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Potsdam-Mittelmark: Großer Zirkus mit kleinen Leuten

Ein Import aus Jeserig: 17 Schüler der Grundschule Geltow trainieren seit vergangenem Herbst mit Feuereifer für Auftritte

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Schwielowsee · Geltow - Die Kinder sind schnell bei der Sache. Sie stellen sich paarweise gegenüber, während eines der Kinder auf den Schwebebalken klettert, kurz ortet ob alle anderen bereit sind – und sich dann von oben der Länge lang in deren ausgestreckten Arme fallen lässt. Das ist eine der Aufwärmübungen, die Monika Nebel und Gerhard Schneider mit ihren Schützlingen praktizieren. Im Herbst letzten Jahres begannen sie und eine Hand voll Kids mit dem Aufbau des Schulzirkus“ der Grundschule Geltow.

Alle haben längst gemerkt, dass es nicht nur Spaß macht, es hat sich Vertrauen zwischen den Kindern der Klassenstufen vier und fünf aufgebaut. Als alle gesprungen sind, geht es an die Geräte, die da heißen Einrad, Diabolo, Rola-Bola und große Kugel. Jeder übt „seine“ Auf- und Abgänge, die „Schnebels“ – im wahren Leben Schulleiterin und Sportlehrer im Ruhestand – und die Kinder bilden einen Kreis und bereden jeweils den Trainingsstand des Akteurs. Dann proben die 17 Kinder einen vollen Durchlauf ihres bisherigen Programms.

Nicola, Anja, Daniela, Tabea, Romy, Marie, Xenia, Mandy, all die anderen und Marcel als zur Zeit einziger Junge haben dieses Programm nach nur acht Trainingseinheiten zu Weihnachten erstmals aufgeführt und erste Erfolge gefeiert. Jetzt wird an den Übungen und Abläufen gefeilt. Monika Nebel und Gerhard Schneider fügen sich in die Rolle des Publikums. Wenn den Kindern der Beifall zu mager erscheint, applaudieren sie aus dem Hintergrund mit. Vor allem, wenn eine Darbietung besonders gut war – zum Beispiel bei Olivia und Romy, die auf ihren sogar doppelstöckigen Rola-Bolas, frei balancierend mit Tüchern jonglieren. Auch die drei Mädchen auf den Riesenkugeln und die mit den Einrädern bekommen besonderen Applaus.

Alle sind mit Feuereifer bei der Sache und helfen sich bei Auf- und Abbau. Als letzter Durchgang des Trainingsnachmittags geht es nocheinmal in den Kreis. Gerhard Schneider gibt jedem Hinweise auf den Weg, woran zum nächsten Mal gearbeitet werden sollte. Und er hat allen Grund, die Kinder zu loben.

Sie sind nach der großen Anspannung jetzt sehr gelöst, hören aber aufmerksam zu und sagen ihre Meinung. Die Kids spüren, dass sie von ihren Trainern akzeptiert werden, der Ton ist freundschaftlich. Auf die Frage, was als nächstes Ziel steht, gibt Co-Trainerin und Schulleiterin Monika Nebel zu Protokoll, dass jetzt eine Vorstellung für die Eltern der Akteure vorbereitet würde. Später sollen öffentliche Auftritte folgen – zum Sommerfest und für die Senioren.

Inzwischen habe sich Bürgermeisterin Kerstin Hoppe genau über die Zirkusgruppe informiert und man erhoffe sich eine gute Zusammenarbeit. Bisher arbeitet Gerhard Schneider völlig ehrenamtlich, seine Idee „Zirkus macht Schule“ hat er aus Jeserig mitgebracht, wo er als Sportlehrer in der Sekundarstufe 1 unterrichtet hat und mit den Heranwachsenden eine Zirkusgruppe aufgebaut und zum Erfolg geführt hat. Seine Lebensgefährtin, Monika Nebel, ist seit August vergangenen Jahres Schulleiterin in Geltow und hat zusammen mit Schneider die Zirkusidee hierher importiert.

Als die Schule in Jeserig geschlossen wurde, sorgten beide dafür, dass die Trainingsgeräte als Dauerleihe eines Vereins mit nach Geltow kamen und dass die inzwischen „Ehemaligen“ aus Jeserig hierher anreisten und zum Herbstfest auftraten. Als im Anschluss daran Interessierten aus dem Publikum selbst „schnuppern“ durften, war der Funke schnell übergesprungen und der Boden bereitet für die jetzige Zirkusgruppe.

Neben Spaß und Freude an der Bewegung sind es auch soziale Kompetenz, Verantwortung und Vertrauen, das die Schüler hier im Spiel erwerben. Die „Schnebels“ wollen es auch wieder schaffen, ein Training übers Wochenende mit Übernachtung und Selbstkochen zu organisieren. Sie sind überzeugt, dass die Eltern der Zirkuskinder diese Initiative unterstützen werden.

Und die beiden Trainer wollen auch, dass sich die Gruppenkasse durch Auftritte und durch kommunale Unterstützung soweit füllt, dass nicht nur neue Geräte angeschafft werden können, sondern einmal im Jahr ein Trainingsausflug für alle organisiert werden kann.

Magda Gressmann

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