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Die Läden unten. Der Sex-Shop neben dem Michendorfer Apfelbaum hat nur noch sporadisch geöffnet. Die Gemeindevertreter würden ihn am liebsten für immer schließen.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Gemeinde erhöht Druck auf Sex-Shop

Der Bungalow steht wieder einmal im Weg. Die Gemeinde klagt auf Räumung, um eine Kegelbahn zu bauen

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Michendorf – Wieder einmal sorgt der Sex-Shop am Michendorfer Gemeindezentrum Zum Apfelbaum für Ärger: Dieses Mal steht der kleine Bungalow der geplanten neuen Kegelbahn im Weg. Wie seitens der Gemeindeverwaltung mitgeteilt wurde, sei der Abstand der beiden Gebäude aus brandschutztechnischer Sicht zu gering. Die Bauaufsicht des Kreises werde der Kegelbahn deshalb keine Nutzungsgenehmigung erteilen, erläuterte Michendorfs Bauamtsleiter Karl-Heinz Oed auf der Gemeindevertretersitzung am Montagabend. Die Abgeordneten beschlossen, trotzdem so bald wie möglich den Grundstein zu legen – und alles daran zu setzen, den Sex-Shop bis zur Eröffnung im kommenden Jahr abzureißen.

Das Grundstück auf dem der Shop steht gehört der Gemeinde. Die hatte es im Frühjahr 1989 auf 30 Jahre an die heutigen Sex-Shop-Betreiber verpachtet, weil die dort einen Imbiss eröffnen wollten. „Anfang der 1990er ist der Laden dann umgemodelt worden, weil die Bedürfnisse der Leute offenbar andere waren“, erläuterte Ortsvorsteher Hartmut Besch gestern gegenüber den PNN. Fortan gab es also heiße Wäsche statt warmer Würstchen im Herzen Michendorfs. Aber nicht nur durch die neue Angebotspalette hätten die Betreiber das Gelände zweckentfremdet, sondern auch durch diverse Umbauten am Gebäude, argumentiert Besch.

Bereits vor vier Jahren hatte es Reibereien mit dem Objekt gegeben, als es um die Sanierung des Parkplatzes ging: Der Sex-Shop war im Weg, die Gemeinde hat auf Räumung geklagt. Im vergangenen Jahr wurde das Verfahren wieder aufgenommen, der nächste Verhandlungstermin ist für den 29. Juli anberaumt worden. Der Shop selbst hat offenbar nur noch sporadisch geöffnet. Über ein dreiviertel Jahr waren die Läden durchgängig unten, nun soll man wenigstens hin und wieder in die Auslage spähen können.

„Es kann durchaus ein gewisser öffentlicher Druck ausgeübt werden“, sagte Hartmut Besch (FDP) in der Gemeindevertretersitzung. Er befürchtet, dass sich die Bauzeit für die Kegelbahn unnötig in die Länge ziehen würde, wenn man auf ein Urteil wartet. Denn das Bauen hat der Kreis nicht untersagt – nur die mögliche Nutzung. Den Antrag, trotz der Auflagen bereits im August mit dem Bau der Kegelbahn zu beginnen, haben alle sechs Fraktionen unterschrieben und am Montagabend verabschiedet. Denn Eile ist aus mehreren Gründen geboten: Zum einen soll während der voraussichtlich elf Monate langen Bauzeit die bisherige Kegelbahn geschlossen werden. Nicht nur für die etwa hundert Mitglieder des Kegelclubs „Purzelmann“ wird dies eine lange Auszeit: Die Anlage wird auch von Grundschulklassen und den behinderten Kindern und Jugendlichen aus dem Norberthaus genutzt. Zum anderen müssen die Mittel aus dem Konjunkturpaket bis spätestens 2011 verbaut werden. Von den insgesamt knapp 650 000 Euro Baukosten sollen 280 000 vom Bund kommen. Die einzige Gegenstimme kam vom fraktionslosen Abgeordneten Carsten Kumke. „Sie müssen sich klar darüber sein, dass sie hier ein Risiko in Kauf nehmen“, sagte er.

Bis zum Frühjahr sollen die ersten Kegel stehen. Geplant ist eine Anlage auf vier Bahnen, auf der unter Wettbewerbsbedingungen gekegelt werden kann. Und bis dahin wird das Geschäft mit der Lust weichen müssen. Thomas Lähns

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