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Damals in der Bismarckhöhe. In den zehn Jahren hat sich in Werder vieles bewegt.

© PNN/Archiv

Potsdam-Mittelmark: Gut 70 Prozent der Ziele erreicht

Nach zehn Jahren muss Werder den Erholungsort-Titel verteidigen. Die Stadt hat einiges vorzuweisen, nur das Bad sollte längst stehen

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Werder (Havel) - Zehn Jahre ist es her, dass Werder den Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen bekam. Das Polizeiorchester spielte in der Bismarckhöhe auf, als der frischgebackene Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) die Ernennungsurkunde an Bürgermeister Werner Große (CDU) überreichte. Die Stadt hatte die marode Höhengaststätte gerade gekauft und den bröselnden Ballsaal notdürftig hergerichtet. Auch sonst war vieles noch im Werden.

Eine zypriotische Investorin plante seinerzeit den Bau eines Spaßbades in den Havelauen. Das touristische Wegenetz endete an der Stadtgrenze, Wassertouristen mussten nach einem öffentlichen Anlegeplatz suchen. Das Resort Schwielowsee existierte nur im Kopf eines Mannes. Und auf der Inselstadt gab es ein einziges Lokal mit Wasserblick.

Jetzt will sich ein Fachbeirat des Wirtschaftsministeriums anschauen, ob sich Werder wie versprochen entwickelt hat und den prestigeträchtigen Titel zu Recht trägt. Am 28. Mai werden die Fachleute Werder besuchen, die amtierende Bürgermeisterin Manuela Saß meint, dass es einen ganzen Tag dauern wird, zu zeigen, was alles passiert ist. Gut 70 Prozent der Ziele, die sich die Stadt damals in ihrem Erholungsortentwicklungskonzept gesteckt hatte, seien abgehakt, so Saß.

Die Marinen etwa bieten mehr Service und die Stadt hat einen Wasserwanderrastplatz in der City. Auf der Insel gibt es eine Reihe von Lokalen am Wasser und mit Lendelhaus und Prinz Heinrich neue Hotels. Ein Kernziel ist immerhin fast geschafft: Im September soll in den Havelauen die Blütentherme eröffnet werden, von der mittelfränkischen Kristall Bäder AG erbaut. Dass sie nur die Baustelle zeigen kann, findet Saß etwas schade. Der Start im September ist nach mehreren gescheiterten Anläufen aber greifbar.

Immerhin: Werders Altstadtsanierung ist fast abgeschlossen, die Marktlücke geschlossen, Havelradweg und Panoramaweg vernetzen Werder in die Landschaft. Die Forderung nach Restaurants mit Nichtraucherbereichen hat sich ganz ohne Zutun des Rathauses erfüllt. Einige Defizite, wie der Zustand des Stadtbahnhofs oder das Erscheinungsbild des Stadtparks, bestehen allerdings bis heute.

Schon 1994 hatten die Stadtverordneten das Rathaus beauftragt, sich um den Erholungsort-Titel zu bewerben. Bis zum Zuschlag dauerte es. Eine landschaftlich bevorzugte und klimatisch begünstigte Lage, Erholungseinrichtungen, gekennzeichnete Rad- und Wanderwege, Sport-, Spiel- und Liegewiesen sowie ein Frei- oder Hallenbad in der Nähe sind für den Titel gefordert, zudem allgemein zugängliche Angebote der Gesundheitsförderung.

In der Regel sollen die Gäste vier Tage bleiben, wie es im Brandenburgischen Kurortegesetz heißt. Nur wenige der 16 Erholungsorte im Land erfüllen das. Werder ist nicht darunter – noch nicht. Die Tourismusbeauftragte der Stadt, Anne-Eva Ackermann, erzählt, dass die Aufenthaltsdauer seit der Ernennung – mit Rückenwind des Resorts Schwielowsee – von 3 auf 3,6 Tage angestiegen ist. „Wir sind nicht mehr nur der Urlaubsort für Zwischendurch“, meint Ackermann stolz. In der Hochsaison seien die Gastgeber ausgebucht, „da müssen sie bestellen, wenn sie abends zum Italiener wollen.“ Wunsch aller Beteiligten: Diese Art von Saison soll länger werden.

Seit fünf Monaten wird an einer neuen Erholungsortentwicklungskonzeption geschrieben. „Alles kommt auf den Prüfstand“, sagt Manuela Saß. Das Hauptaugenmerk, dass damals zum Beispiel auf Rad- und Wanderwegen, Stadtgrün und einer öffentlichen Toilette lag, werde verlagert. „Es geht um eine ganzheitlichere Sicht“, so Saß. Mancher wolle sich im Urlaub abends zurücklehnen, andere was erleben – alle will man erreichen.

Das könnte besser klappen als vor zehn Jahren. „Werders Stärke liegt weniger im Bereich der Hochkultur, sondern in der besonders ausgeprägten Festkultur“, hieß es noch im Erholungskonzept vom Februar 2002. Heute gibt es beides: Die Stadt hat mit dem Kunstgeschoss eine Stadtgalerie, mit der Comédie Soleil ein Theater. Auch das Scala-Kino gab es damals nicht. Zum Weinberg Wachtelberg sind zwei hinzugekommen, der Töplitzer Klosterhof bastelt an einem umfassenden touristischen Konzept. Die Palette regionaler Produkte in alter Obstbautradition wurde nicht nur bei Christine Berger in Petzow massiv ausgebaut. Und die Obsthöfe heißen ihre Gäste immer besser willkommen – nicht nur zur Blüte. Nicht zuletzt die Bismarckhöhe: Der sanierte Ballsaal ist zum wichtigen Veranstaltungsort geworden, für Konzerte – und Feiern.

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