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Potsdam-Mittelmark: Furcht vor Autolärm über dem See

Schallschutzmaßnahmen sind für die Caputher Bürgerinitiative keine Lösung

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Schwielowsee · Caputh - Soviel ist klar: Ruhe wie bisher wird es am Templiner See nicht mehr geben, ist die „Havelspange“ als Verbindung von B1 und B2 über den Templiner See erst einmal gebaut. Dieses Fazit zog die Bürgerinitiative „Rettet den See“ am Donnerstagabend auf ihrer 6.Versammlung nach einem Vortrag von Hartmut Jonas aus dem Landesumweltamt Brandenburg.

Der Experte hatte die rund 30 interessierten Bürger über aktive und passive Lärmschutzmaßnahmen informiert, zu denen auch der sogenannte „Flüsterasphalt“ zählt. Ein solcher Belag vermag Verkehrslärm um etwa 9 Dezibel senken. Weitere Möglichkeiten im Außenbereich wären Lärmschutzwände, was von den anwesenden Bürgern mit Lachern quittiert wurde: „Wir wollen doch hier keine Mauer!“, hieß es. Skeptisch zeigten sie sich auch gegenüber passivem Lärmschutz mit speziellen Türen und Fenstern. Damit könnten zwar Gebäude geschützt werden, meinten einige Bürger, aber der Aufenthalt im Freien sei dann nach wie vor durch Lärm beeinträchtigt. Dazu verwies Jonas auf die im Bundesimmissionsschutzgesetz festgelegten zumutbaren Werte für den Neubau von Straßen und erklärte, der Gesetzgeber achte streng darauf, dass diese Werte auch eingehalten werden. Ein schalltechnisches Gutachten müsse deshalb im Rahmen des Planungsfeststellungsverfahrens herangezogen werden. Das würde dann auf den Prognosen von 18 000 Fahrzeugen basieren, die einmal täglich die Havelspange passieren sollen. Dass die Lärmwerte allerdings nicht gemessen, sondern berechnet werden, hinterließ bei einigen Zuhörern Zweifel, obwohl Jonas versicherte, dass „die tatsächlichen Werte bei späteren Messungen gegenüber diesen Berechnungen meist unterschritten“ würden.

Nicht nur für Initiativensprecher Hans-Joachim Kursawa wäre der Lärmschutz „reine Flickschusterei“, auch weil nur einseitig ein Verkehrsproblem betrachtet werde, dass eigentlich nicht vorhanden sei. Denn nur 5 bis 8 Prozent betrage der Potsdamer Durchgangsverkehr, der über die Havelspange umgelenkt werden könne. Werde das Projekt realisiert, dringe der Krach unvermeidlich über den See zu den anliegenden Gemeinden und störe dort nicht nur Anwohner, sondern auch Besucher. Vor allem auch Gäste des Strandbads Templin wären betroffen, und absehbar sei, dass die Gäste den Lärm nicht hinnehmen würden in einem Bereich, der als Erholungsgebiet gilt. Bleiben aber die Gäste weg, treffe das empfindlich die gesamte Region. „Denn Tourismus ist hier ein elementares wirtschaftliches Standbein und Gästeausfall würde sich auch auf Arbeitsplätze auswirken“, erklärte Kursawa. Er bedauert deshalb, dass dieses Argument bisher von den Kommunalpolitikern sehr zurückhaltend aufgenommen worden sei. Die Bürgerinitiative wünsche sich deshalb, dass auch der Tourismusverband in dieser Frage mehr Flagge zeige.

Demnächst will die Initiative mit Flyern zum Problem Havelspange informieren. Auch Touristen will man darauf hinweisen und ein großes Schild am Ortseingang anbringen. „Wir haben einen langen Atem“, verspricht Kursawa und verweist dabei auf die Vernetzung vieler Initiativen bis Potsdam und Werder. Denn auch dort könne man die Augen nicht verschließen, wenn Kulturlandschaften durch den Spangenbau beeinträchtigt werden. Die Bürgerinitiative will deshalb auch einen Vertreter der Unesco einladen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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