Flüchtlingsheim in Ferch: Gefragte Hilfe
Das Flüchtlingsheim in Ferch wird wohl länger gebraucht. Jetzt sind neue Flüchtlinge eingetroffen
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Schwielowsee - Das Flüchtlingsheim in Ferch wird womöglich länger benötigt als geplant. Ursprünglich sollte die Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) bis Ende 2016 in Betrieb sein. „Vor einem halben Jahr dachten wir, dass sich Ferch erübrigt, wenn die Außenstelle Doberlug-Kirchhain an den Start geht“, sagte der Leiter der Zentralen Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt, Frank Nürnberger, gestern den PNN. „Nach heutiger Lesart wäre es schöner, wenn wir Ferch länger betreiben könnten. Wir wissen aber, wie die Gemeinde dazu steht.“ Der Betrieb sei nur befristet genehmigt.
Laut Innenministerium sind im vergangenen Jahr 6315 Asylbewerber nach Brandenburg gekommen. Im ersten Halbjahr 2015 waren es fast genauso viele, bis Jahresende werden 14 000 Flüchtlinge erwartet. In der überfüllten Erstaufnahmestelle Eisenhüttenstadt, wo schon Zelte aufgestellt werden mussten, bleiben sie sieben bis neun Wochen, so Nürnberger. Wenn sie einen Asylantrag gestellt haben, werden sie auf die Kommunen verteilt.
In der Fercher Außenstelle sind die Flüchtlinge etwas außerhalb in einem ehemaligen Bundeswehrwohnheim untergebracht. Die vier Wohngebäude wurden hergerichtet, haben Fluchttreppen erhalten. Ein Speisesaal in einem Wohncontainer wurde aufgestellt und die zu kleine Kapazität der Kleinkläranlage durch eine Abwassergrube ergänzt. Im Dezember waren die ersten Flüchtlinge eingetroffen. Zunächst war die Zahl auf 105 beschränkt. Inzwischen sei der Standort soweit ausgebaut, dass wie geplant 280 Flüchtlinge in Ferch leben können, so Nürnberger.
Am gestrigen Donnerstag trafen deshalb 35 weitere Flüchtlinge ein, heute sollen 100 dazukommen. An sich sollten in Ferch nur Familien untergebracht werden. Unter den Neuankömmlingen seien aber auch 86 alleinstehende Männer, laut Nürnberger ausschließlich syrische Bürgerkriegsflüchtlinge. Wegen mehrerer Infektionserkrankungen unter Kleinkindern in Eisenhüttenstadt würden derzeit kaum Familien verlegt werden können. Ziel sei aber, künftig wieder regulär Familien nach Ferch zu bringen, die dort Platz hätten und zur Ruhe kommen könnten.
Rund um die Uhr sei jetzt eine Krankenschwester vor Ort, zweimal die Woche kämen Ärzte. Außerdem sind in Ferch drei Sozialarbeiter beschäftigt, ein Hausmeister und ein Wachschutz mit 18 Leuten im Wechseldienst. Bis Februar 2016 solle der Betrieb, der zunächst von der Boss Sicherheitsdienste in Eisenhüttenstadt übernommen wurde, an neue Träger vergeben werden. Dann werde es zwei bis drei zusätzliche Sozialarbeiter geben.
Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) sagte gestern auf Anfrage, dass sie von einer Unterbringung in Ferch nach 2016 nichts wisse. „Wenn es neue Erkenntnisse gibt, müssen frühzeitig Gespräche stattfinden“, so Hoppe. Das ehrenamtliche „Netzwerk der Hilfe“, dass die Fercher Flüchtlinge betreut, würde eine Fristverlängerung begrüßen, wie dessen Sprecher Michael Theuer sagte. Es gebe viele Aspekte, die dafür sprechen. „Es ist schon viel Geld geflossen, um den Standort nutzbar zu machen.“ Faktoren seien auch die positive Stimmung und das funktionierende Netzwerk, mit dem die Flüchtlingsarbeit unterstützt wird. Kuchen backen, Fahrradreifen flicken, gespendete Kleider verteilen, Deutsch üben, Fußball und Tischtennis spielen, mit Kindern basteln – das seien nur einige Beispiele der Flüchtlingsarbeit in Ferch, so Theuer. Letztes Wochenende wurde ein Sommerfest gefeiert.
Schaut man sich die Zahlen an, ist an eine Schließung tatsächlich kaum zu denken. In der Anlaufstelle Eisenhüttenstadt können 2000 Menschen untergebracht werden. Die Zahl soll laut Innenministerium mittels Außenstellen bis Ende des Jahres auf 3000 und 2016 auf 4000 erhöht werden. Für die Sanierung eines Gebäudes mit 100 Plätzen in Frankfurt (Oder) liege die Baugenehmigung vor. In Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) sollen bis Dezember 400 Plätze geschaffen werden und in Wünsdorf (Teltow-Fläming) Unterkünfte für 500 Flüchtlinge entstehen. Henry Klix (mit dpa)
www.netzwerk-hilfe.org
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