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KulTOUR: Geträumte Kunst

Kinder ließen sich von Paul Klee anregen

Kleinmachnow - Kürzlich erst fand im Kleinmachnower Rathaus die Abschlussveranstaltung eines Schreibwettbewerbs für Schulkinder statt, die PNN berichteten. Nun schon wieder so ein großkalibriges Ding. Offenbar geht man im Raum Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow mit schweren Geschützen gegen die galoppierende PISA-Angst vor. Im jetzigen Fall fühlte sich der Theaterverein „Arleccino“ an der Steinweg-Schule von höherer Stelle inspiriert, zu einem Malwettbewerb aufzurufen. Aus dem gar nicht so dummen Slogan der „Kulturstiftung der Länder“, wonach Kunst „sichtbar, hörbar, fühlbar“ mache, entstand die Idee, sich umfassend mit dem Schweizer Avantgardisten Paul Klee ( (1879-1940) auseinanderzusetzen.

Von der Seeberg-Grundschule bis zum Weinberg-Gymnasium vernahmen sieben Bildungsstätten diesen Ruf, auch Mitglieder einer Gruppe, die von Frauke Schmidt-Theiligs „Atelier am Dorfplatz“ betreut wurde. Weil die Zahl möglicher Einsendungen recht hoch angesetzt und die Mitmacherzahl beträchtlich war, hatten Susanne Wied vom Deutschen Farbenzentrum Berlin und der Potsdamer Künstler Stefan Pietryga als Juroren viel zu sichten und zu bewerten, schließlich konnte man wertvolle Preise gewinnen! Im März war Einsendeschluss.

Ausgestellt sind nun vor allem die prämierten Werke, solche, die sich eben nicht in Kopie oder Nachahmung verloren, sondern durch fremde Inspiration wirklich Eigenes schufen. Letztlich, so fasste Susanne Wied das Projekt zusammen, solle jeder mit Farben sein Leben entdecken – und das war nun gewiss an Groß und an Klein adressiert!

Der Zugang zu Werk und Vita von Paul Klee, zu seiner Farb- und Formensprache, war auf ganz unterschiedliche Weise möglich. So halten zwei Vitrinen am südlichen Eingang die Ergebnisse der „Fühlbarkeit“ in Form schön gestalteter Keramiktafeln bereit. Wenn man an den Aufstellern im Foyer Bilder mit Zeichnungen und darauf Schrift wie „Das Leben ist ein Labyrinth. Ich liebe es trotzdem. Toll.“ findet, so gehört es zur Abteilung „Zitate und Geschichten von Paul Klee“. Oder man staunt, wie im Atelier am Dorfplatz mit der Technik der Ölpause wundersame Fische entstehen, durch Materialcollagen nie geschaute Kreationen, eines derart prominenten Vorbildes aber durchaus würdig. Das geht hin bis zum Gebiet „Theater und Techniken“. Die AG Kunst meint gar, dass mit diesem 9000-Werke-Mann aus Münchenbuchsee „vieles möglich“ sei. Von ihm selbst stammt der nützliche Rat, ein Bild auch mal als Traum zu nehmen!

Diese Rathaus-Ausstellung, von Anfang bis Ende zum Staunen, hat auch davon: Wie bei jungen Poeten, scheint auch hier die freie Phantasie im reziproken Verhältnis zur Klassenstufe zu stehen. Doch egal, ob in kubistisch-gebrochener Gegenständlichkeit oder als Abstraktion, ob Linienspiel oder Farbkomposition, ob sicht- oder fühlbar, in diesem Labyrinth des Lebens sind die jungen Künstler von der ersten Klasse an die Hauptpersonen, nicht etwa Paul Klee.

Jeder kann hier etwas lernen, vom Gemüt eines Kindes, vom Dasein, aber auch über sein heimliches Ich. In welchem Rathaus sonst würde Unsichtbares so poetisch sichtbar gemacht? Eine großzügige Spende der Gemeinde half dem Projekt dabei. Bleibt nun, diese Arbeiten samt ihrem Werkprozess vor dem Vergessen zu bewahren. Vielleicht sollte man mal in Köln oder im „Zentrum Paul Klee“, Bern, anfragen, ob da etwas zu machen wäre ...

bis 24. Mai zu den Öffnungszeiten des Rathauses, Adolf-Grimme-Ring 10

Gerold Paul

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