Potsdam-Mittelmark: Günstiger Wohnraum gesucht
HGW will vier Millionen Euro in neue Mietwohnungen auf der Jugendhöhe investieren
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Werder (Havel) - Die Forderung besteht von vielen Einwohnern seit Jahren: Um der Mietpreisspirale entgegenzuwirken, soll die Stadt Werder selbst günstige Wohnungen bauen. Auf dem privaten Wohnungsmarkt zahlt man inzwischen bis zu 9,50 Euro Kaltmiete für den Quadratmeter. Die Stadt will mit einem kleinen Projekt reagieren, allerdings erst im Jahr 2014. Dann soll die kommunale Haus- und Wohnungsgesellschaft Werder (HGW) auf der Jugendhöhe einen Neubau mit 30 Mietwohnungen errichten.
Der Neubau soll anstelle des früheren Kitastandortes auf der Jugendhöhe gebaut werden, wie es vonseiten der HGW heißt. Im Bauplan der Gesellschaft ist dafür im Jahr 2014 eine Investition von vier Millionen Euro verzeichnet. Um die Mieten verträglich zu gestalten, soll der Neubau aus eigener Kraft gestemmt werden, wie die 1. Beigeordnete Manuela Saß betont. „Sozial verträgliche Mieten sind nicht machbar, wenn man Wohnungsbau aus Bankkrediten finanziert.“
Die Stadt hätte es leichter, wenn der soziale Wohnungsbau wieder staatlich gefördert werden würde, so Saß. „Das würde es enorm beschleunigen.“ Sie kritisierte in diesem Zusammenhang, dass Brandenburg unter den vier Bundesländern ist, die die 518 Millionen Euro Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau nicht weiterreichen. Da die Bindefristen für frühere Wohnungsbauprogramme enden, werde günstiger Wohnraum auch in Werder immer knapper. So sind Miet- und Belegungsbindungen im Scheunhornweg, Am Wachtelberg, Am Weinberg und im Eichenweg in diesem Jahr ausgelaufen.
Laut HGW-Geschäftsführer Thomas Lück verfügt die HGW als größter Wohnungsvermieter der Stadt derzeit über 635 eigene Wohnungen. 340 weitere Wohnungen werden für Dritte verwaltet. Lück nennt als Ziel der Gesellschaft, Singles und Familien, Studenten und Senioren mit qualitativ hochwertigem und bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Zuletzt hatte die Gesellschaft am Markt in der Altstadt einen Neubau mit 17 hochwertigen Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten neu errichtet. Für die Architektur, die sich in den historischen Stadtkern einfügt, und die Ausstattung verlieh der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen in diesem Jahr Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ an die HGW.
Darüber hinaus wurde in den vergangenen Jahren vor allem in die Sanierung des Wohnungsbestandes investiert, zum Beispiel in die Hüllensanierung des Plattenbaus in der Straße am Plessower See. Im vorigen Jahr wurde von den sechs HGW-Mitarbeitern bei einem Umsatz von knapp 2,4 Millionen Euro ein Jahresüberschuss von 558 000 Euro erwirtschaftet, in diesem Jahr sollen es 358 000 Euro werden.
Das kommende Jahr steht im Zeichen zweier öffentlicher Neubauten: In der Adolf-Damaschke-Straße entsteht eine neue Rettungswache, außerdem soll der Neubau der Kita Töplitz abgeschlossen werden. Die Stadt Werder will mit dieser Partnerschaft ihre Wohnungsgesellschaft stärken. Schon vor fünf Jahren hatte die Stadt der HGW 20 bislang städtische Grundstücke mit insgesamt 158 Wohnungen übertragen. Objekte wie Am Zernsee 21/22 oder in der Phöbener Straße 105 wurden Lück zufolge in den darauffolgenden Jahren modernisiert. „Wir haben keinen Leerstand“, freut sich Lück, Zwangsräumungen wegen Mietschulden konnten in den vergangenen Jahren „meist vermieden“ werden.
Der Mietpreis für Sozialwohnungen in Werder liegt nach Angaben des Rathauses derzeit bei 4,98 bis 5,27 Euro pro Quadratmeter, 52 Wohnungssuchende erhielten in diesem Jahr einen Wohnberechtigungsschein. Auch die beiden Genossenschaften „Am Stadtpark“ und Havelblick vermieten zu recht günstigen Preisen. Die Mietkosten, die das Jobcenter Alg-II-Empfängern als „angemessen“ zugesteht, werden dennoch selten erreicht – aus Sicht des Rathauses nach wie vor ein großes Problem.
Besonders gefragt sind seit Jahren kleine Wohnungen, die von jungen Leuten mit geringem Einkommen oder Singles gesucht werden. Großes Interesse hat die Stadt mit Blick auf den demografischen Wandel auch an barrierefreien Wohnungen für Senioren. „Wir weisen, wenn neuer Wohnraum entstehen oder saniert werden soll, ständig darauf hin, besonders an diese Gruppe der Wohnungssuchenden zu denken“, so Beigeordnete Saß.
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