Potsdam-Mittelmark: Gute Aussicht für Wanderer
Turm auf dem Götzer Berg eingeweiht / 680 Kilometer Wege im Landkreis für Wandertag vorbereitet
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Groß Kreutz - Schwindelerregende Höhen haben schon immer einen Reiz ausgeübt auf die Anwohner der Mittleren Havel. Seit dem 19. Jahrhundert ist der Götzer Berg Vermessungspunkt gewesen, immer war er mit einem Holzturm bekrönt. Die schöne Aussicht war offiziell den sogenannten Geodäten vorbehalten, die mithilfe von Spiegeln und Winkelmessgeräten die Landschaft protokollierten. Doch die Bewohner der umliegenden Orte fanden immer einen heimlichen Weg hinauf. „Man musste nur über die Balken zur hochgezogenen Leiter klettern“, erinnert sich der Groß Kreutzer Chris Rappaport.
Der letzte Turm verschwand in den 1970ern: Elektrooptische Geräte haben die Trigonometrische Vermessung abgelöst, später kamen Satelliten und GPS. Doch die Anwohner haben den weiten Blick über das Havelland nie vergessen. Jahrelang haben sie um einen neuen Turm gekämpft, aber immer hatte es am Geld gefehlt. Gestern nun konnte er endlich eingeweiht werden – rechtzeitig zum Deutschen Wandertag, der kommende Woche in der Region startet. Außerdem ist der gut 42 Meter hohe Turm auf dem gut 108 Meter hohen Berg eine weitere Attraktion am Havelradweg zwischen Potsdam und Brandenburg (Havel).
Der Förderverein Mittlere Havel, dessen Vorsitzender Rappaport ist, hatte den Stein vor sechs Jahren ins Rollen gebracht. Man hatte Spenden aquiriert, damit die Gemeinde das Waldstück kaufen kann. Doch der Turmbau zu Götz zog sich weiter – auch weil für eine 75-prozentige EU-Förderung in der Kommune der Eigenanteil fehlte. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hatte sich daraufhin das Projekt zu Eigen gemacht und es als Bauherr mit dem Förderverein, der Gemeinde und der Handwerkskammer Potsdam umgesetzt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 390 000 Euro.
Die Stahlkonstruktion mit rund 150 Treppenstufen ragt schon aus der Ferne als Dreieck zwischen den Kieferkronen empor. Die Form ist eine heimliche Referenz an die Trigonometrie – und damit an die Geschichte des Ortes. Und es ist der erste Turm an dieser Stelle, der auch ganz legal betreten werden darf. So waren schon in den Wochen vor der offiziellen Eröffnung rund 500 Schaulustige oben, wie der Götzer Ortsvorsteher Detlef Lemke bemerkte. Denn auch wenn der Aufstieg so manchem Mühe bereiten mag und das Schwindelgefühl beim Blick nach unten erst einmal überwunden werden will, wird man mit einer Kilometer weiten Sicht belohnt. Im Westen reicht sie bis Brandenburg (Havel) und im Osten bis nach Potsdam. „Wir haben die beiden kreisfreien Städte also fest im Blick“, bemerkte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) mit Augenzwinkern.
Im Hinblick auf den 112. Deutschen Wandertag, der am kommenden Donnerstag in Bad Belzig eröffnet werden soll und sich über fünf Tage erstrecken wird, zog der Landrat eine vorläufige Bilanz: 680 Kilometer Wanderwege seien im Vorfeld hergerichtet und mit neuen Schildern bestückt worden. Außerdem wurden 200 Rastplätze für Wanderer angelegt und 68 Infostelen sowie 20 Infotafeln an Sehenswürdigkeiten aufgestellt. Die Kosten von gut 880 000 Euro sind – wie beim Götzer Aussichtsturm – zu drei Vierteln aus dem Topf der Integrierten Ländlichen Entwicklung bezuschusst worden. Das verantwortliche Landesamt hatte bereits angekündigt, dass die Wanderwege in der Mittelmark noch in diesem Jahr bis auf 900 Kilometer ausgebaut werden sollen.
Vor allem im Hohen Fläming und im Potsdamer Umland hatten Langzeitarbeitslose unter der Ägide des Arbeits- und Ausbildungsfördervereins Wege hergerichtet. Das Brandenburger Umland soll erst nach dem Wandertag mit besseren Wegen ausgestattet werden – ein Indiz dafür, dass der Wandertag der Anfang eines neuen Tourismuszweiges sein soll – und nicht dessen Schlusspunkt. Wie berichtet, sollen in der Wanderwoche bis zum 25. Juni Zehntausende Gäste aus der gesamten Republik in den Fläming, in die Nuthe-Nieplitz-Region sowie in das Havelland und das Baruther Urstromtal kommen. „Es wird ein außergewöhnliches Ereignis, das noch lange nachwirken wird“, so Wolfgang Blasig.
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