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Potsdam-Mittelmark: Gegen Industriefläche im Erholungsort

Geltower machen Druck gegen Recycling-Firma

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Schwielowsee - Der Geltower Karl-Heinz Müller hegt eine düstere Befürchtung: Sein Dorf, sagt er, werde sich irgendwann teilen – in einen Erholungsort südlich der B 1 und einen Industriestandort auf der anderen Seite. Müller und viele seiner Nachbarn laufen zurzeit Sturm gegen den neuen Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde Schwielowsee.

In dem Entwurf, der voraussichtlich im Sommer beschlossen werden soll, ist am Ende der Geltower Wildparkstraße eine Industriefläche vorgesehen – in unmittelbarer Nähe zu Einfamilienhäusern und zum Teil im Landschaftsschutzgebiet. Dort hat die Firma Richter Recycling seit Jahren ihren Sitz. Der auf Entsorgung, Verwertung und Transport spezialisierte Betrieb mit 65 Mitarbeitern will künftig expandieren – und eine Änderung des FNP wäre dafür die Voraussetzung.

Die Interessengemeinsachaft „Erholungsort Geltow“, zu der sich Karl-Heinz Müller und andere Bürger erst vor drei Wochen zusammengeschlossen haben, hat sich und ihre Ziele am Donnerstagabend erstmals offiziell den Geltowern vorgestellt. Man wolle informieren, nicht diskutieren, wurde eingangs unterstrichen. Der Geltower Bernhard Uhlmann hatte sich dafür in den FNP-Entwurf eingearbeitet und die geplanten Änderungen erläutert. Neben der Umwidmung des derzeit rund zwei Hektar großen Richterschen Firmengeländes vom Mischgebiet zur Industriefläche sei auch die Umwidmung des südlich davon gelegenen Wohngebietes an der Wildparkstraße in ein Mischgebiet geplant. „Dort gelten dann ganz andere Grenzwerte“, so Uhlmann. Er vermutete hier ein Zugeständnis der Gemeinde an das Unternehmen.

„Es geht hier um den Flächennutzungsplan, nicht gegen die Firma Richter-Recycling“, hatte Karl-Heinz Müller eingangs erklärt – allerdings traf die Firma der Groll der lärm- und staubgeplagten Anwohner: Schon jetzt habe Richter-Recycling seine Flächen erweitert und damit die Grenzen zum Landschaftsschutzgebiet verletzt, sagte Uhlmann. Erst vor Kurzem seien Bäume gefällt und ein Zaun im LSG gezogen worden. Zudem zeigte er Fotos von Erdhaufen voller Unrat sowie Dämmmaterial, dass offenbar über einen Zaun gefallen und im Wald gelandet ist.

Doch auch die Genehmigungsbehörden wurden aufs Korn genommen. Ortsbeirat Friedhelm Schmitz-Jersch sprach von einem Ping-Pong-Spiel: Das Geltower Unternehmen habe gebaut – und vom Landesumweltamt sei dann nachträglich die Ausnahmegenehmigung erteilt worden. „Mit einer Abbildung im Flächennutzungsplan wird eine neue Stufe für weitere Genehmigungen erreicht.“ Niemand in den Behörden habe den Mut zu sagen: „Jetzt ist Schluss“, sagte Schmitz-Jersch, der sich für einen Umzug der Firma in das Gewerbegebiet Ferch aussprach.

Diese Kernforderung hat sich die IG in den vergangenen Wochen zu eigen gemacht. Gemeinderatsvorsitzender Roland Büchner (BBS) erklärte auf der Versammlung jedoch, dass die Flächen im Gewerbepark an der Grenze zu Glindow in privater Hand seien. „Wir können Richter-Recycling nicht einfach dort hinschicken“, so Büchner. Zudem würde eine Umsiedlung das Aus für die Firma bedeuten, die gerade erst in ihren Standort investiert hat. Und die Gemeinde habe nicht das Geld, so etwas finanziell zu unterstützen.

Vertreter der Firma versuchten auf der Sitzung, Druck vom Kessel zu nehmen. „Es ist ja nicht geplant, dass wir eine Müllverbrennungsanlage bauen“, so Prokuristin Ilona Richter. Ihr Unternehmen wolle sich stattdessen weiter auf das Recycling von Kunststoffen und Papier spezialisieren. Wie Roland Büchner ankündigte, müsse nun trotzdem noch einmal über den Standort und seine Darstellung im FNP diskutiert werden. Thomas Lähns

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