Potsdam-Mittelmark: Gemeinsam statt einsam
Potsdam hofft mit seinen Nachbarorten auf 53 Millionen Euro aus Brüssel für Mobilitäts-, Umwelt- und Naherholungsprojekte
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Potsdam / Werder (Havel) - Ganz neue Töne zwischen Potsdam und dem Umland: „Gemeinsam. natürlich. verbunden“ lautet das Motto, unter dem sich die Landeshauptstadt mit ihren Nachbarkommunen um 53 Millionen Euro Fördermittel von der Europäischen Union (EU) bemüht. Man hat sich zusammengerauft, um zum Beispiel die angespannte Verkehrssituation etwas zu entspannen – durch den Bau von Schnellradrouten und Park+Ride-Stellplätzen. Man will neue Naherholungsräume schaffen und Musterprojekte gegen den Klimawandel umsetzen. Dafür hofft man – gemeinsam statt einsam – auf Geld aus Brüssel.
Die Solidarität ist angezeigt: Die EU-Mittel, die Brandenburg aus verschiedenen EU-Töpfen in der Förderperiode bis 2020 bekommt, sind drastisch geschrumpft: 2,2 Milliarden sind etwa 60 Prozent dessen, was es in den vergangen sieben Jahren noch gab. Brandenburg gilt nicht mehr als „strukturschwach“, sondern als „Übergangsregion“. Da heißt es, etwas zusammenzurücken. Rund zehn Prozent der europäischen Zuschüsse werden in einem Wettbewerbsverfahren an die Kommunen weitergereicht – mit dem Ziel, arbeitsfähige Kooperationen zwischen den brandenburgischen Städten und ihrem Umland zu bilden, wie es aus dem zuständigen Infrastrukturministerium heißt. Und da hat die Potsdamer Region bekanntlich tatsächlich etwas Nachholbedarf.
Die Landeshauptstadt macht mit ihren Nachbarn Dallgow-Döberitz, Michendorf, Nuthetal, Schwielowsee, Stahnsdorf, Werder (Havel) und Wustermark gemeinsam beim Stadt-Umland-Wettbewerb mit. „Es geht um die Finanzierung von Projekten, die nicht an den Gemeindegrenzen halt machen“, sagte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern in einem Pressegespräch in Werder. Mehr Kooperation sei unabdingbar.
Als Themenfelder wurden nachhaltige Mobilität, Energie und CO2-Reduzierung sowie die Stärkung von Natur- und Kulturlandschaften ausgemacht. Aus Werderaner Sicht seien gerade die Pendlerströme eine Herausforderung, die nur gemeinsam bewältigt werden könne, sagte Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). Angesichts der positiven Bevölkerungs- und Arbeitsplatzbedingungen hätten die Verflechtungen zugenommen.
Im Förderantrag sollen – für den Fall, dass nur ein Teil des beantragten Geldes fließt – Prioritäten aufgezeigt werden: Wird nur die Priorität I bezuschusst, käme man bei einer Förderquote von 75 Prozent auch mit 33 statt 53 Millionen Euro hin. Davon könnten eine Fuß- und Radfahrerbrücke neben der Eisenbahnbrücke in Werder und eine Radschnellroute nach Stahnsdorf in Verlängerung der Stahnsdorfer Straße gebaut werden. Dort würde der Radweg entlang des Teltowkanals bis nach Teltow weitergehen – falls Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf mit ihrer eigenen Wettbewerbsbewerbung Erfolg haben sollten.
Eine Radschnellroute nach Werder hat Priorität II. Nicht nur OB Jakobs glaubt daran, dass Elektro-Fahrräder im Berufsverkehr eine wachsende Rolle spielen werden. Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) bekam in seinem Auto gestern auf der Strecke Stahnsdorf-Potsdam-Werder Durchschnittstempo 32 angezeigt. „Da sind Radschnellrouten unbedingt eine Alternative.“ Für Radler sind auch Radweg-Lückenschlüsse von Philippsthal nach Saarmund und Langerwisch in der ersten Priorität, für Auto-Pendler neue Parkplätze am Campus Jungfernsee, am Bahnhof Marquardt und an der Baumgartenbrücke in Geltow. Am Bahnhof Werder würde ein zweites Parkhaus entstehen.
Mobilität soll nicht das einzige Thema sein. Im Themenbereich „Energie und CO2-Reduzierung“ geht es um den Bau eines Meilers in oder bei Potsdam, in dem Bioabfälle zu Biogas aufbereitet werden. Das olympische Dorf in Elstal soll eine regenerative Wärmeversorgung bekommen, für den Konversionsstandort Krampnitz eine CO2-neutrale Energieversorgung ausgebaut werden.
Im Themenfeld Natur- und Kulturlandschaften soll vor allem das Wildnisprojekt in der Döberitzer Heide profitieren: Ein barrierefreies Wander- und Radwegenetz ist dort anvisiert, auch Wegeverbindungen zu umliegenden Orten. Für Krampnitz hofft man auf Zuschüsse für die Altlastensanierung. Nicht zuletzt bewirbt man sich mit einem Projekt zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Entsprechend ihrer Qualifikationen und Neigungen sollen berufliche Perspektiven in der Region aufgezeigt werden.
„Gemeinsam. natürlich. verbunden“ - das Motto gilt auch bei der Aufteilung der Projekte: 60 Prozent der Gesamtmittel würden auf Potsdam entfallen, der Rest auf die Nachbarn. Bis zum Jahreswechsel hofft man auf ein Signal zu den Erfolgsaussichten beim Wettbewerb.
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