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Potsdam-Mittelmark: Gelb statt grün

Brandenburger Parks und Gärten leiden unter dem Klimawandel – Dürre und Stürme gefährden die Bäume

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Brandenburger Parks und Gärten leiden unter dem Klimawandel – Dürre und Stürme gefährden die Bäume Von Sandra Schipp Brandenburg ist berühmt für seine herrschaftlichen Gärten und Parks. In diesem Jahr werden die Grünanlagen besonders gewürdigt - im Kulturlandjahr „Landschaft und Gärten“. Doch der Klimawandel geht auch an den grünen Oasen der Mark nicht spurlos vorüber. So trockneten im vergangenen Sommer im Pückler-Park Bad Muskau die Wipfel von Bäumen aus, und Wiesen verdorrten zu gelbbraunen Flächen. Auch einige Parks der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) haben längst Schäden davongetragen. Die Optik der Anlagen verändere sich, sagt SPSG-Gartendirektor Michael Seiler. Ein Grund dafür sei die anhaltende Trockenheit. In den Sandböden der Mark versickert der Regen viel zu schnell. „Wir kommen mit dem Wässern teilweise nicht nach“, sagt Seiler. Doch viel gravierendere Schäden hinterließen die Stürme im Hochsommer, die es früher so nicht gegeben habe. Den kahlen Bäumen im Winter mache ein Sturm nicht viel aus, stünden sie jedoch im vollen Laub, würden ganze Äste weggerissen, und Schädlinge hätten ein leichtes Spiel. Das Tückische am Klimawandel sei zudem, dass viele Schäden erst nach Jahren sichtbar würden. Betroffen sind vor allem Eichen und Buchen, die das Bild vieler Parks ganz erheblich prägen. Aber auch Rosskastanien müssen leiden: Miniermotten sorgen dafür, dass im Sommer das Laub braun wird. Um die Veränderungen aufzuhalten, werden junge Bäume gepflanzt, in der Hoffnung, dass sie sich den neuen Bedingungen anpassen könnten. Der Klimawandel könnte vielleicht ausgeglichen werden, wäre da nicht der Personalmangel, sagt Seiler. Auch wenn es die SPSG-Anlagen nicht so sehr treffe - in anderen Parks würden immer mehr Stellen aus finanziellen Gründen abgebaut. „Doch einen Garten ohne Gärtner gibt es nicht“, warnt Seiler. Würden Parkanlagen nicht gepflegt, gingen sie verloren. Die Wasserprobleme vieler Parkanlagen hätten nicht nur ihre Ursache im Klimawandel, sagt der Landschaftsarchitekt der Brandenburgischen Schlösser GmbH, Holger Schulz. Auch Meliorationsmaßnahmen aus DDR-Zeiten störten den Wasserhaushalt erheblich. In Steinhöfel bei Fürstenwalde etwa sei es zwar gelungen, den Abfluss des Wassers teilweise zu stoppen, allerdings mit großem finanziellen Aufwand. Besonders betroffen sei die Lausitz, sagt Schulz. Durch den Braunkohletagebau sei ein besonders heißes und trockenes Mikroklima entstanden. Parkanlagen wie Drehna seien nur durch künstliche Bewässerung zu erhalten. Eine echte Bedrohung sei die Dürre allerdings nicht, sie bedeute nur zusätzlichen Aufwand. Allerdings müsse künftig entschieden werden, welche Anlagen kulturell so wertvoll sind, dass sie künstlich erhalten werden können. Viel mehr Probleme bringe der Klimawandel zudem für die Kulturlandschaft Brandenburg - etwa für den Spreewald - mit sich. „Wälder kann man nicht bewässern“, sagt Schulz. Eine Versteppung werde sich dort zuerst auswirken und nicht in den Parks, die immer künstliche Inseln gewesen seien. Die Schlösser GmbH reagiert dennoch - beispielsweise durch neue Rasensorten. Inzwischen werden Grasmischungen speziell für trockene Standorte ausgesät. Der Rasen ist dann zwar nicht mehr so grün, kommt aber mit Dürre gut klar und verbrennt nicht. Bei der SPSG wird es laut Seiler allerdings keinen neuen Rasen geben. Parks wie Sanssouci seien historische Gärten und als Biotope geschützt. Zudem gehöre Trockenheit nun einmal zum märkischen Sommer - auch mit der Konsequenz, dass sich gelbe Flächen bildeten. „Wir sind nicht England“, sagt Seiler dazu lapidar. Zwar diente den Landschaftsgärtnern der Vergangenheit der Mittelmeerraum als Hauptquelle der Inspiration, Orangenbäumchen werden aber auch in Zukunft nicht in den Parks wachsen, denn dafür ist es im Winter zu kalt. „Wir können und wollen nicht die Flora aus Mallorca hierher bringen“, sagt Seiler. Dennoch, über einen längeren Zeitraum gesehen werde der Klimawandel auch den grünen Oasen in der Mark ein neues Gesicht verpassen.

Sandra Schipp

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