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Von Thomas Lähns: Gefahr von oben

Drohender Eisbruch in Wäldern, gesperrte Turnhallen und Zapfen-Alarm

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Potsdam-Mittelmark – Der mittelmärkische Wald ächzt unter den Schneemassen der vergangenen Wochen. Im Moment ist die Gefahr abbrechender Äste und Kronen zwar noch nicht gravierend, weil sie dem Pulverschnee Stand halten können. Allerdings könnte sich das zum Wochenende hin ändern. Dann rechnen die Meteorologen mit Temperaturen über Null Grad. Die weiße Pracht würde dadurch schwerer werden, teilte Hubertus Krüger, Leiter der Oberförsterei Potsdam, gestern auf PNN-Anfrage mit. Spaziergänger müssten sich bewusst sein, dass sie sich auf eigene Verantwortung in den Wald begeben.

Was Schnee- und Eisbruch angeht, gebe es aber regionale Unterschiede, wie der Revierförster von Stücken, Detlef Heuer, zu berichten weiß. „Es hängt immer von der Widerstandsfähigkeit und der Lage der Bäume ab“, sagte er. In seinem Revier rechnet er schon jetzt mit Schäden, da der Eisregen in der vergangenen Woche die Gehölze zusätzlich belastet hat. Gefahr für die Bürger droht aber vor allem in den Waldgemeinden. In Wilhelmshorst habe sich bereits viel Schnee in den Bäumen gesammelt, sagte Ortsvorsteherin Irmgard Richard (SPD). Die Feuerwehr sei in ständiger Bereitschaft, um die Gefahr herabfallender Äste abzuwenden.

Dass dies auch für die Einsatzkräfte riskant ist, hatte sich im vergangenen Winter gezeigt: In Fichtenwalde war Anfang Januar eine Feuerwehrfrau von einer Baumkrone fast erschlagen worden. Die Einsatzkräfte wollten verhindern, dass eine dicke Kiefer auf einen Bungalow kippt, während des Einsatzes brach jedoch plötzlich die Krone ab. Und auch in diesem Winter würden sich die Kiefern in Fichtenwalde wieder gefährlich neigen, sagte Ortsvorsteher Tilo Köhn. „Viele Grundstücksbesitzer haben schon vor dem Winter Vorsorge getroffen“, sagte er. Besonders anfällige und bereits schiefe Gehölze seien gefällt worden. „Das Gefahrenpotenzial ist aber da“, so Köhn. Die Freiwillige Feuerwehr werde sich in diesem Winter aufgrund der Erfahrung vom Januar besonders vorsichtig verhalten. „Für eine Hundehütte wird niemand seine Gesundheit riskieren“, erläuterte der Ortschef.

Bereits reagieren mussten die Kommunen auf die Schneemassen auf den Dächern: Die Stadt Werder hat vorsorglich ihre vier Turnhallen für Schulen und die Öffentlichkeit gesperrt, ein für heute geplantes Handballturnier in der Havelauen-Halle musste abgesagt werden. Zurzeit würden Mitarbeiter der Verwaltung prüfen, wie groß die Gefahr an den öffentlichen Gebäuden tatsächlich ist, sagte Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß auf Anfrage. Notfalls müsse die Stadt Fachfirmen beauftragen, die dann die Schneemassen herunterholen. Auch private Hauseigentümer seien verpflichtet, Gefahren herabfallender Schnee- und Eismassen einzudämmen, sagte Saß. Die Feuerwehr könne in solchen Fällen aber immer nur unterstützend eingesetzt werden.

Aufgrund der Flachdächer sind vor allem Turnhallen betroffen. Werder will seine Hallen frühestens zum Schulbeginn am kommenden Montag wieder öffnen. Auch die Gemeinde Stahnsdorf hat ihre Sporthallen in Güterfelde und Schenkenhorst, die hauptsächlich von Vereinen genutzt werden, vorübergehend geschlossen. Wie die stellvertretende Bürgermeisterin Anja Knoppke zudem mitteilte, habe die Feuerwehr mittlerweile auch das Dach der Kita Mäuseburg beräumen müssen. „Wir werden alle unsere Objekte im Blick behalten“, sagte sie.

Die Stadtverwaltung Teltow warnte gestern eindringlich vor herabfallenden Eiszapfen. Komme es zu Verletzungen, hafte in der Regel der Hausbesitzer für den Schaden. Sie seien für das Entfernen der Eiszapfen verantwortlich, heißt es. In Notfällen oder bei Gefahr im Verzug rücke die Feuerwehr aus, um dem Eigentümer eine entsprechende Hilfestellung zu geben. Diese sei jedoch kostenpflichtig.

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