Potsdam-Mittelmark: Handwerk und Hightech
Cornelia Behm auf Visite bei Schuke Orgelbau
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Werder - Es war ein Kaltstart, den man nach der Wende hingelegt hatte: Plötzlich wurde der Betrieb wieder privat, von heute auf morgen musste die „Alexander Schuke Potsdam Orgelbau Gesellschaft“ auf dem freien Markt Fuß fassen. Und um die Kundschaft in Osteuropa war es ruhig geworden. Dennoch konnte sich das Traditionsunternehmen behaupten, arbeitet mittlerweile am neuen Standort – und ist zurzeit mit dem Bau einer Orgel für den Dom in Kaliningrad beschäftigt.
Jetzt besuchte die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Bündnisgrüne) das Unternehmen in den Werderaner Havelauen. Sie nahm einen Einblick in die neuen Werkshallen, ebenso wie in die Geschichte, denn die Entwicklung der Orgelbau-GmbH verfolge sie schon seit Jahrzehnten. Behm kann sich noch an die DDR-Zeiten erinnern: „Dies war einer der letzten Betriebe, die verstaatlicht wurden. Und doch war es bis zur Wende irgendwie ein Familienunternehmen.“ Auch nach der Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb 1972 hatte das langjährige Oberhaupt Hans-Joachim Schuke die Firma geführt. Sein Sohn Matthias konnte die Leitung aber erst 1990 wieder übernehmen – und stand nun vor großen Aufgaben.
Heute ist das Unternehmen mit über 30 Mitarbeitern gut aufgestellt. „Auch über längere Durststrecken wurden hier die Leute beschäftigt, darüber hinaus wurde auch ausgebildet“, würdigte Behm das Geschäftsprinzip. Von Schuke-Mitarbeiter Vincent Schaper – seit 1986 im Betrieb – ließ sie sich durch die Werkstätten führen und zeigen, wie hier traditionelles Handwerk und moderne Hightech zusammenlaufen. So ist die Hobelmaschine in der Gießerei computergesteuert. Die Zinnplatten, aus denen später die Pfeifen hergestellt werden, können automatisch bearbeitet werden. Entwickelt wurde dieses Prinzip in Zusammenarbeit mit der Uni Potsdam. Andererseits kann aber auch nicht auf geschickte Handarbeit verzichtet werden, so beim Verlöten der Pfeifen oder bei der Intonation.
Auch die Vorteile des neuen Standortes ließ sich Behm erläutern: Es kann auf einer Ebene gearbeitet werden, vor allem habe man hier viel Platz, so Schaper. Die Bedingungen für die Mitarbeiter hätten sich verbessert. Wo früher Muskelkraft gebraucht wurde, arbeiten hydraulische Hebesysteme, Absauganlagen sorgen für reine Luft. Dass das Unternehmen 2004 aus Potsdam wegziehen musste, sorgte bei der Abgeordneten für Kopfschütteln: „Die Stadt hat es nicht geschafft, eines ihrer ältesten Unternehmen zu halten.“ Der Sitz im Holländischen Viertel war zu klein geworden, doch für die Preise, welche die Landeshauptstadt für ihre Grundstücke verlangt hatte, habe man in Werder (Havel) bereits die halbe Halle aufbauen können, bilanzierte Vincent Schaper.
Nun gehen die Traditionsorgeln auf die Reise in Kirchen überall auf der Welt, auch nach Osten. So konnte Schaper selbst vor einigen Jahren an der Restaurierung einer Orgel mitarbeiten, die sein Vater einst mit aufgebaut hatte – im sibirischen Irkutsk. Bis Ende dieses Jahres soll die Kaliningrader Orgel fertig gestellt werden, ebenso jene für Samora in Mexiko. Die Orgel im Magdeburger Dom – auch daran wird hier gearbeitet – soll bis Mitte 2008 fertig sein. Thomas Lähns
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