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Potsdam-Mittelmark: Grabung in Beelitz abgeschlossen Ob in der Stadt eine Burg stand, ist weiter unklar
Beelitz - Bei der Feldsteinmauer, die bei Grabungen an der Beelitzer Stadtpfarrkirche gefunden wurde, handelt es sich tatsächlich um das Fundament eines große Gebäudes. Das haben weitere Grabungen ergeben.
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Beelitz - Bei der Feldsteinmauer, die bei Grabungen an der Beelitzer Stadtpfarrkirche gefunden wurde, handelt es sich tatsächlich um das Fundament eines große Gebäudes. Das haben weitere Grabungen ergeben. Ob es sich um das Fundament einer mittelalterlichen Burg handelt, konnte jedoch noch nicht geklärt werden (PNN berichteten).
Archäologe Michael Böhm hat in den vergangenen Tagen bei Grabungen entdeckt, dass das Gemäuer bis in 2,30 Meter Tiefe reicht. Im unteren Bereich seien die Feldsteine nicht bearbeitet und auch nicht mit Lehm verfugt. „Die Beschaffenheit deutet tatsächlich eher auf das Fundament eines massiven Gebäudes hin“, so Böhm. Um einen Brunnen, wie anfangs ebenfalls für möglich gehalten, könne es sich nicht handeln. „Die Steine sind eher ausladend angeordnet, es geht nicht gerade hinunter“, so der Experte.
Seit mehreren Wochen ist Böhm für die Berliner Grabungsfirma „Archäo Kontrakt“ auf dem Kirchplatz im Einsatz, am gestrigen Donnerstag hat er seine Arbeit beendet. Der Platz wird zurzeit saniert, Baufirmen erneuern im Auftrag der Stadt die Regenentwässerung. Das Feldsteingemäuer war zwar schon bei früheren Erd- und Pflasterarbeiten in diesem Bereich aufgetaucht, jedoch war Mitte der 1990er noch niemand der Frage nachgegangen, woher es kommt.
Für Böhm deutet einiges darauf hin, dass im Bereich des heutigen Kirchplatzes noch vor dem Bau der Stadtpfarrkirche eine Burg gestanden haben könnte. Das zumindest würde die sehr frühe Bezeichnung von Beelitz in Urkunden als „oppidium“, also Kleinstadt, erklären. Damit ging meist eine wehrhafte Befestigung einher. Allerdings könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass hier schon vor der 800 Jahre alten Stadtpfarrkirche ein älterer Sakralbau stand. „Wir wissen lediglich, dass es eine Vorbebauung gab, wahrscheinlich seit Ende des 12. Jahrhunderts“, erklärt der Archäologe.
Im Rahmen der Grabungen fand Michael Böhm auch Keramikscherben, die er zum Teil dem Mittelalter zuordnet. Zwei der Fundstücke dürften sogar aus der Bronzezeit stammen und etwa 2800 Jahre alt sein. Allerdings reiche das Indiz Böhm zufolge nicht dafür aus, eine Besiedlung von Beelitz in vorchristlicher Zeit anzunehmen. „Ebenso gut könnte ein Wanderer etwas verloren haben.“ Die Scherben werden nun ins Archiv der Oberen Denkmalbehörde nach Wünsdorf gebracht. „Sollten in Beelitz weitere Scherben oder Gefäße auftauchen, lassen sich daraus vielleicht konkretere Schlüsse ziehen“, so Böhm. Die Stadt will im kommenden Jahr einen Antrag stellen, die Scherben als Leihgabe im Museum in der Alten Posthalterei ausstellen zu dürfen.
Die Grabungsstelle ist inzwischen wieder mit Erde verfüllt. Der obere Teil der Feldsteinmauer soll künftig sichtbar bleiben als „Fenster zur Stadtgeschichte“, wie Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) beschreibt. Die Mauer sei der Beweis für die Bedeutung der Stadt im Mittelalter. Enrico Bellin
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