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Bahnstrecke Beelitz-Potsdam: Halbe Fahrzeit nach Potsdam

Die Deutsche Bahn will eine Brücke wieder aufbauen, damit Züge von Beelitz direkt in die Landeshauptstadt fahren können. Doch die Fertigstellung wird noch eine Weile dauern.

Von Enrico Bellin

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Beelitz/Michendorf - Vom Beelitzer Zentrum mit dem Zug in 20 Minuten zum Potsdamer Hauptbahnhof: Ab dem Jahr 2022 soll diese Fahrtzeit möglich sein. Die Deutsche Bahn will dafür eine Bahnbrücke zwischen den Bahnhöfen Beelitz-Stadt und Ferch-Lienewitz wieder aufbauen, um die Beelitzer Regionalbahnen auf direktem Weg nach Potsdam fahren zu lassen und die Fahrzeit zwischen beiden Innenstädten zu halbieren. Das bestätigte Bahnsprecher Gisbert Gahler auf Nachfrage der PNN.

Derzeit klafft eine mehr als 500 Meter lange Lücke im Schienenstrang an der Stelle, wo die Bahnstrecke Bad Belzig-Berlin überquert wird (PNN berichteten). Die Regionalbahnen aus Beelitz biegen daher nach Michendorf ab und enden in Berlin-Wannsee, auch von Ferch-Lienewitz fahren die Züge auf die Strecke nach Michendorf.

Erst 2022 soll die Verbindung stehen

Gahler zufolge wird aktuell eine Vorentwurfsplanung zum Brückenbau erstellt, man rechne mit fünf bis sechs Jahren Planungszeit für die Baudetails. „Da der Bau dann noch einmal bis zu 15 Monate dauern wird, rechnen wir mit einer realistischen Inbetriebnahme des Lückenschlusses im Jahr 2022“, so Gahler. Ob die alten Brückenpfeiler – bis 1998 gab es bereits eine direkte Linienführung, dann wurde die marode Brücke gesperrt und später abgerissen – noch verwendet werden können, stehe noch nicht fest. Neben der Brücke müssen Gahler zufolge auch das Streckengleis und die Sicherungstechnik erneuert werden, die Bahn schätzt die Kosten derzeit auf 7,6 Millionen Euro.

Das Geld für den Ausbau stamme aus Bundesmitteln, bestätigt Steffen Streu, Sprecher des Brandenburger Infrastrukturministeriums, den PNN. Das Projekt habe für das Land eine hohe Priorität. Wenn die Nutzung der Brücke wieder möglich ist, kann die umsteigefreie Direktverbindung nach Potsdam bei gleichbleibend guten Fahrzeiten nach Berlin angeboten werden, da man aus der Regionalbahn in Potsdam in die gleiche S-Bahn umsteigen kann, die man derzeit in Wannsee erreicht.

Verbesserungen auch für Michendorfer?

Auch für den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) ist der Brückenschlag bei Beelitz wichtig. Der VBB will mit der neuen Führung der Bahnlinie die derzeitige Regionalbahn 23 ersetzen, die von Potsdam über Ferch-Lienewitz nach Michendorf fährt. Laut VBB-Sprecherin Elke Krokowski soll es auch für die Michendorfer Verbesserungen geben: Derzeit fahren von dort zwei Bahnlinien nach Berlin, jeweils kurz hintereinander. Dann fährt lange nichts. „Wir werden zwischen Michendorf und Wannsee mit der neuen Linienführung einen glatten Halbstundentakt einrichten“, so Krokowski. Der stündliche Regionalexpress in die Berliner Innenstadt werde durch einen Zug ergänzt, der nur zwischen Michendorf und Wannsee pendelt.

Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) begrüßte die Ankündigung, in seiner Gemeinde kämpfe man schon seit Jahren für den Halbstundentakt. Mirbach bedauert aber, dass von Michendorf ab 2022 keine Züge mehr nach Beelitz und Potsdam Hauptbahnhof fahren sollen. „Man hat uns vor Jahren schon die Anbindung zum Schönefelder Flughafen gestrichen, jetzt sollen weitere Verbindungen ersatzlos wegfallen.“ Besonders für Michendorfer Schüler, die in Beelitz auf das Sally-Bein-Gymnasium gehen, sei der Wegfall der Bahnverbindung tragisch, da das Gymnasium direkt neben dem Beelitzer Bahnhof steht. Zwar gibt es zwischen beiden Orten eine Busverbindung, die nur wenige Minuten länger als der Zug braucht und zur Hauptverkehrszeit halbstündlich fährt. Die aus Potsdam kommenden Busse stünden jedoch öfter im Stau und seien kein Ersatz für den Zug. Zudem sei in den Bussen auch die Fahrradmitnahme eingeschränkt.

"Eine sensationelle Nachricht für Beelitz"

Auch Frank Böhnke, Geschäftsführer des Landesverbandes des Deutschen Bahnkundenverbandes (DBV), sieht eine Verschlechterung für Michendorf. Grundsätzlich seien der Aufbau der Bahnbrücke und die damit einhergehende Änderung der Linienführung zwar zu begrüßen, es fehlten jedoch aussagekräftige Untersuchungen zu den Pendlerströmen in der Region. „Wenn aus Richtung Beelitz wirklich mehr Menschen nach Potsdam pendeln als nach Michendorf und Berlin, ist die Investition gerechtfertigt.“ Böhnke zufolge stehe das jedoch nicht fest, womöglich könnten die Millionen für den Lückenschluss an anderer Stelle in Brandenburg sinnvoller eingesetzt werden.

Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) sieht im neuen Linienkonzept jedoch nur Vorteile. „Für Beelitz ist das eine sensationelle Nachricht, endlich hätten wir eine direkte Zugverbindung nach Potsdam.“ Den Verlust der Verbindung nach Michendorf sieht Knuth gelassen, schließlich gebe es noch den Regionalexpress zwischen Beelitz- Heilstätten und Michendorf. „Auch wenn meine Amtszeit 2018 endet, werde ich zur Eröffnungsfahrt im Zug nach Potsdam sitzen“, so Knuth.

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