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Vom Schnee und Eise befreit. In diesem Winter fiel es Axel Szilleweit schwer, an die Rübchen zu kommen. Der Frost hielt das Edelgemüse fest in seinen Fängen.

© Henry Klix

Langer Winter in Brandenburg: Gefrorene Rübchen

Nach der langen Frostperiode bleibt der Teltower Rübchenbauer Axel Szilleweit auf dem Edelgemüse sitzen. In den vergangenen Monaten waren die Rübchen im Boden festgefroren, jetzt wird wohl Dünger aus ihnen.

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Teltow - Es sind noch Teltower Rübchen da. Schnee und Eis haben das berühmte Edelgemüse mehr als drei Monate lang im Boden gefangen gehalten, sagt Landwirt Axel Szilleweit. Von Januar bis Ende März habe er keine einzige Rübe verkaufen können. Das Wintergemüse sei buchstäblich festgefroren. Jetzt, wo der Boden wieder auftaut, droht der Rübchenbauer jedoch auf fast einem Drittel seiner Ernte sitzen zu bleiben. Denn mit dem April endet auch die Rübchen-Saison.

„Der Winter war so heftig, dass wir kaum eine Chance hatten zu ernten“, sagt Szilleweit. Er ist einer von zwei Bauern in der Stadt, die das Gemüse anpflanzen. Noch bis Dezember habe man Rübchen verkaufen können, die man vorher geerntet und gelagert hatte. Als dann plötzlich der Winter kam, seien die Landwirte nicht mehr an die übrigen Rüben im Feld herangekommen. „Wir haben noch knapp fünf Tonnen Rübchen in der Erde“, sagt Szilleweit. Und dort werden sie auch bleiben: Die Delikatesse wird wohl zum Dünger verkommen. „Wenn wir sie jetzt nicht verkaufen, werden wir sie im Feld einarbeiten müssen.“ Für den Betrieb sei das ein großer wirtschaftlicher Schaden.

Der Bauer baut die Rüben-Spezialität, der der Winterfrost nichts ausmacht, auf einer Fläche von 7,9 Hektar an. Teltower Rübchen wurden wegen ihres mild-süßlichen, aber auch scharfen Geschmacks schon von Goethe gerühmt. Um zu gedeihen, benötigen sie speziellen, eher kargen Boden, wie ihn die Hochfläche des Teltow bietet. Szilleweit verkauft seine Rübchen vor allem vom Hof, aber auch auf Märkten in Berlin und Brandenburg sowie an die Gastronomie.

In früheren Wintern habe es immer wieder Wärmeperioden gegeben, in denen man das Gemüse kurzerhand zwischendurch habe ernten können, sagt Szilleweit. Nicht so in den vergangenen Monaten. „Es hat immer wieder geschneit.“ Mit Schneeschiebern hätten sie versucht, die Rüben zu befreien. Geklappt hat es kaum. So konnten lange gar keine Rüben geliefert werden. Umso ärgerlicher: Gerade das Frühjahr, die Zeit vor der Spargelsaison, zählt zur besten Verkaufszeit für die Rübchen. Wenn nun jedoch bald deutscher Spargel in den Verkaufsständen ausliegt, interessierten sich nur noch wenige Köche und Kunden für die Rübchen, sagt Szilleweit.

Und nicht nur auf die Teltower Rübchen habe sich der lange Winter ausgewirkt. Der Bauer muss auch um die künftige Ernte seiner anderer Rübensorten bangen: „Schwarzwurzel, Pastinaken und Haferwurz hätten schon längst im Boden sein müssen.“ Es sind alte, traditionelle Rübensorten, auf die sich Szilleweit spezialisiert hat. Bislang war die Erde noch zu sehr gefroren, um sie stecken zu können. Erst seit wenigen Tagen seien er und seine Mitarbeiter damit beschäftigt. Ernteeinbußen werden kaum zu vermeiden sein, sagt Szilleweit. „Ich befürchte, dass das Gemüse nicht mehr rechtzeitig reif werden kann.“

Für die Teltower Rübchen der nächsten Saison gibt es aber Entwarnung. Sie werden erst später gesteckt und dann wieder ab Oktober geerntet. Gerne würde der Landwirt seinen Rübenacker in Teltow vergrößern, doch angesichts immer neuer Einfamilienhäuser rings um den Hof an der Ruhlsdorfer Straße wird es eng für Teltows Rübchen.

Bis Ende April will Szilleweit seine Bestände noch verkaufen. Vorrätig hat er sie noch in rauen Mengen. Jede verkaufte Rübe wird jetzt noch frisch auf dem Feld geerntet.

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