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Potsdam-Mittelmark: Glaube an üppige Spargelernte

Zum Saisonauftakt ließen sich nur wenige Stangen blicken. Landwirte rechnen mit intensiver Saison

Von Eva Schmid

Stand:

Beelitz - Es war eine Zitterpartie für die Landwirte rund um Beelitz. Am Donnerstag wurde zum offiziellen Spargelanstich auf den Hof der Gebrüder Jakobs in Schäpe eingeladen, doch bis zum letzten Moment war nicht klar, ob die begehrten schlanken Stangen überhaupt für die geladenen Gäste reichen würden. Dennoch wollte der Beelitzer Spargelverein den lange geplanten Termin nicht verschieben.

Josef Jakobs, der zusammen mit seinem Bruder Jürgen den Hof leitet, zeigte sich optimistisch. „In den nächsten Tagen wird uns der Spargel um die Ohren fliegen“, kündigte er an. Auch er hatte fest damit gerechnet, dass es spätestens ab dem 15. April bereits genügend Spargel gebe. „Aber die Natur funktioniert eben nicht auf Knopfdruck.“ Durch das schlechte und zu kalte Wetter der letzten Wochen haben die Spargelbauern noch keine Geschäfte machen können. Die Belieferung des Einzelhandels läuft jetzt auch erst langsam an.

Der Termin zum Saisonauftakt hatte wie berichtet bei Brandenburger Köchen zu Unverständnis geführt. Durch den öffentlichkeitswirksamen Spargelanstich würden die Restaurantgäste ab heute Beelitzer Spargel auf der Speisekarte erwarten, obwohl dieser noch gar nicht in den Küchen der Restaurants angekommen sei, kritisiert die Köchevereinigung „Brandenburg unter Dampf“.

Der Spargelanstich auf dem Feld blieb spannend: Agrarminister Jörg Vogelsänger, Landrat Wolfgang Blasig (beide SPD), der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) und die neue Spargelkönigin Michaela Kranepuhl mussten zum Fototermin nicht lange suchen, immerhin zeigten sich einige der weißen und langen Stangen. Auch wenn es jetzt noch wenige sind: Auf dem Jakobs-Hof wird ihnen eigentlich das Wachstum erleichtert. Eingepackt unter Folienschicht und Folientunnel bekommen sie die benötigte Wärme.

Doch auch damit eckten die Spargelbauern bei den Köchen an. Sie kritisierten, dass mit dem Folien-Anbau die Qualität des Gemüses auf der Strecke bleiben würde. Diese Behauptung verärgert die Beelitzer Landwirte besonders: „Das ist völliger Unsinn“, sagte Josef Jakobs. Von Ackerbau und Landwirtschaft hätten die Köche wenig Ahnung. „Die Folie bewirkt, dass der Spargel schneller wächst, und umso schneller er wächst, umso zarter ist er.“ Die Folie, die auf dem Jakobshof eingesetzt würde, komme auch nicht mit dem Spargel in Berührung. Und für den Klaistower Spargelbauern Ernst-August Winkelmann gehe es gar nicht mehr ohne Folien: „Sie verhindern, dass sich der Spargel violett färbt, speichern die Feuchtigkeit und Wärme in den Dämmen“. Auch Agrarminister Vogelsänger äußerte sich zu der Diskussion: „Die Leute warten ungern. Es ist besser, wenn der Spargel aus der Region kommt, insofern sind die Folien in Ordnung.“ Landrat Blasig zeigte sich erstaunt, dass die Köche so wenig über den Spargel wüssten, wie ihre Kritik an den Folien zeige.

Trotz der Verzögerung hoffen die Spargelbauern in diesem Jahr auf eine üppige Ernte. Auf den Flächen der Landwirte Buschmann und Winkelmann in Klaistow rechnet man mit bis zu 3000 Tonnen, die Jakobs-Brüder mit 1000 Tonnen. Bis zu 40 Tonnen pro Tag werden in den nächsten Wochen täglich gestochen, erklärt der Feldvorarbeiter des Jakobs-Hofs, Christoph Kamedulski. Er konnte das Fest zum Saisonstart nur kurz genießen, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Besonders auf dem Feld sei noch viel zu tun: „Wir müssen noch Dämme ziehen und Spargel pflanzen.“ Für ihn wird die Saison mit bis zu zwölf Stunden am Tag arbeitsintensiv. Ab dem Wochenende wird er mit den insgesamt 450 Erntehelfern aus Deutschland, Polen und Rumänien den Spargel ernten.

Die ersten Stangen gab es direkt nach dem offiziellen Anstich. Als den Gästen auf dem Jakobshof schließlich der frische Spargel serviert wurde, war die Zitterpartie endgültig vorüber.

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