Potsdam-Mittelmark: Geflügelpest: Kreis übt den Ernstfall
Mitarbeiter der Ämter mussten von einem Moment auf den anderen eine Katastrophe verhindern
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Mitarbeiter der Ämter mussten von einem Moment auf den anderen eine Katastrophe verhindern Beelitz - Am Mittwochnachmittag ging bei Landrat Lothar Koch (SPD) ein Anruf aus dem Veterinäramt des Kreises ein: In einer Hühnermastanlage in Beelitz wurde ein krankes Tier gefunden. Diagnose: Geflügelpest. Eine gute Stunde später hatte sich der Verwaltungsstab des Kreises sowie Mitarbeiter aus Ordnungs-, Umwelt-, Verkehrs- und Gesundheitsamt nebst Feuerwehr im Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) Beelitz-Heilstätten eingefunden, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Das Gebiet musste, nachdem der Verdacht bestätigt wurde, abgesperrt und sämtliches Geflügel im Umkreis von drei Kilometern getötet werden, um eine Ausbreitung der ansteckenden Tierkrankheit zu verhindern. Bei dem Szenario handelte es sich um eine Übung, welche eine Arbeitsgruppe der Verwaltung vorbereitet hatte. Um diese aber möglichst realitätsnah ablaufen zu lassen, wurde im Vorfeld niemand informiert, erklärte Vizelandrätin Ilsemarie Schulz (CDU) auf einer gestern anberaumten Pressekonferenz. Über 30 Leute aus den Ämtern waren direkt beteiligt. Schulz leitete die Übung, bei der – wohlgemerkt fiktiv – neben den 50000 Hühnern der Mastanlage weitere Tiere auf insgesamt 225 kleinen Höfen in Beelitz getötet und beseitigt werden mussten. Dafür wurden Dreier-Trupps, bestehend aus einem Tierarzt und zwei Helfern, abgestellt. Die Zugänge zur Stadt mussten überwacht und mit Dekontaminierungsstellen für Menschen und Fahrzeuge ausgestattet werden. Die Polizei verlieh der Lage zusätzliche Brisanz, in dem sie meldete, dass Autofahrer statt der Straßen die Waldwege benutzen würden, um aus der Stadt zu kommen. Im Ernstfall müsste das Sperrgebiet 21 Tage lang aufrecht erhalten werden, so die Vizelandrätin weiter. Die Anwohner und Hühnerbesitzer bekamen von alldem nicht mehr mit, als eine Mitteilung von Amtstierarzt Hans-Georg Hurttig, der damit Spekulationen vorbeugen wollte. Im Ernstfall hingegen müsste jedes Gehöft überprüft werden, da nur 20 Prozent aller Hühnerbestände den Behörden gemeldet seien. Ein Ausbruch der Geflügelpest, die nichts mit der Sars-Epidemie in China zu tun habe, sei nie vollkommen auszuschließen. Bei dem Probeeinsatz hätten die Beteiligten auch dazugelernt, zum Beispiel im Umgang mit den Medien. Pressesprecherin Andrea Metzler hatte extra eine Boulevard-Zeitung angefertigt. Schlagzeile auf der ersten Seite: „Hühnerpest fordert erstes Menschenopfer“. Teil der Katastrophen-Mär war nämlich der Tod einer Beelitzerin, bei der auf Druck der Öffentlichkeit nun eine Obduktion angeordnet wurde. Weitere Überraschung: Die 50000 getöteten Hühner konnten nicht alle in die Tierbeseitigungsanlage gebracht werden, hier galt es, mit dem Vergraben fernab von Trinkwasserquellen Alternativen zu finden. „Insgesamt kann man sagen, dass die Übung gelungen ist“, bilanzierte Ilsemarie Schulz. Sie räumte aber auch Startschwierigkeiten ein, „Holperstellen“, die es noch auszubessern gelte. Ebenfalls anwesende Vertreter aus den beiden Landesministerien für Inneres und für Landwirtschaft hätten aber bescheinigt: „Wir brauchen uns nicht zu schämen.“ Mit dem Verwaltungsstab, der seit Kurzem bei solchen Katastrophen die Koordinierung übernehmen soll, sei PM Vorreiter, unterstrich sie. Als Lage- und Betreuungszentrum des Landkreises habe sich das FTZ mit all seiner technischen Ausrüstung bewährt. Thomas Lähns
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