige Lebenssituation kennen.
Erst im August diesen Jahres konnte eine zweite Schule in dem Ziegeleidorf Joanabad, 30 Kilometer von Lahore entfernt, gegründet werden, in dem vorwiegend Christen leben. Der pakistanische Staat steht auf dem Standpunkt, für ein christliches Dorf brauche man keine Schule einzurichten, berichtet Ulrike Kochan. Die meisten Menschen arbeiten in Joanabad in der Ziegelei. Die große Armut, häufige Betriebsunfälle in der Ziegelei und oft folgende Invalidität der Männer zwingen die Frauen ebenfalls dort zu arbeiten. Kinderbetreuung gibt es nicht, um die Kinder „unterzubringen“, arbeiten sie oft schon früh mit der Mutter in der Ziegelei.
„Pakistan ist ein Land der Gegensätze. Neben großem Reichtum herrscht tiefe Armut, neben guter Bildung weit verbreiteter Analphabetismus“, so die engagierte Vereinsgründerin. Die Existenzgrundlagen auf dem Land werden immer schlechter, was die Elendsviertel am Rande der Städte wachsen lässt, berichtet sie. 17 Prozent der Bevölkerung leben von weniger als einem US-Dollar am Tag. Die Gesundheitsvorsorge sei unzureichend, oft ist nicht einmal eine Mahlzeit am Tag gewährleistet. 23 Prozent der Bevölkerung seien unterernährt.
Die junge Schule in Joanabad besuchen bereits 150 Kinder. Beide Schulen tragen sich ausschließlich aus Spenden. Die Lehrer laufen oft von Tür zu Tür, um Mittel für die weitere Existenz der Schulen zu erbitten.
„Unser Verein möchte langfristig beide Schulen durch Spenden zur Sicherung einer Grundversorgung dieser Kinder unterstützen. Es geht um Kleidung und Schuhe, das tägliche Essen, um die medizinische Versorgung wie zum Beispiel Impfungen der Kinder aber natürlich auch die Absicherung des Unterrichts und die Fortbildung der Lehrer", erklärt die Vereinsvorsitzende ihr Anliegen. Für vier Euro (300 Rupien) kann ein Kind einen Monat dort die Schule besuchen. Mit 70 Euro könnte das Gehalt eines Lehrers für einen Monat gesichert sein. Eine Schulmiete werde beispielsweise regelmäßig von einem Pastor aus Großbritannien geschickt, weiß sie zu berichten. „Den Kindern müssen Hoffnung und eine Perspektive gegeben werden, ein Leben in Würde zu starten.“ Aber auch den Müttern muss geholfen werden, selbstständig zu werden.
Um diese Ziele zu verwirklichen, werden weitere Mitglieder gesucht. Ein Spendenkonto werde derzeit vorbereitet. Wer Kontakt zum neu gegründeten Verein sucht, hat hierzu am 1. Dezember zum Adventsbasar in der Waldorfschule in Potsdam, Erich-Weinert-Straße 5, Gelegenheit. Am 9. Dezember ist Ulrike Kochan mit ihren Mitstreiterinnen in Bergholz-Rehbrücke auf dem Schäferhof in der Schlüterstraße 8 zum Weihnachtsmarkt zu Gast.
Kontakt: Vereinsvorsitzende Ulrike
Kochan, Telefon (033200) 86535 , Mail-Adresse: Ulrike.Kochan@web.de
Ute Kaupke
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