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Potsdam-Mittelmark: Haarsalon auf Rädern

Wie zwei Geltower Friseurmeister eine besondere Dienstleistungsidee verwirklichen

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Wie zwei Geltower Friseurmeister eine besondere Dienstleistungsidee verwirklichen Von Karsten Sawalski Schwielowsee-Geltow. Friseurmeisterin Astrid Grothe kommt, wenn andere Feierabend machen. Punkt 17 Uhr verwandelt die Geltowerin die Küche der Potsdamer Familie Will in einen Haarsalon. Den eigentlichen Essensraum des Hauses in der Waldstadt wird sie allerdings blitzblank und sauber wieder verlassen, denn die junge Existenzgründerin hat im Sinne ihrer Dienstleistung an alles gedacht: Aus dem roten Firmenwagen mit dem groß gedruckten Verweis auf den Internetauftritt „ihrfriseuraufraedern.de“ holt die Unternehmerin nicht nur ihr Handwerkszeug, sondern auch einen Staubsauger, der kein Haar in der Wohnung lässt. „Die Idee hatten wir schon vor der Meisterprüfung“, sagt die 34-jährige Astrid Grothe, die zusammen mit dem 27-jährigen Friseurmeister Robert Socke seit dem 1. Juli dieses Jahres selbstständig einen mobilen Haarsalon betreibt. Entgegen aller Bedenken setzen die jungen Handwerksmeister ihre Idee als Geschäftskonzept um: Trotz des hohen Anteils an Schwarzarbeitern in der Branche und der vielzähligen Konkurrenz versuchen Grothe und Socke als mobile Dienstleister die Kunden zu erreichen, die nicht die Zeit finden, zum Friseur zu gehen. „Wir wollten etwas Eigenes machen“, erklärt Astrid Grothe den Schritt in die Selbstständigkeit, zu dem man ihr wenig Hoffnung machte: „Als wir uns beim Gewerbeamt anmeldeten sagte die Sachbearbeiterin: Hier sind wieder zwei Verrückte, die sich selbstständig machen wollen.“ Zum Glück gaben die beiden Existenzgründer nicht viel auf die Bedenkenträger. Die Fülle des Terminkalenders der Friseurmeisterin beweist, dass die Jungunternehmer mit ihrer Idee auf eine große Nachfrage gestoßen sind. Die erwartete Zielgruppe haben sie sogar noch erweitert. Zu den Berufstätigen in Zeitnot kommen ältere Leute hinzu, die ihre Wohnung nur noch beschwerlich verlassen können, aber auch junge Eltern, die wegen der Kinder an das Zuhause gebunden sind. Die unternehmnungstüchtigen Geltower Friseure bieten längst auch einen Spezialservice an: „Zu Hochzeiten oder zu anderen Anlässen können wir unsere Kunden noch frisieren, wenn sie schon festlich angezogen sind“, sagt Astrid Grothe. Dabei kann der Geltower Meisterbetrieb durchaus günstige Preise anbieten. „Wir mussten ja keine große Summen in einen Salon investieren, und daher sind unsere Betriebskosten wesentlich geringer“, erklärt die Existenzgründerin. Ein Trockenschnitt für Herren kostet 8 Euro und nur wenn die Friseure über 20 Kilometer weit fahren müssen, berechnen sie einen Aufpreis von 50 Cent pro Kilometer. Ihre Dienstleistung werde aber hauptsächlich von Stammkunden in Anspruch genommen, die in Potsdam, Werder oder in der näheren Umgebung leben, sagt die Geltowerin. Die meisten Termine könne sie deshalb schon vier bis fünf Wochen vorher in ihren Kalender eintragen und dann sei es kein Problem, die wenigen „Spontankunden“ schnell zu bedienen. Familie Will gehört zu den Stammkunden. Wenn Astrid Grothe alle vierzehn Tage in die Potsdamer Waldstadt fährt, muss sie etwas mehr Zeit mit bringen. Denn in dem geräumigen Haus warten nicht nur die Familienmitglieder auf die Haarbehandlung, sondern auch einige Angestellte, die im angeschlossenen Architekturbüro arbeiten. An jedem zweiten Freitagabend wird die Küche zum Mittelpunkt des Hauses, und die 90-jährigeGroßmutter, die als erste bedient wird, bleibt gerne mit der Trockenhaube in der Ecke sitzen, weil es so gesellig ist. Über einen Flyer ist die Familie auf die praktische Dienstleistung aufmerksam geworden. Zunächst habe man dabei an die Großmutter gedacht, erzählt Elisabeth Will, die als niedergelassene Ärztin tagsüber an die Praxis gebunden ist und früher viel Zeit damit verbrachte, ihre 90-jährige Mutter zum Haarsalon zu bringen.. „Ich bekomme ansonsten keinen Friseurtermin in meinem Terminkalender unter“, freut sich über den neuen Service auch Helmut Will, dessen Haare von der Geltower Friseurmeisterin extrem kurz gehalten werden Für Astrid Grothe ist es eine neue aber schöne Erfahrung, die Kunden in ihrem Zuhause kennen zu lernen. „Die Leute fühlen sich in ihrer eigenen Umgebung viel wohler und ich habe mehr Zeit, um sie zu beraten“, sagt die Unternehmerin, die im Salon immer unter dem Druck stand, dass dort schon der nächste Kunde auf der Bank wartete. Dadurch seien die Gespräche zwischen ihr und den Kunden auch intensiver, und bei einigen Terminen ergebe sich eine richtig nette Familienatmosphäre. Einmal sei sie sogar zu einer bevorstehenden Hochzeit eingeladen worden. Auf die Zukunft des eigenen Unternehmens blickt die Friseurin zwar zuversichtlich aber auch vorsichtig. Eine „Aufwärtsentwicklung“ sei schon anhand der steigenden Aufträge abzusehen, aber für die Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen sei es noch zu früh. „Wir wollen noch ein bis zwei Jahr abwarten, wie es sich entwickelt“, sagt die Friseurmeisterin, „und das Wichtigste ist, dass die Kunden immer zufrieden sind“. Ganz im Sinne des Dienstleistungsgedankens. Weitere Informationen über den Friseur auf Rädern unter : www.ihrfriseuraufraedern.de.

Karsten Sawalski

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