Potsdam-Mittelmark: Getrübte Feierlaune zum 80. Jubiläum
Wilhelmshorster Wehr wünscht sich Eintracht
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Michendorf - Es ist ein Gefühl, das 80 Jahre überdauert hat: Als 1924 im damals noch jungen Wilhelmshorst die Gärtnerei abbrannte, hatte sich gezeigt, dass die Wehren aus den Nachbarorten nicht schnell genug zur Hilfe eilen können und man den Brandschutz selbst in die Hand nehmen muss. Fünf Jahre später wurde mit 19 aktiven Helfern die Freiwillige Feuerwehr Wilhelmshorst gegründet. Die Ausrüstung wurde beschafft, eine Garage am heutigen Goetheplatz als Depot angemietet und eine Sirene installiert.
Die Technik von damals ist längst überholt, auch das Gerätehaus ist inzwischen dreimal umgezogen. Aber nach wie vor haben die Wilhelmshorster Kameraden den Anspruch, ihren Ort selbstbestimmt gegen Feuer und Sturm zu verteidigen. Die Folgen des jüngsten Streites mit der Gemeindewehrführung machen sich auch im Jubiläumsjahr bemerkbar und drücken auf die Stimmung der ehrenamtlichen Helfer: Es ging und geht um die Ausstattung des eigenen Fuhrparks und die Kompetenzen der Ortswehrführung.
Das vom Gemeindewehrführer initiierte Disziplinarverfahren gegen die dreiköpfige Chefetage der Wilhelmshorster Wehr wegen vermeintlicher „Rufschädigung“ läuft im Stillen weiter. Und statt Dienstpläne zu besprechen oder Löschangriffe zu üben, trifft man sich zurzeit mit den Anwälten. Am Pokalausscheid der Ortswehren der Gemeinde Michendorf am Wochenende haben die Erwachsenen-Mannschaften aus Wilhelmshorst nicht teilgenommen, nur der Nachwuchs war da. Als Begründung hieß es: Man habe den Schwerpunkt auf die Vorbereitungen des Jubiläumsfestes gelegt.
Am letzten Juni-Wochenende soll eigentlich gefeiert werden, und das auch mit den Wehren aus den Nachbarorten. Sommerfeuer am Freitag, großer Umzug und Feuerwehrball am Samstag, Frühschoppen am Sonntag: Eine dreitägige Party zum 80. Geburtstag will der Förderverein für seine Wehr auf die Beine stellen. Denn dass die Waldsiedlung Wilhelmshorst ihre Brandschützer braucht, zeigen die Einsätze der vergangenen Jahre: Allein 2002 und 2003 brannten zwei Häuser im Ort bis auf die Grundmauern nieder. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen verhindern – dank ihres Tanklöschfahrzeuges, wie die Wilhelmshorster sagen. Beim Sturm Kyrill Anfang 2007 mussten sich die Kameraden erneut in Gefahr begeben und umgefallene Bäume wegräumen. „Die Äste flogen uns um die Ohren. Glücklicherweise hatten wir Hilfe von den anderen Ortswehren“, sagt Jürgen Lautenschläger, einer der dienstältesten Feuerwehrleute im Ort. Er würde sich wünschen, dass diese Eintracht zwischen den Truppen wieder zurückkehrt.
35 aktive Kameraden stehen zurzeit im Dienst der Wilhelmshorster Wehr, 25 Kinder- und Jugendliche bilden dank der Zusammenarbeit mit der Oberschule die Nachwuchsabteilung. Der Ausbildungsstand ist so gut wie seit der Wende nicht mehr und auch was die persönliche Ausrüstung wie Anzüge und Helme angeht, sind die Wilhelmshorster zufrieden. Aber es sind noch einige Wünsche offen, damit die richtige Geburtstagsharmonie aufkommen kann. Thomas Lähns
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