Potsdam-Mittelmark: Gute Chancen für Langzeitarbeitslose
Weiterbildung, Ein-Euro-Job, Zuschüsse für Arbeitgeber: In 38,2 Prozent der Fälle führten sie zum Job
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Potsdam-Mittelmark - Arbeitslose in Potsdam-Mittelmark haben gute Chancen, auch nach längerer Zeit zu Hause noch einen Job zu finden: Über Weiterbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen sowie Eingliederungszuschüsse wurden im vergangenen Jahr über 1100 Langzeitarbeitslose in Lohn und Brot gebracht. Das geht aus der aktuellen Eingliederungsbilanz des mittelmärkischen Jobcenters Maia hervor. Demnach hätten unterm Strich 38,2 Prozent der Teilnehmer an solchen Programmen einen Job gefunden – und ihn auch nach sechs Monaten noch ausgeübt. Damit liege Potsdam-Mittelmark landesweit auf Platz eins, wie Maia-Fachbereichsleiter Bernd Schade gestern auf PNN-Anfrage erläuterte.
Knapp 5000 Arbeitslosengeld-II-Bezieher hat das Jobcenter im vergangenen Jahr betreut, die meisten von ihnen haben an einem der verschiedenen Programme teilgenommen. Allein knapp 1 900 Langzeitarbeitslose waren als Ein-Euro-Jobber im Einsatz, haben für Kommunen und freie Träger Grünflächen gepflegt, Jugendclubs beaufsichtigt oder Wanderwege angelegt. Gerade bei ihnen aber lag die Eingliederungsquote gerade mal bei 16 Prozent. Maia-Chef Schade erklärte, dass es bei den „Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung“ nicht in erster Linie um die Vermittlung gehe – denn die Teilnehmer stehen dem Arbeitsmarkt besonders fern. „Wir wollen sie erst einmal stabilisieren, ihnen eine Tagesstruktur geben und ihr Selbstwertgefühl erhöhen“, so Schade. Es gehe auch um die soziale Integration. Im Idealfall würden sie in einem anschließenden Programm die Voraussetzungen für einen neuen Job bekommen.
Ein solches ist die berufliche Weiterbildung. Im vergangenen Jahr haben 331 Teilnehmer hier Kurse absolviert – und knapp die Hälfte von ihnen hat danach tatsächlich eine Anstellung gefunden. Ähnlich erfolgreich verliefen die „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederungen“, in deren Rahmen Bewerbungstrainings angeboten oder zum Beispiel Praktika bei Unternehmen absolviert werden. Von den gut 1300 Teilnehmern erhielten über 500 eine Anstellung.
Nicht in der Bilanz enthalten ist das Programm Bürgerarbeit, mit dem das Jobcenter in den vergangenen beiden Jahren 377 Langzeitarbeitslose direkt auf den ersten Arbeitsmarkt vermitteln konnte. Die Mittel dafür werden direkt vom Bund zur Verfügung gestellt, deshalb würden sie in der Eingliederungsbilanz der Maia nicht auftauchen, so Schade.
Der Fachbereichsleiter ist froh über die Zahlen. „Sie zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Schade verwies darauf, dass der Bund im vergangenen Jahr die Mittel für die Jobcenter arg gekürzt hatte (siehe Kasten), trotzdem habe man gute Ergebnisse erzielt. Künftig wolle man die Arbeitsförderung noch stärker auf jeden Einzelnen zuschneiden, sagte Schade.
Allerdings ist längst nicht jeder, der einen Job hat, auch in der Lage, davon zu leben: Laut Maia hätten im vergangenen Jahr knapp 1000 Menschen Anspruch auf Sozialleistungen – vor allem Wohngeld – gehabt, obwohl sie in Vollzeit beschäftigt waren. Die Linke im Kreis hat erneut gefordert, dass rigoros gegen sittenwidrige Löhne vorgegangen wird. Das Geld, das sogenannte Aufstocker aus der Kreiskasse beziehen, solle man sich von den Arbeitgebern zurückholen, heißt es in einer Mitteilung. Das sei schwierig, erklärte Schade, denn oft würden Arbeitnehmer aus Angst um den Job nicht zugeben, dass sie zu wenig verdienen und zum Beispiel weniger Arbeitszeit angeben. Thomas Lähns
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