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Bestattet im Wald  In Fürstenwalde gibt es bereits einen Friedwald.

© dpa/Archiv

Potsdam-Mittelmark: Gepachtete Ruhe

In Nudow soll ein Friedwald entstehen – der Chef des Stahnsdorfer Südwest-Kirchhofes ist skeptisch

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Nuthetal / Stahnsdorf - Die letze Ruhe unter einem Baum finden – viele Menschen können sich vorstellen, nach ihrem Tod inmitten eines Waldes anonym oder mit einem kleinen Metallschild begraben zu sein, umgeben von unberührter Natur statt unter einem Grabstein mit Blumenbeet. In Nuthetal sind jetzt Pläne der Friedwald GmbH bekannt geworden, eine solche Grabstätte in einem Waldstück in der Nähe von Nudow anzulegen. Es wäre der zweite Friedwald des Unternehmens in Brandenburg.

Die Friedwald GmbH will ihr Vorhaben am 1. Juni im Nuthetaler Ortsentwicklungsausschuss vorstellen, hieß es aus dem Nuthetaler Rathaus. Die Gemeindevertretung muss dem zustimmen. Die ersten Signale sind positiv. Kritik kommt jetzt aber überraschenderweise von anderer Stelle. Gegenüber den PNN zeigte sich der Friedhofsverwalter des Stahnsdorfer Südwest-Kirchhofs, Olaf Ihlefeldt, skeptisch zu dem Projekt. „Neue Friedhöfe werden in der heutigen Zeit nicht mehr gebraucht“ , sagte er. Ihlefeldt leitet in Stahnsdorf einen der größten Friedhöfe Europas, deutschlandweit ist es der zweitgrößte. Viele Berühmtheiten sind auf dem 206 Hektar großen Areal beerdigt. Und auch hier ist es möglich, sich wie im Friedwald begraben zu lassen.

Ihlefeldt hat einen Grund für seine Skepsis: Mitte der 90er Jahre habe die Friedwald GmbH mit der Kirche Gespräche über einen Bestattungswald am Südwest-Kirchhof geführt. Eine Partnerschaft sollte entstehen, die Kirche lehnte ab. Ihlefeldt spricht von einer „massiven kommerziellen Ausrichtung“ solcher Unternehmen. Dass die Friedwald GmbH ihre Geschäftsziele nun in Nuthetal erreichen wird, bezweifelt der Friedhofschef.

Der Trend zur Waldbestattung sei zwar da, aber die Nachfrage stagniere, sagte Ihlefeldt. Zudem gebe es ein deutliches Überangebot an Friedhöfen um Berlin. Alleine der Stahnsdorfer Südwestkirchhof könnte den Bedarf an Naturbestattungsflächen in der Region für die nächsten 50 Jahre abdecken. Eine Konkurrenz sieht Ihlefeldt in der Friedwald GmbH nicht. Vielmehr wolle er die Kommune vor einer Fehlentscheidung warnen. Um einen Friedhof zu führen bedarf es verlässlicher Partner: „Das Unternehmen ist heute da, kann morgen schon weg sein, dann liegt die Last auf der Kommune“, so Ihlefeldt. Die Einnahmen seien weg, die Pflege des Waldes bleibe an der Kommune hängen.

Tatsächlich ist die Friedwald GmbH bei ihrem Vorhaben auf Nuthetal angewiesen: Die Gemeinde soll die Trägerschaft des Friedhofs übernehmen, hieß es aus dem Bauamt. „Es bleiben keine Kosten bei der Gemeinde hängen.“ Das Waldstück würde vom Land an das Unternehmen für 99 Jahre verpachtet, auch der Betrieb laufe über die Friedwald GmbH, die einen Förster einsetze. Noch sei allerdings keine Entscheidung über die Ansiedlung des Friedwaldes gefallen. Darüber haben Nuthetals Gemeindevertreter noch zu beraten.

Für Stahnsdorfs Friedhofsverwalter Ihlefeldt ist schon jetzt klar: Der Trend zur Bestattung im Wald ist gebrochen. Ob die neue Grabstätte je ausgelastet werde, sei unklar, ebenso, was mit dem Friedwald nach 99 Pachtjahren geschieht. „Am Ende wird nicht das Unternehmen für die Wahrung der Totenruhe und Menschenwürde einstehen müssen, sondern der Träger des Bestattungswaldes – die Kommune“, sagte Ihlefeldt. Tobias Reichelt

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