Potsdam-Mittelmark: Generationenvertrag praktisch
Seit drei Jahren läuft bei der Akademie „2. Lebenshälfte“ das Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“
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Teltow - Es sind nicht nur Ältere, die sich in Projekten der Akademie „2. Lebenshälfte“ engagieren. Auch die Jungen sind ehrenamtlich aktiv, um in den Alltag anderer Freude zu bringen. Wie Stefan Scharowski aus der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Gesamtschule, der seit anderthalb Jahren regelmäßig ältere Menschen im Teltower Pflegeheim „Bethesda“ besucht, um mit ihnen zu singen, ihnen vorzulesen oder mit ihnen zu basteln.
Erika Pusch, die die Ehrenamt-Projekte koordiniert, weiß, dass besonders ältere Damen von dem hilfsbereiten jungen Mann angetan sind. Schon die Ankündigung seines Kommens zaubere ein Lächeln auf ihre Gesichter, gleichzeitig würden sie ihren Rücken gerade machen und für einige Stunden jegliches Zipperlein vergessen, erzählte Pusch am Dienstagnachmittag beim Neujahrsempfang für Ehrenamtliche in der Geschäftstelle der Akademie. Gelegenheit nicht nur Rückschau zu halten und neue Projekte vorzustellen, sondern auch Dank zu sagen. Dem schloss sich Bürgermeister Thomas Schmidt an, der besonders das generationsübergreifende Engagement lobte.
Seit dem Frühjahr 2004 läuft das Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“, von dem inzwischen Schulen, Kitas und Jugendeinrichtungen in der Region profitieren. Rund 50 Ehrenamtler konnte die Akademie bisher in der Region gewinnen. So hilft Ursula Dorsch den Jüngsten im Unterricht beim Mischen von Farben, ebenso zeigt sie ihnen, wie eine Schere gehandhabt wird. Denn die Unterrichtszeit reicht für eine Lehrerin oft nicht aus, um sich allen Schülern zu widmen. Zweimal wöchentlich ist die ehemalige Bankangestellte in der Stubenrauch-Grundschule. Sie ist froh, wieder gebraucht zu werden. Gleichfalls freut sich die Schule über ihre Mitarbeit, da besonders im Anfangsunterricht noch viele Entwicklungsunterschiede ausgeglichen werden müssen.
Fürs Singen konnte der Rentner Bernd Geister – seit über 30 Jahren Chormitglied in zwei Berliner Vereinen – die Knirpse in der Kita „Rappelkiste“ begeistern. Auch die Mini-Fußballweltmeisterschaft, die im letzten Sommer 14 Mannschaften aus sieben Ländern in Teltow zusammen brachte, wurde von ehrenamtlichen Senioren unterstützt, die trotz sommerlicher Höchsttemperaturen am heißen Herd standen, um für die jungen Kicker zu kochen.
Wie Schule vor über 100 Jahren war, erfuhren Schüler bei einem Besuch im Reckhahner Schulmuseum, das sie gemeinsam mit einigen Senioren besuchten. Zuvor hatte ihnen Karl-Heinz Becker seine erste Fibel gezeigt und auch wie man Sütterlin schreibt. Becker ist zudem Hobbymusiker und hegt seit langem den Wunsch, in Teltow eine Seniorenband zu gründen. Becker ist Bassist und am liebsten würde er Rockmusik machen. Noch während der Veranstaltung fand sich ein weiterer Mitspieler – der Gitarrist Jürgen Schröder.
Wie gefragt Senioren sind, beweist der Bedarf beim „Wunschgroßeltern-Dienst“. Weitere Projekte sind neben einem regionalen Seniorenbeirat, das Mehrgenerationhaus und eine Ausstellung mit dem Titel „Jung sieht Alt - Alt sieht Jung“. Mit Fotoapparat und Zeichenstift sollen die Sichtweisen der Generationen dokumentiert werden.
Einer, der sich bereits vor der Aktion engagierte, ist Hans-Peter Meister. Er organisiert jährlich 40 Bildungsveranstaltungen für die Akademie. In Vorträgen erfahren Senioren Wissenswertes aus Politik, Wissenschaft, Kultur. Bildungsfahrten gelten als Highlight der Akademie. KiG
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