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Potsdam-Mittelmark: Goldene Nadel für Ofenkunst

Frank Fahland bäckt Schlossbrot, bildet viele junge Leute aus und erhielt dafür eine Bundesehrung

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Michendorf - Einmal links, einmal rechts und dann zur Mitte. Selbst nach 20 Jahren Politiktätigkeit hat der einzige Bäckermeister des Deutschen Bundestages nichts verlernt. Sichtlich vergnügt, flechtete Ernst Hinsken, CSU-Politiker und Staatssekretär im Bundeswirtschaftministerium, gestern einen Teigzopf beim Wilhelmshorster Bäcker Fahland. Über die Schulter schaute den beiden dabei Otto Kenzler, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Er war extra für diesen Termin aus Dortmund mit dem Flieger angereist, um Frank Fahland mit der goldenen Ehrennadel des deutschen Handwerks auszuzeichnen.

Er sei sehr stolz auf diese Ehrung, sagte Fahland, als ihm der um zwei Köpfe größere Kenzler, bekannt aus sonntäglichen Politiktalkshows, die goldene Nadel zum Pressefoto zurecht rückte. Auch CDU-Politikerin Katherina Reiche und Wolfgang König, Chef der Potsdamer Handwerkskammer, hatten noch den einen oder anderen Tipp, für den vom Rummel etwas eingeschüchterten Bäckermeister übrig, als alle vor der Kamera posierten.

Dabei kennt sich Fahland eigentlich gut aus mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Seit Anfang des Jahres bäckt sein Betrieb Schlossbrot und -brötchen für viele seiner Potsdamer Kunden. So sammelt Fahland Cent um Cent für eine prachtvolle Fassade in Potsdams neuer Mitte. Sogar einen mit echtem Blattgold verzierten Schlosskeks produziert die Bäckerei, in der derzeit 16 Auszubildende das Bäckerhandwerk lernen. Bei 53 Mitarbeitern seien das überdurchschnittlich viele im Bundesvergleich, gab es Lob von der Kammer. Für seinen Einsatz für die Zunft und sein gesellschaftliches Engagement wurde Fahland geehrt.

1970 hatte der junge Sachsen-Anhaltiner seine Lehre begonnen und wurde mit 21 Bäckermeister. Danach übernahm er den elterlichen Betrieb in Schönebeck an der Elbe. Erst ein guter Freund aus Wilhelsmhorst legte ihm den neue Heimatort ans Herz. „Ich war schon immer ein Naturliebhaber, und die Gemeinde suchte gerade einen Bäcker.“ So kam Fahland 1989 nach Wilhelsmhorst. „Unser Leben dreht sich nur um den Betrieb“, sagte er. In einem Jahr feiert er 20-jähriges Firmenjubiläum. Sechs Filialen hat er schon eröffnet, fünf in Potsdam. Auch auf Berliner Wochenmärkten ist er präsent. „Wir haben noch viel vor“, sagt der Bäckermeister, der erst vor zwei Wochen zum fünften Mal Vater wurde. Alles Söhne. Um Nachfolger braucht sich der 54-Jährige also genauso wenig Sorgen machen, wie um neue Geschäftsideen. Die liefert ihm auch sein junges Team.

Nur knapp 32 Jahre alt ist Fahlands ältester Bäckermeister. Viele Angestellte gingen hier in die Lehre. Selbst als Hinsken, Kenzler, Reiche und Co. durch die warme Backstube schlenderten, hier und da ein Stückchen naschten, standen fünf Azubis an den Bäckertischen, drehten Zöpfe und fertigten Konfekt. Um Mitternacht beginnt für die ersten Angestellten der Dienst. Keine leichte Arbeit. Auch deshalb muss Fahland weiter ausbilden und gute Übernahmechancen bieten. Immer weniger Junge interessieren sich für das Handwerk, klagt Fahland. Deshalb war auch der altgelernte Bäckermeister Hinsken froh, dass sich Kenzler die Zeit nahm, in Wilhelmshorst ein „markantes Zeichen für das Handwerk“ zu setzen.

Und sollten Fahland die Lehrlinge tatsächlich ausgehen und ihn – Hinsken – in Bayern niemand mehr wählen, dann wolle er hier anfangen, verkündete der CSU-Bäcker aus dem Bundestag.

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