Aus dem GERICHTSSAAL: Gewinn von Millionen war Luftnummer
Vorbestrafte Beelitzerin wegen Betrugs angeklagt
Stand:
Beelitz – Baron Münchhausen war offenbar ein Waisenknabe gegen Maria M.* (32). Die Beelitzerin soll im Jahr 2006 – damals befand sie sich noch im offenen Vollzug – ihrer Arbeitgeberin vorgegaukelt haben, sie hätte 16,8 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Da der Staatsanwalt das Geld bis zu ihrer Haftentlassung verwalten würde, sei sie momentan finanziell klamm. Daraufhin sei die Chefin für ihre Angestellte in Vorkasse gegangen, habe rund 8000 Euro für Maria M., ihren Ehemann sowie die drei Kinder verauslagt. Nach Auszahlung des Gewinns – so die Anklage – habe sie ihrer Arbeitgeberin mindestens eine Million Euro versprochen. Die sah allerdings keinen Cent. Der Schaden wäre noch weit größer geworden, hätte das Autohaus drei BMws, die auf Betreiben von Maria M. bestellt worden sein sollen, nicht zurückgehalten.
„Ich habe nie von einem Lottogewinn gesprochen“, betonte die Angeklagte am gestrigen ersten Verhandlungstag vor dem Schöffengericht. Dann sprach sie ohne Punkt und Komma weiter, berichtete von dem Lebensgefährten ihrer Arbeitgeberin, der ihrer Ansicht nach sehr vermögend gewesen sei. „Einmal hat er meinem Mann auf seinem Dachboden einen Koffer mit 300 000 US-Dollar gezeigt. Er hat auch gesagt, dass er eine größere Erbschaft erwartet.“ Deshalb habe sie sich keinen Kopf über die Großzügigkeit des Paares gemacht. „Dazu kam, dass sich mein Mann und der Mann meiner Chefin schon seit 30 Jahren kennen. Sie sind wie Brüder. Er wollte ihm sogar ein Auto für 75 000 Euro schenken. Ich sollte mir auch eins aussuchen“, so Maria M. Irgendwann habe sich das gute Verhältnis ins Gegenteil verkehrt, habe das Paar sie gezwungen, ein Schuldanerkenntnis über 500 000 Euro, später gar über 7,5 Millionen Euro zu unterschreiben.
„Ich habe selten einen Menschen kennengelernt, der so freundlich und aufgeschlossen auftritt“, berichtete Katja K.* (44). Deshalb habe sie die Angeklagte in ihrem Beelitzer Betrieb als Bürokraft eingestellt. „Sie erzählte mir auch gleich, dass sie wegen Versandhausbetrügereien verurteilt wurde.“ Schnell habe sie ein freundschaftliches Band zu Maria M. geknüpft, schon bald von dem vermeintlichen Millionengewinn erfahren. „Maria M. wollte uns aus Dankbarkeit ein bis zwei Millionen Euro schenken. Später hat sie dann auch von fünf und siebeneinhalb Millionen gesprochen.“ Merkwürdig sei ihr das nicht vorgekommen, versicherte die Geprellte auf Nachfrage des Gerichts. Nicht im Traum sei sie davon ausgegangen, auf den von ihr verauslagten Kosten sitzenzubleiben. Um sich schadlos zu halten, hätten sie und ihr Partner einen Darlehensvertrag über eine halbe Million Euro aufgesetzt, den die Angeklagte freiwillig unterschrieben habe. Der Lebensgefährte von Katja K. versicherte, nie über Vermögen verfügt zu haben, schon gar nicht über einen Koffer voller Dollarnoten. „Bevor ich dem Mann von Maria M. ein Auto kaufe, mache ich lieber meine Fassade fertig“, umriss er seine finanzielle Situation.
Die Verhandlung wird am 4. April fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: