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Potsdam-Mittelmark: Gutes Gewissen rund um die Uhr
Eltern im Schichtdienst können aufatmen: In Teltow ist die erste 24-Stunden-Kita eröffnet worden
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Teltow - Ob Altenpfleger, Polizisten, Verkäuferinnen oder Bauarbeiter – eine Kinderbetreuung neben Schichtdiensten ist für Mütter und Väter mit solchen Jobs kaum zu finden. Kitas öffnen oft nur zwischen 6 und 17 Uhr, am Wochenende oder in der Nacht schon gar nicht. Gerade Alleinerziehende betteln dann oft bei Oma und Opas oder Freunden, gelegentlich mit einem schlechten Gewissen, nur eine Notlösung für den Nachwuchs gefunden zu haben. Doch die Zeiten sind in Teltow nun vorbei.
In der Mahlower Straße hat das städtische „Unternehmen Kindertagesstätten“ die erste 24-Stunden-Kita für die Region eröffnet. In den nagelneuen und mit viel Liebe eingerichteten Räumen der Kita „Traumreich“ ist seit dieser Woche rund um die Uhr für die Kinder gesorgt, auch nachts und auf Wunsch am Wochenende. Das Angebot soll Eltern mit Schichtdiensten entlasten. Streng wird darauf geachtet, dass sie den Service nicht zweckentfremden. „Ein Kinderhotel sind wir nicht“, sagt Nadine Ganzert, die neue Kitachefin. „Wir werden keine Kinder von Eltern annehmen, die ins Kino wollen.“
Das „Traumreich“ ist auf dem Gelände der Seniorenwohnanlage Bethesda entstanden. Mit Unterstützung der Investitionsbank des Landes wurden die Räume in bunte Kinderwelten verwandelt. Es gibt einen Flur für Wettrennen, eine Schnuppergalerie, einen Bauraum mit Klötzen sowie Kletterburgen, deren Höhlen zum Schlafen dienen. „Für Kinder soll eine Übernachtung bei uns ein Abenteuer sein.“ Bewusst wurde auf normale Betten verzichtet – einzige Ausnahme: das Bett der Erzieher.
In der Regel sollen die Kinder nicht länger als zehn Stunden bleiben. Das wird jedoch bei Eltern mit Nachtschicht nicht möglich sein. Sie sind eingeladen, vor Schichtbeginn mit ihren Kindern in der Kita Abendbrot zu essen. Sie können die Kleinen auch umziehen, duschen, ins Bett bringen und in den Schlaf summen, bevor es zur Arbeit geht. Um den Rest kümmern sich Erzieher: Aufstehen, Zähneputzen, Frühstück, Mittag. Weil die Eltern nach der Arbeit selbst Schlaf brauchen, können sie ihre Kinder am Nachmittag abholen. Maximal 50 Stunden soll der Nachwuchs pro Woche in der Kita verbringen. Je Übernachtung wird ein Obolus von 10 bis 15 Euro erhoben, ansonsten gelten allgemeine Kita-Beiträge.
Bis zu 20 Kinder zwischen null und sechs Jahren können in den hellen Räumen unterkommen. Sie werden sich die neuen Spielsachen und den Spielplatz am Tage mit 15 Kindern der ebenfalls neuen Eltern-Kind-Gruppe „Philous“ teilen. Deren Leitung hat Annika Klemstein übernommen. Gemeinsam mit Müttern und Vätern wird sie deren Kinder in eigenen Räumen durch den Tag begleiten.
Dieses kostenlose Gruppenangebot richte sich an Familien, die auf eine längere Elternzeit setzen, und gilt für Kinder zwischen ein und drei Jahren. „Wir malen, wir matschen, wir basteln oder gehen in die Natur“, so Klemstein. Gemeinsam wird auch gekocht. „Da können die Kinder mitmachen.“ Die Erzieherin hilft auch aus, wenn Mutti oder Papa für ein paar Stunden etwas zu erledigen haben oder Zeit für sich brauchen.
Klemstein studiert mit den Eltern sogar neue Kinderlieder ein – wie das vom dicken Krokodil: „Es schmatzte und schmatzte, bis es platzte.“ Anders als die 24-Stunden-Kita ist die Eltern-Kind-Gruppe wochentags von 9 bis 15 Uhr zu erreichen. Freie Plätze gibt es noch für beide Angebote.
Informationen unter traumreich@teltow.de oder philous@philantow.de
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