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Potsdam-Mittelmark: Geschlossenes Hotel nun Streitobjekt

Fondsverwalter klagt gegen Ex-Betreiber des Tryp-Hotels Michendorf / Zukunft des Hauses ungewiss

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Michendorf - Das seit Mitte November geschlossene Tryp-Hotel in Michendorf ist jetzt ein Fall für die Anwälte geworden. Die Gebau Fonds GmbH aus Düsseldorf hat als Verwalter der Immobilie eine Klage vor dem Landgericht Potsdam gegen den bisherigen Betreiber des Hauses eingereicht. Laut Angaben von Gebau laufe der Pachtvertrag mit dem spanischen Unternehmen Sol Meliá noch bis August 2012. „Wir versuchen, Sol Meliá wieder zum Betrieb des Hauses zu bewegen“, so die zuständige Verwalterin Alexandra Radke gegenüber den PNN. Denn seit dem Auszug sei auch keine Pacht mehr gezahlt worden.

Von einem Tag auf den anderen hatte das 3-Sterne-Hotel in Michendorf den Betrieb eingestellt, nur ein Zettel an der Eingangstür erläutert kurz und knapp: „Das Tryp-Hotel bleibt ab Sonntag, dem 16. November, geschlossen.“ Die Werbetafeln sind entfernt worden, doch soweit es sich beim Blick durch die Fenster beurteilen lässt, ist das Interieur noch vollständig vorhanden. Radke bestätigt dies. Im Prinzip könne der Hotelbetrieb sofort wieder aufgenommen werden. Warum der spanische Hotel-Konzern Sol Meliá so plötzlich die Zelte abgebrochen hat, kann der Geschäftsführer für Deutschland, Markus Steiner, nur so erklären: „Es hatte mit dem Bau der Umgehungsstraße zu tun – seitdem die an der Gemeinde vorbei führt, hat die Kundschaft gefehlt.“ Von einem gültigen Pachtvertrag mit der Gebau AG sei ihm nichts bekannt, so Steiner weiter. Eine Stellungnahme der Konzernzentrale auf Mallorca hat es bislang nicht gegeben.

Die Aussage, dass wegen der B2 die Gäste wegbleiben, hält Michendorfs Ortsvorsteher Hartmut Besch (FDP) für eine Schutzbehauptung. „Das ist Unsinn und kann nicht der Grund für die Schließung sein“. Denn wer in einem Hotel übernachtet, buche es vorher und nicht erst beim Vorbeifahren. Vermutlich habe sich das Haus aufgrund zu geringer Preise und zu hoher Pacht nicht halten können, zumal in Berlin ein regelrechter Betten-Boom ausgebrochen sei, so Besch. Tatsächlich scheint die Pacht, die laut eines Gebau-Berichtes gut 58 000 Euro monatlich beträgt, kein Schnäppchen zu sein. Dass die größte Gäste-Herberge in seinem Ort – zirka 200 Betten und sieben Tagungsräume hat es hier gegeben – geschlossen hat, bedauert der Ortsvorsteher: Viele Leute aus der Region hätten hier gearbeitet, die Gäste im Tryp-Hotel wiederum hätten Geld in Michendorf ausgegeben. Zudem seien die Tagungsräume auch im Ort beliebt für private Feiern und größere Veranstaltungen gewesen. „Im Ortsteil Michendorf haben wir jetzt nur noch kleinere Pensionen“, so Besch. Wie er aber erfahren hat, habe der Direktor zumindest die Auszubildenden noch in der Region weitervermitteln können.

Wann das Hotel wieder öffnet, wird nun auch mit dem Ausgang des Verfahrens zusammenhängen – und darauf warten nicht nur die Michendorfer gespannt. Denn das Tryp-Hotel gehört zu einem Immobilienfonds, dessen Gesellschafter unter anderem Ärzte und Apotheker überall in Deutschland sind. Dieser und andere „Medico Fonds“ sind ihnen als vermeintlich sichere Geldanlage vermittelt worden. Das Tryp-Hotel in Michendorf ist neben einem Einkaufszentrum in Gera und einem Wohn- und Geschäftshaus in Quedlinburg Teil des Medico Fonds Nummer 41. Den hatte die Gebau 1997 als geschlossenen Immobilienfonds aufgelegt und die Anteile an die Privatanleger verkauft. Das Investitionsvolumen lag laut Prospekt bei gut 73 Millionen Euro.Thomas Lähns

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