Potsdam-Mittelmark: Geschützte Geschichte – verhinderte Zukunft?
Die beiden übrig gebliebenen Bauten des einstigen Carl-von-Ossietzky-Werkes sind jetzt ein Denkmal – und für das Techno Terrain ein Vermarktungshindernis
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Teltow - So richtig ins Bild des modernen Techno Terrains passt die alte Halle mit der roten Glasfassade nicht. Und auch die benachbarte Büroplatte an der Rheinstraße hat den Charme eines einstigen DDR-Verwaltungsbaus. Doch was für manche ein Störfaktor ist, hat für die märkischen Denkmalpfleger seinen Wert: Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege hat das ehemalige Verwaltungsgebäude und die Halle des einstigen Carl-von-Ossietzky-Werkes (CvO) unter Denkmalschutz gestellt. Ihr Abriss ist nicht erlaubt – entgegen den Plänen der Techno Terrain-Gesellschaft.
Für die Denkmalpfleger steht hier ein Stück Teltower Industriegeschichte. „Als Bestandteil des ehemaligen VEB Elektronische Bauelemente, in DDR-Zeit einer der beiden bedeutendsten Industriebetriebe der Stadt, besitzt die Anlage ortsgeschichtliche Bedeutung, zumal sie nach umfänglichen Abrissarbeiten zu den letzten Resten des Werkes gehört“, begründet die Behörde die Unterschutzstellung. Gleichzeitig würden die beiden Bauten die Rolle dokumentieren, die Teltow in der DDR als Zentrum der elektronischen Industrie spielte. Der Standort ist die Wiege der Teltower Industriegeschichte. Hier siedelte sich nach dem Bau des Teltowkanals als erstes die Porzellanfabrik an. Der Nachfolgebetrieb stellte Porzellanwiderstände her, nach dem Krieg begann hier die Herstellung elektronischer Bauelemente. 1988 zählte der volkseigene Betrieb 28 000 Beschäftigte, weshalb die Denkmalpfleger nicht nur eine ortsgeschichtliche, sondern auch eine gesellschaftliche Komponente sehen. Als typische Beispiele industriellen Bauens wird eine baugeschichtliche Bedeutung erkannt. Städtebaulich wichtig seien die Bauten wegen ihres „prägnanten Blickpunkts“ an der Rheinstraße.
In der Halle war das Rechenzentrum des CvO-Werkes untergebracht. Nach dem Auszug einer Druckerei steht sie leer. In dem dreigeschossigen Plattenbau hatte die Verwaltung des CvO-Betriebes ihren Sitz, heute haben hier unter anderem der Mieterbund und der Landtagsabgeordnete Jens Klocksin ihre Büros. In der typischen Bauweise, dem „großzügig dimensionierten und lichten Treppenhaus“ sieht die zuständige Denkmalpflegerin Buchinger den schützenswerten Gehalt des Gebäudes.
Um die „Ressourcen der intakten Bauten nicht zu verschleudern“, wünscht sich Buchinger eine möglichst langfristige Nutzung. Doch kann da Petra Schulze von der Verwaltung des Techno Terrains nur den Kopf schütteln. Denn der Standort der beiden Bauten gehört zum Gesamtkonzept des Techno Terrains, das nach der Wende Immobilienentwickler Roland Ernst von der Treuhand erworben hatte. Einen Investitionsvorrangbescheid gab es nur, weil Ernst und sein Geschäftspartner Ernst Wisser ein Gesamtkonzept mit einem städtebaulichen - und Erschließungsvertrag vorweisen konnten. Entwickelt wurde der 120 Hektar große einstige Industriestandort indes stufenweise, so dass der Bereich mit den nun unter Denkmalschutz gestellten Bauten noch an die Vergangenheit erinnert. Auch wenn es derzeit keine konkreten Pläne gibt, ist die Vermarktung des Areals Ziel. Die Gläubigerbank des inzwischen insolventen Roland-Ernst-Imperiums wartet auf Erlöse. Doch 4000 Quadratmeter zu vermarkten, auf dem zwei Denkmäler stehen, „ist kaum möglich“, so Schulze. Für die Halle würde sich kein Nutzer finden. Und: „Warum einen alten Büroplattenbau teuer sanieren, wenn selbst moderne Büros leer stehen?“ Die Unterschutzstellung sei wirtschaftlich völlig unverständlich, so Peter Schulze. Daher werde eine Klage gegen die Eintragung der Bauten auf die Denkmalliste geprüft.
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