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Potsdam-Mittelmark: Geköpft, abgerissen, abgesägt

Sogar Setzlinge sind manchem Teltower ein Dorn im Auge / Bauausschuss hält an Baumschutzsatzung fest

Stand:

Teltow – Die Stadt Teltow will an ihrer Baumschutzsatzung festhalten. Mit knapper Mehrheit sprach sich der Bauausschuss auf seiner Sitzung am Dienstag gegen eine Beschlussvorlage aus, mit der die gültige Satzung aus dem Jahr 1998 aufgehoben werden soll. Zur Begründung hieß es, dass durch das Regelwerk heftige Fällaktionen in Teltow bislang verhindert werden konnten, die in anderen Kommunen immer wieder um sich gegriffen haben. Denn die Baumschutzverordnung des Landes ist weniger restriktiv.

Doch seit die Stadt die freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand stellt, ist auch die Satzung vakant. Denn um diese umsetzen zu können, ist eine neue Teilzeitstelle in der Verwaltung erforderlich – und diese zusätzliche Last lehnen die meisten Stadtverordneten ab. Im Zuge des Haushaltsbeschlusses 2010 ist diese Stelle mit einem Sperrvermerk versehen worden. FDP und CDU halten die Satzung für überflüssig, da die Landesverordnung ausreiche.

In der Sitzung des Bauausschusses monierte Uwe Valentin (FDP) erneut, dass Teltows Satzung nicht kontrolliert werde und schlug stattdessen eine „Bewusstseinskampagne“ für den Baumbestand vor – also einen Werbefeldzug, damit Anwohner ein enges Verhältnis zu ihren Bäumen entwickeln. CDU-Vertreter Ulrich Langner erläuterte, dass in den vergangenen Jahren viele zugezogene Bürger auf ihren Grundstücken erst einmal die Bäume gefällt haben. Nicht nur, weil auf den meist kleinen Arealen von 500 Quadratmetern gar kein Platz mehr bleibe, „sondern weil sie keine Arbeit mit dem Laub haben wollen", so Langner. Auch Reinhard Frank (Linke) beklagte: „Teltows Grün ist zwar ein Plus, aber die Bäume in der Stadt sehen schon ganz schön schlimm aus“.

Um wenigstens das noch vorhandene Grün zu retten, schlug Frank vor, Bäume ehrenamtlich zu kontrollieren. Dass die Mitarbeiter des Teltower Grünamtes überlastet sind, bestätigte zwar auch die Verwaltung. Doch mit Ehrenamtlichen sei das nicht zu bewältigen, erklärte Mitarbeiter Ralf Dieter, weil die auch fachlich angeleitet werden müssten. Selbst mit einer halben Planstelle sei die Kontrolle der Satzung kaum zu gewährleisten.

Aber nicht nur die Bäume auf Wohngrundstücken sind gefährdet: Ralf Dieter berichtete, dass fast in jeder Straße, in der neue Bäume angepflanzt wurden, einige anschließend geköpft, abgerissen oder abgesägt werden. Meist würden Bäume vor der eigenen Haustür als störend empfunden. Ralf Dieter: „Da kämpfe ich gegen breitesten Widerstand“. Auch Ruhlsdorfs Ortsvorsteher Berndt Längrich (SPD) bestätigte, dass sich bei ihm Bürger beschwert hätten, weil Bäume an der Straße vor ihrem Haus gepflanzt wurden. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich D

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