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Potsdam-Mittelmark: Gefilterter Regen für einen sauberen See Land startet Pilotprojekt am Seddiner See

Seddiner See – Erneut wird der Seddiner See Gegenstand eines Umwelt-Pilotprojektes. Der Landesbetrieb Straßenwesen hat ein Verfahren entwickeln lassen, mit dem Niederschlagwasser von der Bundesstraße und der Hauptstraße in Seddin von Phosphaten und anderen Schadstoffen gereinigt wird.

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Seddiner See – Erneut wird der Seddiner See Gegenstand eines Umwelt-Pilotprojektes. Der Landesbetrieb Straßenwesen hat ein Verfahren entwickeln lassen, mit dem Niederschlagwasser von der Bundesstraße und der Hauptstraße in Seddin von Phosphaten und anderen Schadstoffen gereinigt wird. Dafür soll im Sommer ein mehrstufiges Filtersystem an der östlichen Seite der B2 im Ortsteil Seddin installiert werden. Die Kosten in Höhe von 200 000 Euro trägt größtenteils das Land. Die Anlage arbeitet mit Schwerkraft – kommt also ohne Strom aus – und braucht nicht viel Platz. Außerdem werden regelmäßig und automatisch Proben entnommen, um den Schadstoffgehalt des gefilterten Wassers messen und die Anlage nachjustieren zu können.

Die Planung hat der Werderaner Umwelt-Ingenieur und Sachverständige Werner Wendt übernommen. „Wir wollen nachweisen, dass sich mit diesem Prinzip die Wasserqualität verbessern lässt“, sagte er gestern den PNN. Denn nicht nur Leichtflüssigkeiten wie Benzin und Öl sollen dem Wasser entzogen werden, auch Nähr- und Schadstoffe werden absorbiert. Damit geht die Idee über jetzige Standards hinaus. Die Funktionsweise: Vom Rinnstein aus wird Niederschlagswasser in ein unterirdisches Filtersystem geleitet. Durch den Druck strömt es dort von unten nach oben und durchläuft einen mehrstufigen Filter, in dem die Stoffe hängen bleiben.

Ein ähnliches Projekt ist vor vier Jahren an einer Hauptverkehrsstraße in Hamburg erfolgreich angelaufen. Wendt hat es weiterentwickelt und den Gegebenheiten an der B 2 angepasst. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, erläutert er, denn für herkömmliche Reinigungsverfahren fehle zwischen Straße und See einfach der Platz. Die drei einzelnen Filter haben ungefähr die Größe einer Regentonne – und bieten sich deshalb auch in Städten als Reinigungsvariante an.

Anstoß zu diesem Projekt hat der Landkreis vor vier Jahren gegeben – wenn auch unbewusst. Denn die Genehmigung zum Einleiten von Niederschlagswasser von der Straße in den Seddiner See ist nicht verlängert worden. Die Behörde hat zur Auflage gemacht, dass das Wasser vorher gereinigt wird. Das neue Verfahren soll wissenschaftlich begleitet werden: Über fünf Jahre werden Proben gesammelt und ausgewertet. Wendt würde dafür das Institut für Geoökologie an der Uni Potsdam favorisieren. Es sei wichtig, dass unabhängige Partner die Untersuchungen vornehmen, betont er.

Unterm Strich sollen künftig bis zu 98 Prozent der Phosphate, Schwermetalle, Nitrate und Leichtflüssigkeiten aus dem Regenwasser gefiltert werden. Das bedeutet unter anderem, die Nährstoffbelastung werde künftig nur noch 0,02 Milligramm pro Liter betragen – diesen Wert empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Ein höherer Phosphatgehalt führt zur verstärkten Algenbildung: Vor allem in flachen Gewässern besteht letztendlich die Gefahr, dass sie „kippen“.

Seit zehn Jahren betreibt das Seddiner Institut für angewandte Gewässerökologie die Restaurierung der hiesigen Seenkette, indem durch technische Anlagen dem Seewasser Nährstoffe entzogen werden. Das jüngste Projekt – die geplante Überleitung von Wasser aus der Nieplitz in den Großen Seddiner See – ist bis auf Weiteres am Veto des Landesumweltamtes gescheitert. Die Gefahr, dass der Pegel im See langfristig sinken wird, sieht auch Werner Wendt. „Umso wichtiger ist es, das Niederschlagwasser zu reinigen und hier zu halten“, sagt er. Thomas Lähns

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