Potsdam-Mittelmark: Hände weg von unserm Gehweg!
Die Gemeinde will die Anna-Seghers-Straße in Rehbrücke ausbauen. Doch die Anwohner haben andere Pläne
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Die Gemeinde will die Anna-Seghers-Straße in Rehbrücke ausbauen. Doch die Anwohner haben andere Pläne Nuthetal - Diplom-Ingenieur Ralf Joppa schaute am Dienstagabend manchmal etwas verzweifelt vom Podium in der Aula der Otto-Nagel-Gesamtschule herunter. Auf sieben handgeschriebenen Seiten hatte er die Planung für den Ausbau der Anna-Seghers-Straße zusammengefasst, jeden Kanaldeckel bedacht. Doch ihm gegenüber saß eine kleine, aber verschworene Gemeinschaft: acht Anwohner, die etwas andere Vorstellungen hatten als der Planer. Als Streitpunkt erwiesen sich in der Anwohnerversammlung vor allem die Gehwege. Ralf Joppa stellte zwei Varianten vor: eine so genannte wassergebundene Decke – wie die Wanderwege in Sanssouci – oder eine Pflasterung mit Betonsteinen. Beides aus Kostengründen wohl nur mit einem Meter Breite. Joppas Favorit waren die Betonsteine. Als Grund führte er die Instandhaltungskosten der wassergebundenen Decke an: „Auf 30 Jahre gerechnet, käme man auf den doppelten Preis im Vergleich mit Betonpflaster.“ Und die Kosten dafür, fügte der stellvertretende Bauamtsleiter Marek Keller hinzu, würde die Gemeinde den Anwohnern auferlegen. Die bevorzugen aber keine der beiden Lösungen. Sie möchten am liebsten, dass die Gehwege genauso unbefestigt bleiben, wie sie sind. Vor allem Pflaster passe nicht ins Bild der Straße. „Für die Instandhaltung sorgen die meisten selber“, sagte einer von ihnen. An die übrigen müsste man herantreten. Mit dieser Variante hatte wiederum Marek Keller ein Problem. Er verwies auf die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde. Außerdem sei fraglich, ob für den Ausbau ohne Gehwege Fördermittel flössen. Die Höhe der Gelder konnte allerdings auf Nachfrage der Anwohner nicht geschätzt werden. Denen war außerdem kein Unfall bekannt, der in den vergangenen Jahrztehnten auf den Gehwegen passiert war. Eine besondere Gefährlichkeit sahen sie auch nicht. Bernd Müller aus der Anna-Seghers-Straße war nicht der einzige, der darauf hinwies, dass die Bewohner 75 Prozent der Kosten tragen müssen und deshalb in ihren Wünschen auch beachtet werden wollen. Entscheiden müssen am Ende aber die Gemeindevertreter. Baubeginn soll im August sein, für Ende November ist die Fertigstellung geplant. Die Variante ohne Gehwege wird noch einmal geprüft, gleich am Mittwoch ist eine Anfrage beim Verkehrsamt des Kreises gestellt worden. Sollten die Gehwege trotzdem neu gemacht werden, sprachen sich die Anwohner für die wassergebundene Lösung aus mit einer Breite von einem Meter. Für die Zufahrten will man sich offen lassen, ob Beton- oder Granitsteine genommen werden. Die Straße selber wird wohl in einer aufgehellten Farbe asphaltiert. Ein anderer strittiger Punkt war die Versickerung des Regenwassers. Klaus-Peter Helmholdt, nicht nur Anwohner, sondern auch von Berufs wegen Experte, sprach sich für den Einbau von Rigolen aus, die das Wasser vor Ort versickern lassen. Das hielt Joppa für an dieser Stelle technisch nicht machbar und plädierte für eine Kanalisierung zum Rehgraben, wodurch der Straße allerdings Wasser entzogen würde. Man warf sich gegenseitig Fachbegriffe an den Kopf, argumentierte mit mittleren Grundwasserspiegeln und Bauvorschriften. Eine Anfrage beim Landesumweltamt soll nun Klärung bringen. Nach teilweise hitzigen Diskussionen waren am Ende alle einigermaßen zufrieden. Ein Anwohner bedankte sich bei Planern und Gemeinde für die Mühe und die schnelle Arbeit. Und inzwischen lächelte auch Ralf Joppa wieder. Volker Eckert
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