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Potsdam-Mittelmark: Gebaut wird auch im Winter

Vorbild Öresundbrücke: In Glindow entsteht ein Einfamilienhaus unter einem großen Zelt

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Werder · Glindow - Es ist eine Revolution in der Baubranche, die in diesen Tagen in Glindow zu beobachten ist: Wo andere Rohbauten wegen der bitteren Kälte ruhen und auf den Frühling warten, wird auf dem Grundstück von Familie Dummann fleißig weitergebaut. Möglich werden die Arbeiten durch ein großes Zelt, welches bereits vor einigen Wochen über der Baustelle errichtet wurde. An diesem Wochenende zog die geheimnisvolle Konstruktion viele neugierige Nachbarn in den Langen Grund 15, um zu erfahren, was genau hier passiert?

Hinter der dicken PVC-Folie steht bereits das fast fertige Einfamilienhaus, nur noch einige Innenarbeiten wie das Verlegen von Fliesen und Teppichen stehen noch aus. „Am Ende bekommen unsere Kunden ein schlüsselfertiges Haus“, so Sören Pönitzsch von der Sächsischen Bauunion Göritz (SBG). In diesem Fall handelt es sich um das Modell Maxime mit einer Wohnfläche von zirka 165 Quadratmetern auf zwei Etagen.

Die SBG baut im Auftrag des Unternehmes Viebrockhaus und profitiert damit von der einfachen aber wirksamen Idee, die Baustelle durch Folie vor der Kälte zu schützen. Zwischen Haus und Zeltwand ist genug Platz für das Gerüst und einiges an Baumaterial. An der Südseite läuft die Plane auf Schienen, kann also geöffnet werden, wenn zum Beispiel ein Kran den Dachstuhl herein hebt. Innerhalb von eineinhalb Tagen erfolgen Antransport und Aufbau.

Mit einem großen Aggregat wird die Temperatur im Innenraum auf über null Grad gehalten, das heißt: Holz und Stein verwittern nicht – und die Arbeiter sind vor dem Wetter geschützt. „Normalerweise läuft bei Regen der Keller voll, kein angenehmes Arbeiten“, erinnert sich Pönitzsch an frühere Zeiten. Dass man wie in diesem Fall Ende November mit dem Häuslebau anfängt, war bislang undenkbar gewesen. Und nun soll bereits im Februar die Übergabe stattfinden.

„Für die Liquidität der Firma spielt dies eine große Rolle“, sagt Bauleiter Frank Gehrke. Insgesamt seien durch die Weiterproduktion im Winter zwanzig Prozent mehr Jahresumsatz möglich. Die Mitarbeiter müssen nicht pausieren oder gar entlassen werden. So sind an dem Glindower Projekt insgesamt 45 Handwerker beteiligt gewesen, zwanzig davon sind bei anderen Betrieben, wie Klempnereien oder Fliesenfirmen, beschäftigt.

Sechs Häuser in Deutschland entstehen momentan unter Zelten. Nach einer Testphase im vergangenen Sommer feiert Viebrockhaus damit in diesem Winter Premiere. Die Idee stammt vom Bau der Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden, die im Jahr 2000 fertig gestellt wurde. „Auch hier wurde zum Teil unter Zelten gebaut“, erzählt Sören Pönitzsch.

Unternehmenschef Andreas Viebrock habe dieses Prinzip aufgegriffen und weiterentwickelt. Die Konsequenzen machen sich nun auch hier bemerkbar: Familie Dummann kann bereits in den nächsten Wochen von Werder nach Glindow „übersiedeln“ und muss nicht bis zum Sommer warten. Thomas Lähns

Infos unter viebrockhaus.de oder im Massivhauspark an der A2, Netzen.

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