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Potsdam-Mittelmark: Geteilte Stimmung zum Hafen Diskussion über das Teltower Großprojekt

Teltow - Hat sich Teltow mit dem Hafenprojekt übernommen? Die Oppositionsfraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben zu dieser Frage am Dienstagabend zu einer Veranstaltung ins Bürgerhaus eingeladen.

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Teltow - Hat sich Teltow mit dem Hafenprojekt übernommen? Die Oppositionsfraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben zu dieser Frage am Dienstagabend zu einer Veranstaltung ins Bürgerhaus eingeladen. Das Informationsbedürfnis ist auch zweieinhalb Wochen nach dem ersten Spatenstich groß: 50 Teltower nahmen die Einladung an. Das Stimmungsbild in der Bevölkerung zu dem Projekt, das nach jetziger Rechnung 6,8 Millionen Euro öffentlicher Mittel verschlingen wird, scheint geteilt.

Einerseits besteht Misstrauen, dass sich die Stadt überhebt, die Marina zum „Fass ohne Boden“ wird, wie ein Teltower wetterte: „Ich habe das Gefühl, dass da dieselben Leute am Werk sind wie beim BER.“ Andererseits äußerten sich Bürger zuversichtlich, dass der erwünschte Effekt des Großprojektes – die Belebung der benachbarten Altstadt – eintreten wird. „Es sollte uns ein Anliegen sein, die Zehlendorfer mit ihren dicken Geldbeuteln nach Teltow zu locken“, sagte eine Teltowerin.

Grüne, Piraten, Linke und die Bürger-Initiative Teltow (BIT) hatten zu der Runde eingeladen. In der Stadtverordnetenversammlung waren sie mit ihrer Skepsis bislang nicht durchgedrungen, für jeden Schritt des Großprojektes gab es – bisweilen knappe – Mehrheiten. Der Grünen-Stadtverordnete Eberhard Adenstedt fragte, was die Teltower wollen: ein Industriegebiet mit Hafen und Wohnpark oder nicht lieber eine Auenlandschaft als Erholungsraum? Er kritisierte die Kostensteigerungen für das Projekt und dass Naturschützer nicht im Beirat aus Eigentümer, Verwaltung, Stadtverordneten und Experten vertreten waren, der die Eckpunkte des Projektes festgelegt hatte.

Der Entwurf eines Hafenparks mit Anglerlokal kam allerdings weniger gut an. Der frühere Stadtverordnete Wolfgang Köhn kritisierte, dass von den Grünen bislang kein Antrag gekommen sei, was alternativ mit der Brache am Teltowkanal passieren könnte. Die von der Stadt beauftragte Projektsteuerin Brigitte Suntrop dachte laut darüber nach, dass die Wiederherstellung einer Auenlandschaft deutlich teurer würde als die Marina – und niemals refinanzierbar wäre.

Nicht alle zeigten sich von solchen Argumenten überzeugt: Ob es keine wichtigeren Projekte wie den Straßenbau, nicht andere, soziale Nöte gebe, wurde gefragt. Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD), der als Gast teilnahm, sagte, dass die Stadt ihre soziale Verantwortung durchaus wahrnehme. Er verteidigte das Projekt, Wirtschaft und Tourismus würden angekurbelt. Schmidt wollte aber nicht ausschließen, dass es für die Stadt noch teurer wird.

Ein Problem: die Altlasten. Der Boden des etwa ein Hektar großen Hafengrundstückes ist durch die industrielle Vornutzung verdreckt. Die Stadt hat das Grundstück für 1,3 Millionen Euro gekauft, die Altlastensanierung wird mindestens genauso teuer. Hinzu kommt: Das Gelände ist mit Granaten belastet, außerdem wird das Projekt archäologisch begleitet. Die Ufer des Sees, den es hier mal gab, sollen schon in Urzeiten besiedelt gewesen sein.

Und doch gab es immer wieder optimistische Stimmen. Der Teltower Hermann Lamprecht, bekannt als Double des Alten Fritz, sprach vom wachsenden Bootsverkehr, der schön sanierten Alstadt, die mit dem Hafen einen Nachbarn bekommen werde. Schließlich zitierte er Schillers „Wilhelm Tell“: „Wer allzu viel bedenkt, wird wenig leisten.“ Henry Klix

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