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Potsdam-Mittelmark: Gegen die S-Bahn-Trasse

Interessengemeinschaft in Stahnsdorf gegründet

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Stahnsdorf - „Was hier passiert ist absurd“, beschreibt Gebhardt Lührs die Situation in seinem Wohnumfeld. Denn dort, wo seine Garage steht, dürfte gar kein Gebäude sein. Laut Entwurf zum Bebauungsplan Nummer 7 verläuft dort die ÖPNV-Freihaltetrasse für die mögliche S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf. Das Wohnhaus seines Nachbarn steht direkt auf der geplanten Trasse und das bereits seit langer Zeit.

Das Gelände zwischen Potsdamer Allee und Güterfelder Damm ist seit den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts als künftige S-Bahntrasse im Gespräch. Doch obgleich die Deutsche Bundesbahn laut Lührs seit längerem kein Interesse mehr an diesen Plänen gezeigt habe, geben Stahnsdorfs Gemeindevertreter die Hoffnung nicht auf, dass die Bahn doch noch eines Tages in ihren Ort rollen könnte. Damit dem nichts im Wege steht, fixierten sie im Jahr 2006 die Freihaltetrasse im B-Plan-Vorentwurf. Seit dieser Zeit kann Gebhardt Lührs an seinem Haus keine baulichen Veränderungen mehr durchführen. Eigentlich wollte er seine Küche umbauen, doch das ist nur noch unter großen Auflagen möglich. Grund ist eine Veränderungssperre, nach der in dem betroffenen Gebiet „erhebliche oder wesentliche wertsteigernde Veränderungen von Grundstücken und deren baulichen Anlagen“ nicht vorgenommen werden dürfen. Das gilt auch, wenn die Veränderungen eigentlich nicht genehmigungs-, zustimmungs- oder anzeigepflichtig sind. Eine Ausnahme sei nur möglich, erfuhr Lührs, wenn er sich per Grundbucheintrag verpflichten würde, die Kosten für die erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen selber zu tragen, falls der S-Bahnanschluss gebaut würde. So wie Lührs geht es noch etwa 200 anderen Stahnsdorfer Grundstücksbesitzern.

Viele von ihnen wollen sich nun wehren und gründeten daher die „Interessengemeinschaft gegen die Freihaltetrasse B-Plan Nr.7“. Die sammelt seit einiger Zeit Unterschriften, beauftragte einen Anwalt und klärt auf einer eigenen Webseite darüber auf, wie sich die Planungen zur Freihaltetrasse auf Anrainer und Schule auswirken. Denn betroffen sei von der Trasse ebenso das hintere Schulgelände der Zille-Schule, sagt Lührs.

Den Gemeindevertretern sei bei ihrem Beschluss wohl auch entgangen, so Lührs, dass dort, wo die Pläne Grünland ausweisen, längst riesige Eichen stehen und mehrere geschützte Vögel ihre angestammten Brutplätze haben, darunter die Schleierohreule. Außerdem verlaufe die geplante Trasse über Straßen. So müsste die S-Bahnstrecke teilweise über Brücken oder durch Tunnel geführt werden. Da auch die neue Teltower Biomalzspange die Trasse tangiere, müsste bereits dort ein Brückenwerk errichtet werden. Die S-Bahn-Pläne würden sich sich schon jetzt auf den Wert der Grundstücke auswirken. Lührs ist überzeugt: „Die Betroffenen können ihren Besitz nicht mehr verkaufen und damit ist auch eine mögliche Alterssicherung dahin.“

Dem neugewählten Stahnsdorfer Bürgermeister Bernd Albers ist das Problem bekannt. „Die Interessen der Betroffenen sind nachvollziehbar“, sagte er gegenüber den PNN. Allerdings gebe es in der Gemeinde schon Jahrzehnte lang Konsens, dass eine S-Bahnanbindung für Stahnsdorf ein Gewinn sei. Leichter wäre zudem vieles, wenn die Gemeinde schon einen gültigen Flächennutzungsplan hätte, weil manches dann geordneter verlaufe. Zurzeit sei die Verwaltung dabei, sich eine Meinung zu dem Sachverhalt zu bilden, anschließend seien die Fraktionen an der Reihe die Argumente abzuwägen, so Albers. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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