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DasWAR“S: Gute Sterne und sechs Körner

DasWAR“S Warum Peter Könnicke Horoskope nicht völlig egal sind Gestern habe ich in der Zeitung mein Tageshoroskop gelesen. Ich glaube nicht wirklich daran, aber hin und wieder interessiert es mich doch.

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DasWAR“S Warum Peter Könnicke Horoskope nicht völlig egal sind Gestern habe ich in der Zeitung mein Tageshoroskop gelesen. Ich glaube nicht wirklich daran, aber hin und wieder interessiert es mich doch. Laut gestrigem Astro-Tipp war ich empfänglich für die Vorschläge meines Gegenüber. Ehrlich gesagt hat mich keine passable Offerte erreicht. Vor ein paar Woche hätte mich ein solches Horoskop in arge Verlegenheit gebracht. Ich hatte einen Termin in der Teltower Biomalz-Fabrik, wo zu DDR-Zeiten Malzbonbons hergestellt wurden. Wenn ich könnte, würde ich das VEB-Naschwerk mit irgend etwas Ähnlichem vergleichen, was es heute bei ALDI oder Penny gibt. Das gibt es nicht. Wahrscheinlich haben sich deshalb die Biomalzfabrikanten überlegt, die Bonbons wieder herzustellen. Deshalb ist auch Andrea Wicklein nach Teltow gekommen. Eigentlich sitzt sie für die SPD im Bundestag, wo sie Mitglied im Ausschuss für Forschung und Technikfolgenabschätzung ist, was wichtig klingt. Viel wichtiger aber war Frau Wicklein und ihrer brünetten Büromitarbeiterin an diesem Tag herauszufinden, ob die Malzbonbons genauso schmecken wie früher. Aufgeregt hüpften sie zum Biomalz-Chef ins Büro und bekamen die Geschichte von der Rückkehr des deutschen demokratischen Malzdrops erzählt. Die Biomalzfabrik ist ein alter Bau aus Ziegelsteinen und verstaubten Lagerhallen, in denen auch Backmischungen für Brot hergestellt werden. Es riecht nach Korn und Mehl und beim Rundgang übers Fabrikgelände hatte ich beim Lesen der vielen Backrezepturen den Anschluss verloren. Am anderen Ende einer Lagehalle hörte ich hinter aufgestapelten Mehlsäcken Wicklein kichern. Als ich sie eingeholt hatte, drückte sie mir ein buntes Faltblatt in die Hand. Ich sah flüchtig drauf und las in dicken Buchstaben: „Warum Sex-Korn?“ Daneben war ein Brot abgebildet mit reichlich Körnern drauf – ich vermute mal sechs verschiedene Sorten. Verstohlen las ich die Erklärung, dass die Fruchtbarkeit des Mannes abhängig ist von einer ausreichenden Zinkversorgung. Um es so zu nennen: Ich war irritiert! Was hatte Zink mit Korn zu tun? Warum interessierte sich Andrea Wicklein für meine Fruchtbarkeit? Oder war es ihre Assistentin? Hatte das was mit Folgenabschätzung zu tun? Und überhaupt: Ging das nicht etwas über fürsorgliche Sozialpolitik hinaus? Ich entschied mich, das Faltblatt beiläufig einzustecken. Ich frage mich, was geschehen wäre, wenn mir das gestern passiert wäre – als die Sterne mich empfänglich stimmten für die Angebote meines Gegenübers. Wahrscheinlich wäre ich zum Bäcker gegangen.

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