Stadtverordnetenversammlung in Teltow: Grüne sind sich nicht grün
Fraktions-Ausschluss des Stadtverordneten Eberhard Adenstedt spaltet Teltower Verband
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Teltow - Vorläufiger Höhepunkt eines Zwistes: Der Grünen-Politiker Eberhard Adenstedt ist nicht mehr Mitglied der Grünen-Fraktion in der Teltower Stadtverordnetenversammlung. Vergangene Woche haben ihn seine Fraktionskollegen Dirk Krumeich und Petra Lehmann aus der Fraktion geworfen, akzeptieren will Adenstedt den Rausschmiss nicht. Er fühlt sich zu unrecht diskreditiert und will gegen die Entscheidung vorgehen.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dirk Krumeich, hält den Schritt indes für konsequent. Adenstedt habe zu eigenständig agiert, Anträge ohne Kenntnis der Fraktion eingebracht und mit anderen Fraktionen kooperiert, auch zu Themen, die die „Grünen so nicht auf dem Zettel hatten“. Damit stehe die Akzeptanz der Grünen auf dem Spiel, argumentiert Krumeich. Der frühere Vorsitzende des Grünen-Ortsverbandes war nach der Kommunalwahl 2014 ins Stadtparlament gekommen, ebenso wie seine Fraktionskollegin Petra Lehmann.
Adenstedt, schon mehr als zehn Jahre als Stadtverordneter aktiv, suchte zuletzt mehrfach mit der Fraktion aus Linken/BfB/Umweltaktiven und Piraten den Schulterschluss. Insbesondere beim Bau des Stadthafens sind sich Krumeich und Adenstedt uneins. Während Krumeich zwar Bedenken ob der Kosten hegte, aber grundsätzlich für den Bau votierte, gilt Adenstedt als einer der größten Hafen-Kritiker und bohrte nach. Er kenne sich im Baurecht aus und sei achtsamer, sagt er. Der Ingenieurgeologe weiß, dass er damit aneckt. Trotzdem hält er Krumeichs Vorgehen für unsachgemäß. Der Fraktionschef habe ihn isoliert, Informationen unterschlagen und den Grünen-Ortsverband ausgeschlossen, in dem er nicht öffentlich tagte, beklagt Adenstedt.
Schon 2012 hatte sich die vorherige Rathaus-Fraktion mit Beteiligung der Grünen – ebenfalls nach internem Streit – aufgelöst. Damals hatten große Teile der Linken die gemeinsame Fraktion verlassen. Verblieben waren Eberhard Adenstedt und der parteilose Wolfgang Köhn. Doch auch diese Verbindung zerbrach. Mit dem jetzt erfolgten Ausschluss Adenstedts aus der Fraktion verlieren die Grünen einen Ausschuss-Sitz und Einflussmöglichkeiten. Es gehe alles kaputt, was erst mit der Wahl gewonnen worden sei, kritisiert Adenstedt.
Werbung sei das nicht, pflichtet ihm Ortsverbandschef Christoph Radinger bei. Auch Radinger kann das Vorgehen nicht nachvollziehen. Der Verband stünde geschlossen hinter Adenstedt, sagte er. Sein Ausschluss sei weder gerechtfertigt noch seien Regularien eingehalten worden. Er habe jedoch nach wie vor eine hohe Meinung von Krumeich, der ebenfalls sehr engagiert sei. Basis für eine weitere Zusammenarbeit sei jedoch, dass der Ausschluss Adenstedts aufgehoben wird, so Radinger.
Zwischenzeitlich waren Kreis- und Landesverband in die Querelen in involviert. Der Landesverband regte eine Mediation an, die fruchtete kaum. Adenstedt hält eine Zusammenarbeit dennoch weiter für möglich. Aber: „Freunde werden wir wohl nicht mehr.“
Die Stadtverwaltung sieht keinen Anlass, sich einzuschalten. Auseinandersetzungen gehörten zur Streitkultur, hieß es aus dem Rathaus, die Angelegenheit sei intern. BfB-Sprecher Andreas Wolf findet es schade, dass jetzt die SPD gestärkt werde. Solveig Schuster
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