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EINGELADEN: Geschmeidiger Stahl Atelierfrühstück

Bildhauerin Gisela von Bruchhausen schweißt und schraubt in einer Maschinenhalle der stillgelegten Vulkanfiberfabrik

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Werder - Sie hat ihre Berufung bereits in jungen Jahren erkannt, ist diesem inneren Ruf gefolgt und hat sich ihre Träume Stück für Stück zur Profession ausgebaut. Gisela von Bruchhausen, geboren 1940 in Berlin, wohnhaft in Berlin-Wannsee, ist Bildhauerin. Zur plastischen Arbeit fand sie über ihre früh bemerkte Fähigkeit, auch Flächiges räumlich wahrzunehmen. Von dieser Erkenntnis zum Modellieren war es nur ein kleiner Schritt. Der Drang zu formen und sich mit Räumlichkeit bildnerisch auseinander zu setzen, hat Gisela von Bruchhausen, kaum dass ihre drei Söhne aus dem Gröbsten raus waren, klar den Weg gewiesen. Und der führte geradewegs in die Hochschule für Künste – heute UdK – Berlin, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wurde. Hier lernte die Künstlerin das Schweißen kennen und lieben und eben auch den Stahl, der seither aus ihrem Leben nur noch schwerlich wegzudenken ist.

„Ich arbeite mit Stahl, weil ich seine Eigenschaften liebe, seine Geschmeidigkeit, seine Spannkraft und die Möglichkeiten der punktuellen Verbindung", beschreibt Gisela von Bruchhausen ihre ungebrochene Leidenschaft für das vermeintlich spröde Material. Wer sich auf den Weg in ihr großräumiges Atelier in Werder begibt, dass sich die Bildhauerin gemeinsam mit einer Kollegin vor sieben Jahren in der Maschinenhalle der stillgelegten Vulkanfiberfabrik einrichtete, begreift, das die zierliche Frau und der Stahl alles andere als ein gegensätzliches Paar bilden.

Die Formensprache ihrer Skulpturen und Wandreliefs zeichnen sich durch eine Lebendigkeit, Dynamik und gleichzeitig durch eine innere Leichtigkeit und Eleganz aus, die auch der Künstlerin ins Gesicht geschrieben stehen. Beim gemeinsamen Rundgang durch ihr Werkstatt-Atelier demonstriert Gisela von Bruchhausen das Konstruktions- und Montageprinzip ihrer plastischen Arbeit. Alle ihre bildhauerischen Objekte – unabhängig ob Klein- oder Großskulptur oder Relief – sind aus Einzelteilen zusammengefügt, miteinander verschraubt und dergestalt nach Bedarf auch wieder zerlegbar.

Eine Zeitlang hat Gisela von Bruchhausen bildhauerisch auch mit dem Zusammenschweißen von Schrottteilen experimentiert. Inzwischen zieht sie es vor, den Stahl selbst zu formen, zu knicken und zu drehen und so optimal ihrem Entwurf anzupassen. Dadurch, dass die Künstlerin ihre plastischen Arbeiten mit dem höchsten Anspruch an Präzision, Ästhetik und Formvollendung durcharbeitet, treten punktuelle Schweißverbindungen, Schweißnähte oder Schrauben diskret in den Hintergrund.

In ihrem Atelier lässt sich nachvollziehen, wie eine Idee – in der Regel zunächst umgesetzt in einem Papiermodell – schließlich in Stahl Gestalt annimmt. Dabei wird jedes Stahlobjekt zunächst geschliffen, dann verzinkt und zuletzt mit einer Farbschicht überzogen. Am Ende wirkt alles wie aus einem Guss. Wenn die Bildhauerin in einer Arbeit beispielsweise Schwarz und Weiß oder Schwarz und Rot als farbliche Gegenspieler miteinander agieren lässt, dann mit der Absicht, die Konstruktion, Struktur und den Spannungsbogen zwischen Positiv- und Negativformen noch deutlicher herauszuarbeiten. Hier, wie auch in allen anderen Arbeiten, lässt sich das Prinzip der Rhythmisierung und die Lust der Bildhauerin am Bauen, Formen und Konstruieren sozusagen mit Händen greifen.

Interessenten an einem Atelierbesuch in der Werderaner Vulkanfiberfabrik sind herzlich willkommen, werden aber zuvor unbedingt um Voranmeldung gebeten (Tel. 0331/5058086 ). Denn: wenn Gisela von Bruchhausen erst einmal in Overall, Lederhandschuhen, Schutzbrille und Ohrschützern mit dem Winkelschleifer zur Tat schreitet, dürfte es allein schon akustisch wenig aussichtsreich sein, zur Künstlerin durchzudringen.

Auf Initiative der Potsdamer Galerie Ruhnke findet bei Frau von Bruchhausen am heutigen Samstag erstmalig ein Atelierfrühstück statt. Wegen der großen Zahl der bereits eingegangenen Anmeldungen können an diesem Tag leider keine weiteren Gäste mehr zugelassen werden. Weitere Atelierfrühstücke bei Brandenburger Künstlern sind geplant. Anmeldungen für das nächste Atelierfrühstück am 29.7. um 11 Uhr bei dem Maler Heinrich G. Noé in Schäpe sind ab sofort bei der Galerie Ruhnke möglich (Tel. 0331/5058086).

Almut Andreae

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