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Potsdam-Mittelmark: Gummibären statt besserer Zuganbindung Wilhelmshorster wollen Halbstundentakt
Michendorf - Morgens halb acht in Wilhelmshorst: Berufspendler erklimmen den Bahnsteig Richtung Berlin, Kinder tragen ihr Fahrrad mehr als 20 steile Treppenstufen hinab in die Bahnunterführung und am anderen Ende wieder hinauf. Der Tunnel unter den Gleisen verbindet nicht nur die Bahnsteige, sondern auch den südlichen Teil des Ortes mit dem nördlich der Bahn gelegenen Schulcampus.
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Michendorf - Morgens halb acht in Wilhelmshorst: Berufspendler erklimmen den Bahnsteig Richtung Berlin, Kinder tragen ihr Fahrrad mehr als 20 steile Treppenstufen hinab in die Bahnunterführung und am anderen Ende wieder hinauf. Der Tunnel unter den Gleisen verbindet nicht nur die Bahnsteige, sondern auch den südlichen Teil des Ortes mit dem nördlich der Bahn gelegenen Schulcampus.
Am gestrigen Freitag gab es für die Schüler eine Stärkung mit auf den Weg: Die Michendorfer SPD verteilte gemeinsam mit Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) Gummibärchen. Für Erwachsene gab es Kaffee und die Möglichkeit, sich die Sorgen von der Seele zu reden. „Meine beiden Kinder können den Schulweg morgens nicht allein zurücklegen, da sie noch zu schwach sind, ihr Fahrrad in den Tunnel zu tragen“, sagte der Wilhelmshorster Christoph Schulte. Zwar gibt es am westlichen Ortsrand einen ebenerdigen Bahnübergang, der würde jedoch einen Umweg von einem Kilometer bedeuten. Deshalb wünschen sich die Anwohner seit Jahren einen barrierefreien Ausbau des Bahnhofes.
Zum Umbau konnte Jörg Vogelsänger gestern keine konkreten Aussagen machen. „Ich habe ein Landesprogramm für den Bahnhofsumbau angemeldet, das aber nach der Landtagswahl mit dem neuen Finanzminister abgestimmt werden muss.“ Immerhin gibt es dem Minister zufolge bundesweit die Pflicht, bis zum Jahr 2022 alle Bahnhöfe mit Rampen oder Aufzügen auszustatten.
Auch bei der Zugverbindung wünschen sich die Wilhelmshorster Verbesserungen. Zwar fahren zwei Züge pro Stunde nach Berlin. Einer fährt jedoch zehn Minuten nach dem vorherigen Zug ab, dann ist eine Lücke von 50 Minuten im Fahrplan. „Wenn man einen Zug verpasst, ist die ganze Tagesplanung dahin“, sagt Pendler Marc Rackelmann. Auch hier sieht Jörg Vogelsänger kaum eine Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen. „Der momentane Takt ist unattraktiv, aber an den Endpunkten der Linien gibt es Anschlüsse, die den Fahrplan erzwingen.“ So hat der RE 7 nach Dessau Anschluss in Richtung Halle (Saale) und Leipzig, die Regionalbahn nach Jüterbog bietet Umsteigemöglichkeiten nach Falkenberg (Elster) und Lutherstadt Wittenberg.
Das Argument lässt Volker-Gerd Westphal, Spitzenkandidat der SPD zur morgigen Kommunalwahl, nicht gelten. „Die Verbindung nach Berlin ist für die Gemeinde das Wichtigste.“ In jedem Haushalt gebe es mindestens einen, der für Arbeit oder Ausbildung in die Hauptstadt pendelt. Am Wilhelmshorster Bahnhof habe die SPD bereits vor Jahren 900 Ein- und Aussteiger täglich gezählt, seither sei die Zahl eher gestiegen.
Einen Lichtblick gibt es für die Gemeinde: Sollte der Zug von Jüterbog nach Wannsee wie geplant eines Tages nicht mehr über Michendorf fahren, sondern über Potsdam, würde als Ersatz eine andere Regionalbahnlinie verlängert und mit dem RE 7 einen Halbstundentakt bilden. Ein Zeitraum dafür ist jedoch noch nicht bekannt. Enrico Bellin
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