Potsdam-Mittelmark: Gequälte Vollblüter werden versteigert Die 17 Araberpferde von Groß Kreutz
sollen in liebevolle Hände gegeben werden
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Groß Kreutz – Monatelang keinen Auslauf, kaum Futter und wenig Wasser: Die 17 Araberpferde, die Ende März von einem Groß-Kreutzer Reiterhof gerettet wurden, haben das pure Elend erlebt. Nachdem sie in den vergangenen Wochen von Züchtern und Ärzten wieder hochgepäppelt worden sind, sollen sie nun verkauft werden: Dazu findet am 19. Mai im Gestüt Krielow eine Auktion statt. „Wir hoffen, dass sie liebevolle Besitzer finden“, sagt Thomas Leiss, der die Versteigerung für das Potsdamer Auktionshaus „Auktionspunkt“ vermarktet.
Der Fall der verwahrlosten Vollblüter hatte für Schlagzeilen gesorgt: Seit Oktober waren die Pferde weitgehend sich selbst überlassen worden. Die Eigentümerin – eine Zahnärztin aus Berlin mit bis dato gutem Ruf als Züchterin – hatte sich nicht mehr um sie gekümmert. Das mittelmärkische Veterinäramt war durch Hinweise anderer Züchter auf den Hof aufmerksam geworden und eingeschritten. Zwei Pferde waren bereits einen Monat zuvor verendet, die übrigen boten einen jammervollen Anblick: abgemagert, dehydriert und zum Teil völlig apathisch. Ein Gutachter soll nach der Untersuchung gesagt haben, dass er in den Augen der empfindsamen Vollblüter das blanke Entsetzen gesehen habe.
Körperlich seien die Pferde mittlerweile wieder genesen. Wie es in ihren Seelen aussieht, könne man jedoch nicht sagen, so Thomas Leiss. Ein Gutachten hat den Wert der 17 Tiere wohl auch deshalb auf insgesamt nur etwas über 17 000 Euro festgesetzt – damit kosten sie im Durchschnitt weniger als eine Milchkuh. Und dabei sind die Groß-Kreutzer Araber im internationalen Zuchtgeschäft zum Teil gut bekannt und verfügen über namhafte Ahnenreihen.
Die Eigentümerin, gegen die eine Anzeige wegen Tierquälerei gestellt worden war, wird von dem Geld indes kaum etwas sehen: Zuerst müssen die seit Ende März angefallenen Kosten für die Behandlung und Pflege sowie für die Betreuung gedeckt werden. Erst bei Erlösen über 20 000 Euro würde etwas für sie übrig bleiben, schätzt Leiss. Ob bei Startgeboten ab 650 Euro überhaupt so viel zusammenkommt, hänge von der Zahl der Bieter ab, die den Weg nach Krielow finden.
Die Auktion ist in Absprache mit dem Amtsgericht Potsdam und der Staatsanwaltschaft sowie dem Veterinäramt des Kreises in die Wege geleitet worden. Aufgrund des klar geregelten Prozederes hätten Schnäppchenjäger, die bereits kurz nach dem Skandal auf der Matte standen, keine Chance gehabt, wie Leiss erklärte. Aber auch nach dem Verkauf wird das Veterinäramt die Pferde im Auge behalten: Nachkontrollen sollen in den Kaufverträgen festgelegt werden, ebenso ein Verbot, sie zu schlachten oder als Spekulationsobjekte gleich weiterzuverkaufen. Auch ein Einsatz in der Landwirtschaft ist tabu, erklärt Leiss. Unterm Strich solle gewährleistet werden, dass die Zukunft der 17 Vollblüter besser verläuft als ihre Vergangenheit. Thomas Lähns
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