KulTOUR: Grüße aus Krasnojarsk
Kunstatelier „Irinas Botschaft“ in Werder eröffnet
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Werder (Havel) - Wenn sich Länder und Regierungen derzeit mal wieder in Gesten und Polemik feindlich gegenüberstehen, sollten es Menschen damit besser halten. Die Malerin Irina Fedorova aus Krasnojarsk versteht sich als Botschafterin ganz in diesem Sinn. Was da draußen geschieht, geht sozusagen quer durch sie hindurch, sie hat russische und ukrainische Wurzeln. Politik aber sollte nicht das zentrale Thema ihres „Point of ART“ in Werders insularer Lindenstraße sein.
Ihr Atelier gleich hinter dem Markt war früher ein Laden mit zwei Schaufenstern. Dort kann man ihr beim Malen zusehen, oder bei einem ihrer Kurse. Das gastfreundliche Atelier hat sie mit ihrem deutschen Mann herausgeputzt. Es wurde Anfang Dezember 2014 unter dem bezeichnenden Namen „Irinas Botschaft“ eröffnet. Gedacht ist dieser Ort als Treff für alle Kunstinteressierten, aber wenn man auf die aktuelle Lage zu sprechen kommt, wird sie ihren Part schon vertreten.
Aus aktuellem Anlass hatte sie gerade erst dem Werderaner Publikum ein russisches Weihnachtsfest (6. Januar) bereitet: Pelmeni kochen, Festlieder aus ihrer Heimat singen, hübsche Dinge basteln. Sogar Wahrsagen stand auf dem Programm, etwa für Mädchen: Wie wird mein Zukünftiger heißen? Irina Fedorova hält es mit der Tradition – ihre Antwort auf die schleichende Globalisierung. Kleine Überraschungen gab es auch, aber keine richtigen Geschenke, die werden im Reich des Bären zu Silvester verteilt.
Sie selbst ist eine tüchtige Porträtistin, wovon man sich leicht überzeugen kann. Aber sie tut auch für andere. So waren letztes Jahr im Mai acht Werderaner Künstler zum Studienbesuch nach Krasnojarsk und ins nahe Borodino geflogen. Dort wurde man ehrfurchtsvoll als „deutsche Delegation“ geführt, obwohl es doch nur privat ums Zeichnen und Skizzieren ging.
In diesen Kontext gehört das aktuelle Schmuckstück im „Point of ART“, eine wunderschöne Sammlung von 40 ausgewählten Kinderzeichnungen zum Thema „Jenissei-Mosaik“ aus der Millionenstadt Krasnojarsk. 5- bis 16-Jährige hatten in den dort üblichen sibirischen Kaltfarben jedes denkbare Motiv als Aquarell, Zeichnung oder Druck festgehalten, den Clown im Zirkus, Eis- und eigene Teddybären, einen Zug von Wildgänsen mit dem sibirischen Nils Holgerson, Trachtenleute, Dorf- und Märchenmotive, Jagd- und Angelszenen, Ornamentales, ein wunderbares Abbild nordischer Exotik! 1700 Arbeiten waren es im Ganzen.
Diese sibirische Verzauberung sollte eigentlich Jedermann einen Besuch wert sein, Kindern besonders! Ein ideales Thema auch fürs nächste Kunstgespräch im „Point“. Im Februar folgt dann der zweite Teil, der „Abschied vom Winter“. Die Malerin hat es gemeinsam mit Kollegen geschafft, auch deutsche Kinder zum biennalen Wettbewerb nach Krasnojarsk, an den großen Jenissei, zu holen.
Schauen, mitmachen, reden, das alles will „Irinas Botschaft“ sein, irgendwo muss man mit dem Frieden-Machen ja anfangen. Tee ist immer da. Sollte es freilich einen nach Wodka alias „Wässerchen“ gelüsten, der käme hier garantiert aus Sibirien. Gerold Paul
Ausstellung bis 13. Januar, Lindenstraße 5, Mittwoch bis Sonntag von 12 – 18 Uhr
Gerold Paul
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