Von Thomas Lähns: Hartz IV: Jeder Zehnte wohnt zu teuer
Jahresbericht der Maia zu Unterkunftskosten: 194 Haushalte bekommen nicht den vollen Satz gezahlt
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Potsdam-Mittelmark - Knapp jeder zehnte Hartz IV-Betroffene mit einer Mietwohnung im Landkreis lebt zu teuer. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Mittelmärkischen Agentur zur Integration in Arbeit (Maia) hervor. Die Behörde in Belzig betreut und vermittelt nicht nur Langzeitarbeitslose, sondern zahlt auch das Wohngeld. Laut Maia würden für 546 der insgesamt 5 772 Bedarfsgemeinschaften mit Mietwohnung zu hohe Gesamtkosten anfallen. In zwei Dritteln der Fälle liege das an einer zu großen Wohnung.
In den übrigen Fällen würden die Höhe der Kaltmiete, die Betriebs- oder die Heizkosten den Rahmen sprengen. Als extremes Beispiel wird ein Langzeitarbeitsloser genannt, der für seine 50-Quadratmeter-Wohnung 832 Euro Miete zahlt und die volle Summe vom Kreis erstattet haben möchte. Sein Antrag wurde jedoch abgelehnt: Nur ein angemessener Betrag werde erstattet, heißt es in dem Bericht, gut 500 Euro muss er selbst zahlen. Die Höchstgrenzen für Wohnfläche, Miet- und Betriebskosten sind im Landkreis Potsdam-Mittelmark klar geregelt: Für einen Ein-Personen-Haushalt liegen sie zum Beispiel bei maximal 50 Quadratmetern Wohnfläche und einer Grundmiete zwischen 217 Euro im Raum Belzig und 237 Euro im Raum Werder. Bei vier Personen liegen die Grenzwerte bei 90 Quadratmetern Wohnfläche und maximal 391,50 bis 427,50 Euro Monatsmiete. Auch die Betriebs- und Heizkosten übernimmt der Landkreis – ebenfalls gestaffelt nach Regionen. Für Strom hingegen muss jeder selbst aufkommen.
Die vorgeschriebenen Werte würden sich im Vergleich zu anderen Landkreisen und Kommunen eher an der Obergrenze bewegen, so die Einschätzung der Maia. Wer die Höchstgrenzen überschreitet, muss innerhalb von sechs Monaten nachweisen, dass er sich zumindest „bemüht“ hat, die Kosten zu senken – zum Beispiel, indem er sich auf Wohnungssuche begibt. In 194 aktuellen Fällen ist dies jedoch nicht geschehen, hier hat die Maia laut Bericht nicht die volle Höhe der Unterkunftskosten übernommen. Unterm Strich würden damit nur zweieinhalb Prozent der Bedarfsgemeinschaften nicht die tatsächlich entstehenden Kosten gezahlt bekommen. „Deshalb besteht aus Sicht der Maia derzeit kein Handlungsbedarf“, so das Fazit.
Neben den zahlreichen Hartz IV-Betroffenen in Mietwohnungen leben 1612 Bedarfsgemeinschaften in ihren eigenen vier Wänden, besitzen also ein Haus oder eine Wohnung. Auch dafür können Unterkunftskosten in Anspruch genommen werden, zum Beispiel in Form eines Pauschalbetrages für Instandhaltungsarbeiten am Gebäude oder Geld für das Abzahlen eines Kredites – zusätzlich zu Heiz- und Betriebskosten. Von den Haus- und Wohnungseigentümern würden insgesamt nur 17 Gemeinschaften zu teuer wohnen, bilanziert die Maia, und das liege in fast allen Fällen in erster Linie an der zu hohen Wohnfläche.
27 Millionen Euro Wohngeld hat der Landkreis im vergangenen Jahr ausgezahlt, 23 Prozent davon kommen vom Bund. Eine erfreuliche Bilanz gibt es indes bei der Gesamtzahl der Hartz IV-Emfpänger zu vermelden: Die lag laut Maia-Bericht im Februar 2010 bei gut 13 800. Das sind 700 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
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