Potsdam-Mittelmark: „Gewerbeflächen nicht zu Lasten der Landschaft“
Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm für den Erhalt der Rieselfelder im Regionalpark Teltow
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Teltow/Großbeeren - Nicht immer sind die einfachen Lösungen auch die besten. Dieses Fazit zog die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Bündnis 90/Die Grünen) kürzlich nach einem Besuch auf den geplanten Erweiterungsflächen für das Güterverteilzentrum Großbeeren (GVZ). Die liegen zwischen dem Dreieck der L 40 und L 794, nahe dem Großbeerener Bahnhof und gehören zur Kulturlandschaft der ehemaligen Rieselfelder. Der Bedarf an Gewerbeflächen, dürfe nicht zu Lasten der Landschaft gehen, mahnte Behm.
Auch wenn das Güterverteilzentrum mit seinem 280 Hektar großen Areal bereits zu 80 Prozent vermarktet sei und der Flächenbedarf stetig steige, sei eine Erweiterung nicht die einzige Lösung. Denn im Umfeld gebe es weitere Gewerbegebiete wie den Brandenburg-Park, die noch genügend freie Flächen anbieten würden. Überzeugen konnte Behm auch nicht das Argument von Planer Arnim Jordan, der das Interesse an GVZ-Flächen mit dem vorhandenen Gleisanschluss der Anhalter-Bahn begründete. „Dann muss in anderen Gewerbegebieten eben nachgerüstet werden“, erklärte die aus Kleinmachnow stammende Behm. Umstimmen konnte sie ebenso wenig der Verweis des Planers auf die Kosten solcher Nachrüstungen.“Nur weil es hier eine scheinbar billigere Lösung gibt, muss das nicht bedeuten, dass diese Lösung gut ist“, hielt ihm Behm entgegen. Sie mahnte daher an, bei den Planungen auch die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu berücksichtigen und dazu zähle der Grüngürtel im nahen Umland von Berlin.
Als agrarpolitische Sprecherin ihrer Fraktion hatte Behm in der vergangenen Woche mehrere Regionalparks in Brandenburg aufgesucht und festgestellt, dass „Vereine und ehrenamtliche Akteure in den Parks eine tolle Arbeit leisten. Aber ihnen fehlt die finanzielle und politische Unterstützung". So gebe es im Bereich des Regionalparks Teltow zwar viele Akteure, aber dass ein solcher Park südlich von Berlin existiere, sei in der Bevölkerung oft gar nicht bekannt. Landschaftsprägendes Element im Teltow-Park sind die Rieselfelder – ein unbebauter Erholungsraum, dessen Flächen zunehmend verbuschen und auch kleine Waldgebiete aufweisen.
Seit Großbeeren eine verkehrliche Erschließung für die neuen GVZ-Erweiterungsflächen über die Ruhlsdorfer Gemarkung plant, sind die Rieselfelder in den Fokus Teltower Kommunalpolitiker geraten. Während die einen eine Gewerbeansiedlung durchaus positiv sehen, befürchten andere, dass bald der gesamte grüne Gürtel bis Stahnsdorf bebaut werde. Um das zu verhindern, stimmte eine Mehrheit der Stadtverordneten auf ihrer Juli-Sitzung zu, die ehemaligen Rieselfelder bei Ruhlsdorf vom Landkreis als „Geschützten Landschaftsbestandteil“ ausweisen zu lassen. Denn im Brandenburger Naturschutzgesetz werden Rieselfelder als schützenswertes Kulturgut nicht mehr aufgeführt, hatte Ruhlsdorfs Ortsbürgermeister Berndt Längrich vor einiger Zeit festgestellt.
Auch die Lokale Agenda unterstützt das Anliegen, die Rieselfelder unter Schutz zu stellen, und verweist auf die dort lebende Vogelgemeinschaft, zu der der vom Aussterben bedrohte Wachtelkönig gehören soll. Eine Begehung habe ergeben, dass westlich der Anhalter Bahn mindestens fünf Vogelpaare des Wachtelkönigs brüteten. Als langfristiges Ziel wollen sich die Agendaakteure zudem dafür einsetzen, dass geklärtes Abwasser aus dem Stahnsdorfer Klärwerk wieder in die Rieselfelderlandschaft fließen soll, statt in den Teltowkanal. Das hält auch Cornelia Behm für sinnvoll, weil es dem Kleinklima nur dienlich sein könne, wenn das Wasser in der Landschaft bleibe.Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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